WieDas Jahr 1975: In Deutschland regiert eine SPD/FDP-Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Der Vietnamkrieg geht mit der Niederlage der Weltmacht USA zu Ende. In China tobt unter Mao Zedong die Kulturrevolution. Und die deutsche Fußballmeisterschaft geht an Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach, Zweiter wird Hertha BSC, während Bayern München mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier abgeschlagen auf Rang 10 landet.
Die Anzahl der in Deutschland produzierten Autos geht im Zuge der Ölkrise auf 2,9 Millionen zurück.
In allen darauffolgenden Jahren bis 2019 werden immer deutlich mehr, in Zahlen: mindestens 3,5 Millionen Autos produziert (der Höchststand wird 2011 mit 5,9 Millionen erreicht). Und 2020: Fällt die Produktion im Zuge der Corona-Krise auf 3,4 Millionen. Das heißt: Dieses Jahr laufen in der Bundesrepublik so wenige Autos vom Band wie seit 1975 nicht mehr. Wobei die Bundesrepublik damals 62 Millionen Einwohner hatte. Das heißt, ein produziertes Auto kam auf 21,38 Einwohner. Heute leben in der Bundesrepublik 81,5 Millionen Menschen. Das heißt, ein produziertes Auto kommt auf 23,97 Einwohner. Im Verhältnis gesehen ist der diesjährige Output also sogar noch geringer als der im Krisenjahr 1975.
Für die deutsche Automobilwirtschaft, und damit für die deutsche Volkswirtschaft insgesamt, bedeuten diese Zahlen eine Katastrophe. Zumal sich laut Berechnungen des Automobil-Experten Ferdinand Dudenhöffer die Situation in den nächsten Jahren nicht verbessern wird. Dudenhöffer: „Wir müssen in den nächsten Jahren von einem tiefen Produktionsniveau ausgehen. Für die Autobauer und Zulieferer heißt das ganz klar, Abbau von Produktionskapazitäten. Es sieht ganz so aus, als würde Deutschland von Kurzarbeit in die Entlassungswelle steuern. Nach unserer Einschätzung kostet die Krise in Deutschland gut 100.000 Arbeitsplätze in der Automobil- und Zulieferer-Industrie.“