Deutschland

Personalberater: Eine Branche kämpft ums Überleben

Corona beutelt Deutschlands Personalberatungen schwer - viele werden die Krise nicht überleben.
11.06.2020 12:43
Lesezeit: 1 min
Personalberater: Eine Branche kämpft ums Überleben
Deutschlands Personalberater und Headhunter werden von Corona schwer gebeutelt. (Foto: dpa) Foto: Soeren Stache

Die Personalberatungs- und Recruiting-Branche wird von der Corona-Krise schwer gebeutelt. Mehr als 40 Prozent der entsprechenden Unternehmen haben bereits Kurzarbeit angemeldet, rund ein Drittel nimmt staatliche Soforthilfe in Anspruch. Im April brachen die Neuaufträge um 60 Prozent gegenüber dem März ein – und da hatte sich die Corona-Krise schon bemerkbar gemacht. Gleichzeitig wurde im April fast jeder vierte Auftrag wieder zurückgenommen oder auf Abwarten gestellt. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass vor allem kleinere Beratungshäuser Probleme haben, und zwar ganz besonders diejenigen, die sich auf Branchen spezialisiert haben, die von Corona besonders betroffen sind.

Das sind vor allem die Automobil- und Zulieferer-Industrie sowie der Handel. Für auf diese Segmente spezialisierten Beratungshäuser ist mit Insolvenzen zu rechnen. Starke Auftragsrückgänge verzeichnen die Berater aber auch in Bereichen, die von der Krise eher nicht betroffen sind, beispielsweise der Lebensmittel-Industrie.

Es gibt allerdings auch einige wenige Branchen, die weiterhin fleißig Suchaufträge verteilen: Eine davon sind IT-Dienstleister, die beispielsweise Experten suchen, die Kunden bei der Bewältigung Corona-spezifischer IT-Probleme helfen. Auch Distributionslogistiker, die vom starken Anstieg des E-Commerce profitieren, sind auf der Suche nach Fachkräften.

Ein Branchen-Insider, der seinen Namen nicht gedruckt sehen möchte, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die Zukunft der Personalberatungs-Branche völlig offen sei: „Ich rechne mit einer ganzen Reihe von Insolvenzen, was natürlich die zukünftigen Marktaussichten für diejenigen, die die Krise überleben, verbessert. Entscheidend wird sein, wie rasch nach Überwindung der Krise die Normalität wieder eintritt. Schlimmstenfalls werden sich die Unternehmen in Erwartung einer zweiten Welle weiterhin mit Einstellungen zurückhalten und diejenigen – relativ wenigen – Einstellungen, die sie vornehmen (müssen), mit der eigenen Personalabteilung realisieren, statt mit der Hilfe von Beratern. Und was die Mitarbeiter angeht: Die Angst vor einer zweiten Welle könnte sie dazu veranlassen, ihren aktuellen Arbeitsplatz lieber nicht aufzugeben, um nicht als Neuangestellte – womöglich in der Probezeit – am ehesten von Entlassungen betroffen zu sein.

Bestenfalls wird der angestaute Damm brechen und werden die Berater von Kundenaufträgen überhäuft und von wechselwilligen Bewerbern überschwemmt werden.

Ich persönlich rechne eher nicht mit dem zweiten Szenario. Ich wäre schon zufrieden, wenn sich die Situation wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit einpendelt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Politik
Politik Gegengewicht zu China: Japan und USA stärken Allianz
28.10.2025

Die USA bleiben Japans Schutzmacht. Bei einem Gipfeltreffen in Tokio kündigen beide Länder eine weitere Vertiefung ihrer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Einkaufsmanagerindex Deutschland: Das Comeback der Wirtschaft hat eine gefährliche Schwachstelle
28.10.2025

Die deutsche Wirtschaft wächst so stark wie seit Jahren nicht mehr – doch der Aufschwung hat Schattenseiten. Während Dienstleistungen...

DWN
Finanzen
Finanzen Überbewertete KI-Aktien: Auf neue Sektoren setzen
28.10.2025

Rekorde an den Börsen, Gold fällt, und Investoren ziehen sich aus überbewerteten KI-Aktien zurück. Wall-Street-Veteranen sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen PayPal-Aktie hebt ab: Kooperation mit OpenAI und starke Quartalszahlen sorgen für Kursfeuerwerk
28.10.2025

Die PayPal-Aktie erlebt derzeit ein beeindruckendes Comeback. Nach Bekanntgabe einer Kooperation mit dem KI-Unternehmen OpenAI und der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tipico verkauft: Milliarden-Deal stärkt Sportwettenmarkt
28.10.2025

Tipico, einer der größten Sportwettenanbieter Deutschlands, wechselt für Milliarden den Besitzer. Der französische Konzern Banijay...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche sparen weniger: International aber weit vorn
28.10.2025

Knapp 270 Euro im Monat legen Privathaushalte in Deutschland im Schnitt zurück. Damit sinkt die Sparquote gegenüber dem vergangenen Jahr....

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Rüstungsindustrie überholt die USA: Boom bei Verteidigungsausgaben lässt Rüstungsaktien steigen
28.10.2025

Europas Rüstungsindustrie wächst rasant, angetrieben von höheren Verteidigungsausgaben und neuen EU-Investitionsprogrammen. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum statt Ausschüttung: Sind Dividenden überbewertet?
28.10.2025

Viele Anleger jagen Dividenden – Martynas Karčiauskas tut das Gegenteil. Er setzt auf Kapitalrendite, Geduld und globale Allokation. Mit...