Politik

Frankreich: Schwere Straßen-Kämpfe zwischen Tschetschenen und Nordafrikanern mit Kriegswaffen

In der französischen Stadt Dijon bekämpfen sich Tschetschenen und Nordafrikaner mit Sturmgewehren und Kriegswaffen. Interessant ist die Frage, wie die tschetschenischen Flüchtlinge überhaupt an die Waffen kommen.
18.06.2020 09:53
Aktualisiert: 18.06.2020 09:53
Lesezeit: 2 min
Frankreich: Schwere Straßen-Kämpfe zwischen Tschetschenen und Nordafrikanern mit Kriegswaffen
Tschetschenische Flüchtlinge in Dijon mit halbautomatischen Waffen. (Foto: Youtube)

Massive gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Tschetschenen und einer weiteren Gruppe in einem Vorort der Stadt Dijon sorgen derzeit in Frankreich für Entsetzen. Es seien zwei Einheiten eines Spezialeinsatzkommandos zur Unterstützung der Polizei vor Ort im Einsatz, sagte Innenstaatssekretär Laurent Nuñez am Dienstag in Dijon. Er habe keinen Zweifel, dass durch die eingeleitete Untersuchung der Vorfälle die Täter ermittelt würden. Im Vorort Grésilles im Nordosten von Dijon waren mehrere Nächte in Folge von schwer bewaffneten Tschetschenen Gegenstände und Autos in Brand gesetzt und Barrikaden errichtet worden.

Die Einsatzkräfte hätten es teilweise mit 50 bis 100 Menschen zu tun gehabt, die «mit Schlagstöcken, Sturmgewehren und Kriegswaffen» ausgerüstet gewesen seien, sagte der regionale Vorsitzende der Gewerkschaft der Nationalpolizei Alliance PN, Stéphane Ragonneau, der Nachrichtenplattform Franceinfo. Der Vorfall könne aufgrund seiner Extremität nicht mit anderen Auseinandersetzungen in Vororten verglichen werden. Auf im Internet zirkulierenden Videos sind zahlreiche halbautomatische Waffen zu sehen, welche die Flüchtlinge aus Tschetschenien mit sich führen.

Streit zwischen Tschetschenen und Nordafrikanern

Hintergrund der Zusammenstöße war der Polizei zufolge ein Streit zwischen Mitgliedern einer tschetschenischen und einer Gruppe von Bewohnern Grésilles' mit nordafrikanischen Wurzeln. Die Tschetschenen hätten ab Freitag in sozialen Netzwerken gegen die andere Gruppe mobil gemacht, erklärte der Staatsanwalt von Dijon, Eric Mathais, im Radiosender France Bleu. Zuvor sei ein Jugendlicher aus der tschetschenischen Gruppe verletzt worden. Drei Abende in Folge seien deshalb bis zu 140 Menschen nach Grésilles gekommen, so Mathais. Mehrere Personen seien verletzt worden. Es habe zunächst vier Festnahmen gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Videoaufnahmen zeigen, wie dutzende Tschetschenen mit halbautomatischen Kriegswaffen durch die Straßen ziehen - von der Polizei war weit und breit nichts zu sehen.

Während am Montagabend die Situation in Grésilles ruhig blieb, wurden Medienberichten zufolge im südwestlichen Vorort Chenôve mehrere Fahrzeuge angezündet. Konservative und rechte Oppositionspolitiker warfen der Regierung vor, nicht schnell genug eingegriffen zu haben.

Dijon ist ein eher ungewöhnlicher Schauplatz für gewalttätige Auseinandersetzungen in Frankreich. Während es in den Vorstädten der Hauptstadt Paris oder der Küstenmetropole Marseille häufiger zu Zusammenstößen mit der Polizei kommt, gilt die Stadt in der ostfranzösischen Region Burgund als ruhiges Pflaster. Er verstehe, dass die Bevölkerung nun verunsichert sei, sagte Nuñez. Bei der Ermittlung der Täter gebe es Hinweise, so der Staatssekretär.

Wie die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag berichtete, hätten Ermittler inzwischen sechs Menschen festgenommen. Wie der Staatsanwalt von Dijon, Eric Mathais, am Donnerstag mitteilte, kamen die Verdächtigen in Polizeigewahrsam. In mehreren Städten gab es Durchsuchungen. Zur Nationalität der Festgenommenen gab es keine Angaben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP handelt es sich um Tschetschenen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?