Finanzen

Ökonomen loben Umfang der Hilfen für die Wirtschaft

Deutsche Ökonomen haben den Umfang der Hilfen für die Wirtschaft in der Coronakrise gelobt. Der Umfang der haushaltswirksamen Maßnahmen beträgt insgesamt 353,3 Milliarden Euro und der Umfang der Garantien insgesamt 819,7 Milliarden Euro.
04.06.2020 11:12
Lesezeit: 2 min
Ökonomen loben Umfang der Hilfen für die Wirtschaft
25.03.2020, Berlin: Olaf Scholz (SPD), Bundesminister der Finanzen, nimmt zu Beginn der 154. Sitzung des Bundestags seine Aktentasche hoch. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Deutsche Ökonomen loben den Schritt der Bundesregierung, der Wirtschaft im Verlauf der Corona-Krise zu helfen. 60 Prozent halten es für angemessen, die Staatsausgaben um 353,3 Milliarden Euro zu erhöhen und zusätzlich Garantien von 819,7 Milliarden auszusprechen. Das ist Ergebnis des Ökonomenpanels, einer Befragung durch das ifo Institut und die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter rund 120 Professoren an deutschen Universitäten, die noch vor dem Konjunkturpaket abgeschlossen wurde. „Das Lob im Allgemeinen geht mit Kritik im Detail an diskutierten Maßnahmen wie der Abwrackprämie einher“, so Niklas Potrafke vom ifo Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie.

Als zu hoch stufen die Hilfen nur rund 18 Prozent ein, als zu niedrig 4 Prozent. Dazu passt, dass 62 Prozent der Befragten die Risiken für die Tragfähigkeit der deutschen Staatsfinanzen als „gering“ oder „sehr gering“ erachten und nur 37 Prozent als „hoch“ oder „sehr hoch“. Finanziert werden sollten die Ausgaben durch eine Kombination aus höheren Steuereinnahmen und geringeren Staatsausgaben, sagen 35 Prozent. 29 Prozent sagen „gar nicht“, und 20 Prozent wollen nur die Staatsausgaben verringern, so das ifo Zentrum in einer Mitteilung.

Anderen europäischen Ländern wollen die Volkswirte helfen mit einer Mischung aus Krediten und Zuschüssen. Das sagen 50 Prozent. Nur mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen, sagen 25 Prozent. Nur mit Krediten finden 9 Prozent und „gar nicht“ finden 8 Prozent. Eine gemeinsame Schuldenaufnahme der EU, wie sie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron wollen, lehnen allerdings 38 Prozent ab, 35 Prozent sind dafür, 26 Prozent antworteten „teils-teils“.

Größte Zustimmung findet der Vorschlag, Verlustrückträge für Unternehmen auszuweiten. 90 Prozent gaben "positiv" oder "eher positiv" an. Die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes mit zeitlicher Staffelung stößt bei 43 Prozent auf große Zustimmung. Die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes zu verlängern, sehen 31 Prozent "positiv". Eine frühere Abschaffung des Solis finden 31 Prozent "positiv". Kulturschaffende mit einem Einkommensausgleich zu unterstützen, halten 25 Prozent für eine sehr gute Maßnahme, genauso wie Investitionszuschüsse für Unternehmen, die ebenfalls von 25 Prozent stark befürwortet werden.

Die Umsatzsteuer für die Gastronomie zeitweise zu senken, findet mehr Kritiker als Befürworter. 43 Prozent gaben "positiv" oder "eher positiv" an, 56 Prozent "negativ" oder "eher negativ". Eine zeitweise Senkung der Umsatzsteuern für alle Branchen findet nur bei 35 Prozent Zustimmung, aber bei 63 Prozent Ablehnung. Einmalzahlungen an Familien finden 34 Prozent gut, aber 64 Prozent nicht. Konsumgutscheine für örtliche Geschäfte befürworten 26 Prozent, 68 Prozent lehnen dies ab. 16 Prozent sind für eine Mobilitätsprämie, 60 Prozent sind dagegen.

Eine finanzielle Förderung von Urlaub in Deutschland lehnen 89 Prozent der Volkswirte ab. Komplett durchgefallen sind auch Kaufprämien für Neuwagen. 89 Prozent sprachen sich dagegen aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...