Politik

„Tod den Albanern“: Warum Griechenland ein Rassismus-Problem hat

Lesezeit: 2 min
25.07.2020 22:36  Aktualisiert: 25.07.2020 22:36
Griechenland hat seit Jahrzehnten ein Rassismus-Problem. Insbesondere die albanische Minderheit in Griechenland ist mittlerweile massiven Übergriffen ausgesetzt. Das behaupten zumindest Menschenrechtsgruppen. Zuvor hatten griechische Soldaten skandiert: „Tod den Albanern!“
„Tod den Albanern“: Warum Griechenland ein Rassismus-Problem hat
Eine griechische Flagge vor der griechischen Botschaft in Wien. (Foto: dpa)
Foto: Christian Bruna

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Griechenland soll der Hass gegen Minderheiten Menschenrechtlern zufolge in den vergangenen Jahren massiv angestiegen sein. Wie verwurzelt der historische Hass gegen Albaner, Türken, Makedonen und andere Völker ist, zeigt ein Vorfall aus dem Jahr 2010. Auf einer offiziellen Militärparade in Athen sangen griechische Soldaten nach Angaben der Zeitung Eleftherotypia: „Sie sind Skipetaren, sie sind Albaner. Wir werden neue Kleider aus ihren Häuten machen. Wir werden sie so lange abschlachten, bis sie das Kreuz anbeten.“

Aus einem Video geht in einem anderen Fall hervor, wie griechische Soldaten im Jahr 2015 skandierten: „Tod den Albanern, Tod den Türken!“

Im Jahr 2018 wurden in Griechenland im Umfeld einer ausländerfeindlichen Stimmung vier Albaner ermordet. Das albanische Außenministerium forderte die Regierung in Athen auf, die „Hass-Sprache“ in Griechenland einzudämmen. Das griechische Außenministerium warf der albanischen Regierung hingegen Verallgemeinerungen vor.

In Griechenland leben aktuell 600.000 Albaner, so Balkan Insight.

Ein Professor für Soziologie an der Aristoteles-Universität von Thessaloniki, der die albanische Migration in Griechenland untersucht hat, teilte dem UNHCR mit, dass in Griechenland lebende Albaner diskriminiert werden (4. Februar 2014). Der Professor erklärte, dass in den 1990er und frühen 2000er Jahren „Albaner Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt waren“. Laut dem Professor waren Albaner Diskriminierungen auf dem Wohnungsmarkt und institutionellen Diskriminierungen ausgesetzt, insbesondere von der griechischen Polizei und den Grenzbehörden sowie von lokalen Einwanderungsbehörden.

Die Minority Rights Group International (MRG), Human Rights Watch (HRW), Rights Equality and Diversity (RED) dokumentieren die Menschenrechtsverletzungen gegen die größte Minderheit Griechenlands.

Eine große Anzahl von Einwanderern kam Ende des 20. Jahrhunderts aus dem benachbarten Albanien nach Griechenland. 1993 wurden 20.000 Albaner in einer Woche als Vergeltung für die Deportation eines griechisch-orthodoxen Priesters durch Albanien deportiert. Die albanischen Behörden beschwerten sich darüber, dass die Vertriebenen schwer geschlagen und ihre Habseligkeiten zerstört wurden. 1994 wurden weitere 115.000 Albaner innerhalb von sechs Monaten als Reaktion auf den Prozess gegen Mitglieder der griechischen Minderheitenorganisation Omonia in Albanien deportiert. Griechische Vermieter und Arbeitgeber wurden aufgefordert, Albaner der Polizei zu melden, berichtet die MRG. Besonders brutal soll die Polizei gegen Mitglieder der albanischen Minderheit vorgehen. Doch in Brüssel nimmt all diese Menschenrechtsverletzungen hin.

Die MRG wörtlich: „In den folgenden Jahren warfen Einwanderer der Polizei trotz einiger Anzeichen einer Verringerung der Diskriminierung durch die Gesellschaft weiterhin körperliche, verbale und andere Misshandlungen vor. Sie berichteten auch über die Beschlagnahme und Zerstörung persönlicher Dokumente, insbesondere während polizeilicher Durchsuchungen, um Einwanderer ohne Papiere festzunehmen.“

In den vergangenen Jahren sind die Fälle von Hasskriminalität in Griechenland stetig angestiegen. Während im Jahr 2014 insgesamt 71 Fälle von Hasskriminalität registriert wurden, stiegen die Fälle bis zum jahr 2018 auf insgesamt 164, so die OSZE.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...