Finanzen

Zum Auftakt der Weltwirtschaftskrise: Preis der CO2-Sondergebühren steigt massiv

Der Preis für CO2-Emissionsrechte hat ein Allzeithoch erreicht – pünktlich zum Beginn der neuen Weltwirtschaftskrise werden energieintensive Aktivitäten damit immer teurer.
15.07.2020 08:14
Aktualisiert: 15.07.2020 08:14
Lesezeit: 2 min
Zum Auftakt der Weltwirtschaftskrise: Preis der CO2-Sondergebühren steigt massiv
Chemnitz: Der im Rahmen eines Kunstprojektes des französischen Malers Daniel Buren mit sieben Farben bemalte Schornstein des Heizkraftwerks Nord. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Der Preis für die Kohlenstoffdioxid-Emissionsrechte in Europa hat zu Wochenbeginn den höchsten Wert seit 14 Jahren erreicht. Wie die Financial Times berichtet, kosteten Rechte zur Emission von einer Tonne CO2 am Montag mehr als 30 Euro und stellten damit sogar fast den Allzeit-Höchststand vom April des laufenden Jahres (31 Euro) ein.

Beobachtern zufolge resultiert der starke Tages-Anstieg von etwa 5 Prozent am Montag auf der Erwartung von Unternehmen und Spekulanten, dass die mit fossiler Energie arbeitenden Wirtschaftsbereiche in den kommenden Monaten durch die von der Brüsseler Politik vorgegebene Strategie des „Green Deal“ weiter an Bedeutung verlieren werden – beziehungsweise, dass ihnen auch noch weitere Hindernisse und Sondersteuern aufgebürdet werden könnten.

Anleger an den Märkten hätten auf die Ankündigungen der Politiker gesetzt, wonach der Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie „grün“ sein solle, sagen Beobachter. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank – deren einziges Interesse es eigentlich sein sollte, die Stabilität des Euro zu sichern – angekündigt, Mittel und Wege zu erforschen, um noch „nachhaltiger“ zu werden. Noch vor wenigen Wochen wendete sich die EZB selbst ratlos an die EU-Kommission, weil sie inzwischen nicht mehr weiß, welchen Unternehmen sie im ergrünten Europa überhaupt noch helfen darf.

„Es ist bemerkenswert, wie hoch die Preise sind“, wird ein Analyst der französischen Großbank BNP Paribas von der FT zitiert. Einige energieintensiv arbeitende Großkonzerne hätten sich demnach während der Corona-Zeit mit den damals noch deutlich günstigeren Zertifikaten eingedeckt. Als die Preise daraufhin stiegen, seien Spekulanten in den Markt in der Hoffnung auf Kursgewinne eingestiegen.

Hohe Kosten für die Industrie zu Beginn der Weltwirtschaftskrise

Einige Beobachter weisen auf die beträchtlichen Risiken hin, welche die Kostenexplosion bei fossilen Aktivitäten birgt – insbesondere im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld. Denn die Corona-Pandemie hat der Weltwirtschaft nicht nur eine Phase der Rezession beschert, sondern dürfte der Startschuss für eine neue Weltwirtschaftskrise, vergleichbar nur mit den 1930er Jahren, sein. Die mit den Preisanstiegen bei den Emissionsrechten einhergehende Verteuerung der wirtschaftlichen Aktivitäten findet also in einer extrem angespannten und durch Nachfragezurückhaltung und Umsatzeinbrüche charakterisierten Phase statt.

Die FT drückt diesen Umstand indirekt aus: „Einige Analysten haben Bedenken geäußert, dass der Preisanstieg (der CO2-Zertifikate - die Red.) nicht von den fundamentalen Marktkräften unterstützt wird, weil die Industrieproduktion und die Wirtschaftsaktivität noch nicht das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht hat und weil der CO2-Ausstoss im laufenden Jahr höchstwahrscheinlich sinken wird.“

Manchen Analysten zufolge könnte die politisch gewollte Verteuerung fossiler Aktivitäten in Europa auch dazu führen, dass Unternehmen die entsprechenden Unternehmensbereiche in weniger regulierte Regionen außerhalb der EU oder außerhalb Europas auslagern werden. Zur Erinnerung: keine Großregion der Welt verfolgt eine derart aggressive Strategie gegen Kohle, Erdöl und Erdgas wie die EU – im Gegenteil: weltweit werden derzeit beispielsweise hunderte neue Kohlekraftwerke gebaut oder geplant.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Baugenehmigungen steigen wieder: Eigenheime besonders gefragt
19.12.2025

Nach langer Flaute werden in Deutschland wieder deutlich mehr Wohnungen genehmigt. Vor allem bei Einfamilienhäusern zieht die Nachfrage...

DWN
Technologie
Technologie Lothar Schupet: Warum ich nach 23 Jahren BMW für ein chinesisches Startup verlassen habe
19.12.2025

Ein deutscher Topmanager verlässt nach 23 Jahren einen der mächtigsten Autokonzerne Europas und geht ausgerechnet zu einem chinesischen...

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börsen: Überraschend deutlicher Rückgang der US-Inflation beflügelt die Aktienmärkte
18.12.2025

Die im letzten Monat überraschend stark abgekühlten US-Inflationsdaten befeuerten die Hoffnung, dass im Jahr 2026 weitere Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...