Wirtschaft

Deutsche Exporteure schöpfen Hoffnung: Chinas Außenhandel legt unerwartet stark zu

Trotz der globalen Corona-Krise hat sich der chinesische Außenhandel überraschend gut erholt. Exporte und Importe der größten Handelsnation lagen im Juni erstmals wieder im Plus. Auch deutsche Exporteure können wieder hoffen.
14.07.2020 10:35
Lesezeit: 2 min
Deutsche Exporteure schöpfen Hoffnung: Chinas Außenhandel legt unerwartet stark zu
24.03.2020, Hamburg: Containerbrückenkräne stehen hinter einem Verwaltungsgebäude der Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA). (Foto: dpa) Foto: Axel Heimken

Trotz der globalen Corona-Krise hat sich Chinas Außenhandel überraschend gut erholt. Exporte und Importe der größten Handelsnation lagen im Juni erstmals wieder im Plus, wie Chinas Zoll am Dienstag in Peking berichtete. Die Ausfuhren in US-Dollar berechnet stiegen um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Einfuhren wuchsen unerwartet stark um 2,7 Prozent. Eigentlich hatten Experten mit einem starken Minus der Importe wie in den Vormonaten gerechnet.

Der Außenhandel legte im Juni um 1,5 Prozent zu, muss aber in der ersten Jahreshälfte insgesamt noch ein Minus von 6,6 Prozent wegstecken. Nach dem starken Einbruch des Wachstums der zweitgrößten Volkswirtschaft im ersten Quartal um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist Chinas Wirtschaft damit gleichwohl auf gutem Wege, im zweiten Quartal wieder zu wachsen.

Chinesische Experten halten sogar ein wirtschaftliches Wachstum von bis zu drei Prozent im zweiten Quartal für möglich. Die australische ANZ-Bank schätzt die Erholung hingegen vorsichtiger auf ein Plus von 1,7 Prozent. Das Statistikamt will die neuen Wachstumszahlen an diesem Donnerstag vorlegen.

Die deutsche Exportindustrie kann daher mit Hoffnung auf einen seiner wichtigsten Einzelmärkte blicken. Der Handel zwischen China und Deutschland legte bereits im Juni in US-Dollar berechnet wieder um 3,9 Prozent zu - angetrieben von einem Zuwachs der chinesischen Exporte um 12,8 Prozent. Chinas Importe aus Deutschland lagen noch um rund drei Prozent im Minus. Insgesamt läuft der Handel der Deutschen mit China aber wieder deutlich besser als für den Rest der Europäer.

Im Dezember waren die ersten Fälle des neuen Coronavirus in China entdeckt worden. Das bevölkerungsreichste Land dämmte die Pandemie mit strikten Maßnahmen ein. Es gibt heute kaum noch neue Infektionen, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeiten wieder normalisieren. Der Aufschwung in China wird angetrieben von der heimischen Nachfrage und einer Zunahme der Industrieproduktion und Dienstleistungen.

Trotz der anhaltenden Handelsspannungen mit den USA stiegen Chinas Einfuhren amerikanischer Waren im Juni um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die chinesischen Ausfuhren in die besonders schwer von dem Virus heimgesuchte größte Volkswirtschaft hingegen legten im Juni nur leicht um 1,4 Prozent zu.

Experten rechnen auch im zweiten Halbjahr in China mit einer Zunahme des Wirtschaftswachstums. «Die wirtschaftliche Erholung sollte nach der jüngsten Wende im zweiten Quartal andauern», sagte Wang Tao, Chef-Ökonom der Schweizer UBS-Bank, der «China Daily». «Die heimische Nachfrage wird sich mit der andauernden Unterstützung durch die Politik und der Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten wahrscheinlich verbessern.»

Die Erholung macht aber unwahrscheinlich, dass die Regierung in Peking die Wirtschaft noch stärker ankurbeln wird. Wegen des jüngsten Booms an den chinesischen Börsen und dem Anstieg der Immobiliengeschäfte sind die Behörden auch besorgt über wachsende finanzielle Risiken durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

«Ein stärkeres Wachstum im zweiten Quartal wird die Erwartungen am Markt auf eine weitere Lockerung abkühlen», befand eine Analyse der ANZ-Bank. Allerdings sei auch wegen der ungewissen globalen Wirtschaftsaussichten weiter Unterstützung notwendig.

Gerade kleinere Unternehmen und Familien mit niedrigen Einkommen dürften im zweiten Halbjahr weiter leiden, sagte der Chefökonomen der chinesischen Zhongyuan Bank, Wang Jun, der «China Daily». Die Politik müsse die finanzielle Unterstützung für große Projekte und zur Sicherung der grundlegenden Bedürfnisse der Menschen fortsetzen. Die Geldpolitik werde gezielter eingesetzt, um die Finanzierungskosten kleiner Unternehmen zu reduzieren.

Trotz der Besserung müssen sich Chinas Exporteure auch künftig weiter auf schwer kalkulierbare Risiken einstellen. Experten nennen die Ungewissheiten durch die Streitigkeiten zwischen den USA und China im Handel und im Technologiesektor sowie einen möglichen weiteren Rückgang der Weltwirtschaft. Gewarnt wird auch vor einer möglichen neuen Ausbreitung der Corona-Pandemie, wenn sich das Wetter im dritten und vierten Quartal des Jahres abkült.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...