Die Personalberatungs- und Recruiting-Branche wird von der Corona-Krise schwer gebeutelt. Mehr als 40 Prozent der entsprechenden Unternehmen haben bereits Kurzarbeit angemeldet, rund ein Drittel nimmt staatliche Soforthilfe in Anspruch. Im April brachen die Neuaufträge um 60 Prozent gegenüber dem März ein – und da hatte sich die Corona-Krise schon bemerkbar gemacht. Gleichzeitig wurde im April fast jeder vierte Auftrag wieder zurückgenommen oder auf Abwarten gestellt. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass vor allem kleinere Beratungshäuser Probleme haben, und zwar ganz besonders diejenigen, die sich auf Branchen spezialisiert haben, die von Corona besonders betroffen sind.
Das sind vor allem die Automobil- und Zulieferer-Industrie sowie der Handel. Für auf diese Segmente spezialisierten Beratungshäuser ist mit Insolvenzen zu rechnen. Starke Auftragsrückgänge verzeichnen die Berater aber auch in Bereichen, die von der Krise eher nicht betroffen sind, beispielsweise der Lebensmittel-Industrie.
Es gibt allerdings auch einige wenige Branchen, die weiterhin fleißig Suchaufträge verteilen: Eine davon sind IT-Dienstleister, die beispielsweise Experten suchen, die Kunden bei der Bewältigung Corona-spezifischer IT-Probleme helfen. Auch Distributionslogistiker, die vom starken Anstieg des E-Commerce profitieren, sind auf der Suche nach Fachkräften.
Ein Branchen-Insider, der seinen Namen nicht gedruckt sehen möchte, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die Zukunft der Personalberatungs-Branche völlig offen sei: „Ich rechne mit einer ganzen Reihe von Insolvenzen, was natürlich die zukünftigen Marktaussichten für diejenigen, die die Krise überleben, verbessert. Entscheidend wird sein, wie rasch nach Überwindung der Krise die Normalität wieder eintritt. Schlimmstenfalls werden sich die Unternehmen in Erwartung einer zweiten Welle weiterhin mit Einstellungen zurückhalten und diejenigen – relativ wenigen – Einstellungen, die sie vornehmen (müssen), mit der eigenen Personalabteilung realisieren, statt mit der Hilfe von Beratern. Und was die Mitarbeiter angeht: Die Angst vor einer zweiten Welle könnte sie dazu veranlassen, ihren aktuellen Arbeitsplatz lieber nicht aufzugeben, um nicht als Neuangestellte – womöglich in der Probezeit – am ehesten von Entlassungen betroffen zu sein.
Bestenfalls wird der angestaute Damm brechen und werden die Berater von Kundenaufträgen überhäuft und von wechselwilligen Bewerbern überschwemmt werden.
Ich persönlich rechne eher nicht mit dem zweiten Szenario. Ich wäre schon zufrieden, wenn sich die Situation wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit einpendelt.“