Am 14. Juli 2020 haben sich US-Präsident Donald Trump und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan telefonisch in Verbindung gesetzt, um die Situation in Libyen zu diskutieren.
Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dass sich Trump und Erdoğan darauf geeinigt hätten, in Libyen enger zusammenzuarbeiten. Am Sonntag drohte die US-Botschaft in Libyen mit Sanktionen gegen „diejenigen, die die libysche Wirtschaft untergraben und an der militärischen Eskalation festhalten“, nachdem die staatliche libysche National Oil Corporation den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) vorgeworfen hatte, die Ölexporte der libyschen Regierung zu behindern, so Al-Monitor.
Das Kooperationsangebot Washingtons erfolgte, nachdem klar wurde, dass sich die Türkei in Libyen durchgesetzt hat. Tarek Megerisi, Analyst am European Council on Foreign Relations, sagt, dass die Türkei von nun an die dominante Macht in Libyen ist. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die türkischen Streitkräfte sich zu einer Drohnen-Macht entwickelt hat.
„Die neue Durchsetzungskraft der Türkei ist eine direkte Folge des Scheiterns der Berliner Konferenz im Januar. Die deutsche Initiative sollte internationale Akteure auf einen politischen Weg aus dem Morast in Libyen bringen, trug jedoch wenig dazu bei, die massive Mobilisierung der Vereinigten Arabischen Emirate zur Unterstützung von Haftar zu verhindern“, so das ECFR.
Wie die Kooperation zwischen den USA und der Türkei aussehen wird, bleibt ungewiss. Allerdings gilt es als sicher, dass auch Konsultationen mit Russland erfolgen werden.
Die Türkei unterstützt die von der UN unterstützten Regierung. Russland, Frankreich und die VAE unterstützen hingegen die Söldner-Armee des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar. Haftar versucht, eine ägyptische Militärintervention in Libyen gegen die Türkei und die libyschen Regierungstruppen zu provozieren, um die energiepolitisch wichtige Küstenstadt Sirte weiterhin unter Kontrolle zu behalten. Dabei wird Haftar von russischen Söldnern der Wagner Group unterstützt. Vor wenigen Tagen hatte die ägyptische Armee an der Grenze zu Libyen in Manöver unter Einsatz von scharfer Munition durchgeführt. Das ägyptische Verteidigungsministerium sagte offen, dass dies eine Warnung an die Türkei sei.
Das libysche Söldner-Parlament im Osten des Landes hat auch ägyptische Streitkräfte eingeladen, gegen die von der Türkei unterstützte Offensive einzugreifen. Die ägyptische Luftwaffe und Spezialeinheiten der Armee sind seit dem Sturz von Präsident Muammar al-Gaddafi 2011 vereinzelt in Libyen im Einsatz gewesen. Seit 2014 laufen Lufteinsätze mit den Emiraten über Libyen.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte vergangenen Monat bereits gewarnt, dass ein Angriff libyscher Regierungstruppen auf die strategisch wichtige Küstenstadt Sirte eine „rote Linie“ darstelle. Bis dort wurden Haftars Truppen mit türkischer Hilfe zurückgedrängt, nachdem ihre Offensive auf Tripolis gescheitert war. Al-Sisi hatte die ägyptischen Truppen beim Besuch einer Luftwaffenbasis nahe der Grenze Mitte Juni bereits auf einen möglichen Einsatz in Libyen eingeschworen.