Panorama

Corona-Pandemie macht Immobilien-Boom in US-Großstädten zunichte

Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass zahlreiche US-Amerikaner aus den Großstädten in die Kleinstädte und aufs Land ziehen. Die Immobilienpreise in den Großstädten wie New York und San Francisco sinken.
15.06.2020 10:00
Lesezeit: 2 min

Es besteht kein Zweifel, dass die lang anhaltenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie eine wesentliche Veränderung in der Sichtweise der Verbraucher auf den Kauf von Eigenheimen umfassen werden. Junge Menschen und Familien gehen in den USA dazu über, sich Eigenheime in den Vororten der Großstädte zu suchen.

Dazu gehören Leute wie Desiree Duff, über die Bloomberg in der vergangenen Woche berichtet hatte. Als ehemalige Barkeeperin in New York hat sie ihre Wohnung in Brooklyn verlassen, um wieder bei ihren Eltern in South Carolina einzuziehen. Sie sagt, dass sie den Reiz des Lebens in der Großstadt “überdenken” muss.

Duff wörtlich: “Wenn ich nicht weiß, wie meine Zukunft dort aussieht, überlege ich es mir noch einmal. Vielleicht sollte ich nach Abschluss meines Mietvertrags woanders hinziehen, in eine kleinere Stadt, die weniger infiziert war, so sehr mir das das Herz bricht.”

Deniz Kahramaner, der Gründer des datengesteuerten Immobilienmaklers Atlasa, sagt: “Die Attraktion der Stadt ist das soziale Leben, die Dating-Szene, Bars, Restaurants und die Möglichkeit, am Wochenende lustige Dinge zu tun. Ohne diese Attraktionen ist es sehr sinnvoll, das Schiff einfach zu verlassen und zu den Eltern zurückzukehren.”

Charley Goss, Manager bei der San Francisco Apartment Association, meint: “Es ist eine sehr schwere Zeit für den Mieter, aber es ist auch eine sehr schwere Zeit für den Vermieter.”

Goss führte eine Umfrage durch und stellte fest, dass 17 Prozent der Vermieter in der Region San Francisco Mieter hatten, die Mietverträge annullierten oder für 30 Tage auszogen.

Alexa Lewis, eine 24-Jährige, die in San Francisco lebte, hatte zuvor eine Mitbewohnerin. Doch nach der Corona-Sperre zog ihre Mitbewohnerin aus. Sie hatte eine Miete von 4.900 US-Dollar pro Monat und keine Ahnung, was sie tun sollte. Also handelte sich mit ihrem Vermieter einen Mittelweg aus, um die Mieter begleichen zu können.

Goss meint, dass die Nachfrage nach Wohnungen in den Metropolen sinken wird. Das gelte auch für New York City.

Kahramaner sagt über den Markt in San Francisco: “Die Leute verlassen San Francisco, um zu versuchen, ein Haus in Marin oder East Bay zu kaufen. Die Menschen haben ein erneutes Interesse am Vorstadtleben.”

Daniel Chandross, ein 23-Jähriger, der für Google arbeitet, zahlt Miete für eine leere Wohnung, nachdem er mit seiner Familie in den Mittleren Westen zurückgezogen ist. Ihr Mietvertrag endet bald und es sieht nicht so aus, als würden sie ihn verlängern. “Wir prüfen die Möglichkeit, unsere Sachen in ein Lagerhaus zu bringen. Kein Grund, Geld für Miete zu verschwenden.”

Noch kann sich mit Sicherheit gesagt werden, ob es einen langfristigen Trend zur Abwanderung aus den Großstädten kommt. Doch die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich viele US-Amerikaner aus gesundheitlichen Gründen Gedanken darüber machen, ob sie nicht in kostengünstige Gebiete mit einer geringen Bevölkerungsdichte ziehen sollen.

Ob eine derartige Entwicklung auch in Deutschland einsetzt, muss beobachtet werden. Bisher hat sich die Pandemie nicht sonderlich auf den Immobilienboom in Deutschland ausgewirkt. Die Immobilienpreise steigen weiter an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....