Generalmajor Omar al-Tantush, der der wichtigste Kommandant des Söldner-Generals Chalifa Haftar im Westen Libyens ist, wurde von libyschen Regierungstruppen, die von der Türkei unterstützt werden, festgenommen. Die Festnahme erfolgte Samstagabend. Das teilt das Ankara Institute of Russian Studies (Rusen) mit. Tantush ist Kommandeur der 4. Brigade der Söldner-Armee Haftars, die sich „Libyan National Army“ (LNA) nennt.
Im Konflikt um Libyen in Nordafrika stehen Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Frankreich und Ägypten auf der Seite des Generals Chalifa Haftar. Die Türkei dagegen unterstützt die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Die EU schaut des Beginn des Konflikts im Jahr 2011 relativ tatenlos zu. Folglich hat sie keinen großen Einfluss auf die Ereignisse in Libyen.
Die Zeitung dänische „Politiken“ wörtlich: „Die Nato, die EU und die Arabische Liga sollten sich schämen. Libyen blutet seit neun Jahren und weder die arabische noch die europäische Welt, die beide in den Bürgerkrieg verstrickt sind, sind dazu bereit, Verantwortung zum Stoppen des Krieges zu übernehmen. Es ist eine Tragödie für die Libyer. Ein Schandfleck für die Arabische Liga und ein genauso unerträglicher Schandfleck für die Ambitionen der EU zu einer gemeinsamen Außenpolitik und die Verpflichtung der Nato zu einer gemeinsamen Sicherheitspolitik. Von den USA von Trump kann man nichts erwarten, und Putins Russland setzt politisch auf beide Pferde. So gleicht all das nicht nur Chaos. Es ist ein regelrechter Alptraum für die Libyer - und für die Nato, EU und arabische Welt: ein absolutes und schändliches Fiask.“
Die österreichische Zeitung „Die Presse“ berichtet: „So wie in Syrien sind nun auch in Libyen Moskau und Ankara die bestimmenden Mächte. Nach Syrien ist Libyen der zweite Konflikt vor der eigenen Haustüre, auf den die Europäer so gut wie keinen Einfluss haben. Zu lang haben sie sich von nationalstaatlichen Interessen treiben lassen oder einfach zugeschaut, wie andere das Kommando übernehmen. Militärisch haben Ankara und Moskau in der Hand, was in Libyen geschieht. Doch mittel- bis langfristig können sie keine Stabilität bringen. (...) Sowohl Russland als auch die Türkei sind wirtschaftlich zu schwach, um Syrien oder Libyen wieder auf die Beine zu helfen. Das wäre die Chance der EU-Staaten, sich stärker einzubringen. Doch dafür müssten sie endlich an einem Strang ziehen. Sollte die Lage in Libyen völlig kippen, würde das der Nachbar Europa schmerzhaft zu spüren bekommen.“
Die „NZZ“ meint: „Wie in Syrien scheinen Putin und Erdogan in Libyen zu Deals bereit, um ihre Interessensphäre auszuweiten. Beide Seiten würden mit der Bildung einer starken Einheitsregierung an Einfluss verlieren und ziehen einen Bürgerkrieg auf niedriger Flamme deshalb vor. Kairo und Abu Dhabi werden aber kaum zulassen, dass sich ein faktisch geteiltes Libyen unter russischer und türkischer Oberhoheit stabilisiert. Sie werden weiter verdeckt militärisch mitmischen und lokale Machtkämpfe schüren. Die Passivität der USA und die Zerstrittenheit der EU haben dazu geführt, dass der Westen seinen Einfluss in dem erdölreichen nordafrikanischen Land verloren hat. Erfolglose Friedensverhandlungen und gescheiterte Versuche, das Uno-Waffenembargo durchzusetzen, sind Ausdruck davon. In Libyen haben heute diejenigen das Sagen, die militärisch mitmischen.“
Oliver Owcza, deutscher Botschafter in Libyen, hatte sich vor wenigen Tagen mit dem Söldner-General Haftar getroffen. Die dpa wörtlich: „In einem Tweet hatte Botschafter Oliver Owcza am Mittwoch über das Treffen berichtet und betont, dass er seine Sorge über die andauernde Militärkampagne und den Einfluss auf die Zivilbevölkerung zum Ausdruck gebracht habe. Zahlreiche Internetnutzer kritisierten die Zusammenkunft und bezeichneten Haftar dabei als ,Kriegsverbrecher‘ und ,Mörder‘.“
Noch im Januar hatte sich Deutschland als Gastgeber einer internationalen Konferenz intensiv um eine Vermittlung zwischen den Konfliktparteien und ihren ausländischen Unterstützern bemüht. Viele Kommentatoren kritisieren unter dem Tweet des deutschen Botschafters, dass Haftar nicht Teil der politischen Lösung im Libyenkonflikt sein könne.
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