Libyens Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch hat die EU und die europäischen Länder um Hilfe im Kampf gegen seinen Widersacher, General Chalifa Haftar, gebeten. „Seit mehr als 14 Monaten werden unsere Hauptstadt und die umliegende westliche Region Libyens durch den illegalen und unmoralischen Angriff eines Schurkengenerals tyrannisiert. Während dieser Zeit haben wir all die Grausamkeiten erlebt, die ein Krieg mit sich bringt, vor allem, wenn dieser ohne die geringste Rücksicht auf allgemein ethische Grundsätze geführt wird, geschweige denn unter Einhaltung des Völkerrechts. Ein Krieg voller Verbrechen, die von einem einzelnen Mann begangen werden, dessen einziger Ehrgeiz es ist, Libyen in einen totalitären Staat und eine Diktatur zu verwandeln“, schrieb Al-Sarradsch in einem Gastbeitrag für die „Welt“.
Die Regierung werde nie nachgeben und nie erlauben, dass Libyen in eine Diktatur verwandelt werde, so Al-Sarradsch. „Heute bitte ich die europäischen Länder und die Europäische Union darum, uns beim Erreichen dieses Ziels zu unterstützen“, heißt es in dem Beitrag weiter. Der Türkei, die die Regierung militärisch unterstützt, sei man zutiefst dankbar. „Angesichts der Tatsache, dass die UN keine praktischen Schritte unternahmen, Haftars Angriff zu stoppen, behielten wir uns das Recht der Selbstverteidigung vor. Dabei möchte ich unsere tiefste Anerkennung und Dankbarkeit gegenüber der Türkei aussprechen, die praktische Schritte gegen den Angriff unternimmt und so mit gutem Beispiel vorangeht“, so al-Sarradsch.
Söldner-General Haftar, der für eine Vielzahl von Kriegsverbrechen verantwortlich ist, hat im Osten des Landes seine Basis. Gemeinsam mit Verbündeten kämpft er gegen Truppen der international anerkannten Regierung. Haftar konnte seine Offensive auf Tripolis dank der Militärhilfe aus Ägypten sowie aus Russland, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten lange Zeit vorantreiben. Die Regierungstruppen drängten ihn schließlich mit militärischer Hilfe der Türkei zurück.
Anfang Mai enthüllten internationale Medien unter Berufung auf einen UN-Bericht, dass zwei in Dubai ansässige Unternehmen westliche Söldner entsandten, um Haftar bei seiner Offensive zur Eroberung von Tripolis zu unterstützen.
Dem Wall Street Journal zufolge steht ein in Dubai ansässiges Offshore-Unternehmen im Verdacht, Haftar bei der Vermarktung von libyschem Öl im Mittelmeerraum zu helfen. Die UN und die USA haben unter anderem Ermittlungen gegen eine in Dubai ansässige Reederei eingeleitet, die Haftar beim Ölverkauf geholfen haben soll. Zuvor sollen die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Haftar dabei geholfen haben, einen Ölvertrag mit Venezuela auszuhandeln. Die Ermittlungen der UN und der USA sind Teil einer internationalen Anstrengung, die darauf abzielt, den illegalen Ölverkauf von Haftar zu stoppen. Der Söldner-General will das Geld zur Finanzierung seiner seit 14 Monaten andauernden Offensive gegen Tripolis verwenden.