Deutschland

IG Metall warnt vor Verlust von 300.000 Arbeitsplätzen

Nach Angaben der IG Metall droht in Deutschland der Abbau von 300.000 Stellen. Daher müsse die Politik mit umfangreichen Maßnahmen vorbeugen.
23.07.2020 10:35
Lesezeit: 1 min
IG Metall warnt vor Verlust von 300.000 Arbeitsplätzen
Mitarbeiter des Flugzeugherstellers Airbus protestieren am 8. Juli in Hamburg gegen den geplanten Stellenabbau. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

Angesichts der Coronakrise stehen nach Gewerkschaftsangaben hunderttausende Stellen in der Metall- und Elektrobranche auf dem Spiel. "Wir reden von 300.000 Arbeitsplätzen, die im Feuer stehen", sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner am Mittwochabend im Club Wirtschaftspresse in München.

Betroffen seien überwiegend Beschäftigte in der Autobranche und ihrer Zulieferindustrie, aber auch andere Wirtschaftszweige wie die Luftfahrt - und das vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr. Viele Unternehmen nutzten die Krise aber, um Abbaupläne aus den Schubladen zu holen, die nichts mit Corona zu tun hätten.

"Ein Großteil der 300.000 ist Optimierung unter dem Deckmantel Corona", sagte Kerner, der als Hauptkassierer im Bundesvorstand der mächtigen Gewerkschaft sitzt. "Wenn die ersten Unternehmen damit durchkommen und sich optimieren, dann wird der Druck auf die anderen steigen."

Die IG Metall plädiert dafür, zur Entlastung der Unternehmen die Kurzarbeit auf bis zu 24 Monate zu verlängern. "Da sind die Signale aus der Politik positiv", sagte Kerner. Entscheidungen seien aber nicht vor dem Herbst zu erwarten. "Ich glaube nicht, dass die Politik im nächsten Jahr, im Jahr der Bundestagswahl, Millionen Arbeitslose will", warnte Kerner.

Die Auseinandersetzung um den Erhalt von Arbeitsplätzen werde im Herbst in Fahrt kommen, auch vor dem Hintergrund anstehender Tarifrunden. "Wir werden in der Krise um jeden Arbeitsplatz kämpfen." Für den Fall, dass die wirtschaftliche Erholung auch nach dem Auslaufen der verlängerten Kurzarbeit auf sich warten lässt - etwa in der Flugzeugindustrie -, sprach sich Kerner für eine kollektive Absenkung der Arbeitszeit in den betroffenen Unternehmen aus.

Um Arbeitsplätze zu erhalten, müsse die Politik in Deutschland und Europa den Wandel zu grünen Zukunftstechnologien finanziell anschieben. "Was wir brauchen, ist eine politische Flankierung für grüne Produkte", sagte der Gewerkschafter. "Eine große Chance für Beschäftigung in Deutschland ist das Thema Wasserstoff."

So müsse der Staat mit Wasserstoff klimaschonend hergestellten Stahl fördern, um ihn preislich konkurrenzfähig zu machen. Auch Wasserstoff-Lkw müssten staatlich gefördert werden, um sie für Spediteure attraktiv zu machen. "Am Anfang braucht man diesen Flankenschutz. Sonst wird dieser Markt nicht entstehen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...