Wirtschaft

Digitale Transformation: Die neue Weltordnung ist längst Realität

Hoffnungsvoll erwarten zahlreiche Menschen eine „neue Weltordnung“. Dabei ist sie schon längst Realität. Die digitale Transformation hat ihr Vorschub geleistet. Die Weltwirtschaft wird sich nach Corona nicht erholen, sondern muss sich neu erfinden.
02.08.2020 17:15
Lesezeit: 2 min
Digitale Transformation: Die neue Weltordnung ist längst Realität
Die digitale Revolution hat die Welt erfasst. (Grafik: Tufts University)

Derzeit erleben wir eine zunehmende Veränderung der ganzen Welt, weil Menschen und Unternehmen mit einer rasanten Geschwindigkeit in eine digitale Wirtschaft gestoßen werden.

Die Grundpfeiler dieser Bemühungen, um den Übergang zu meistern, sind: Mobilität, Big Data, Cloud Computing, Sozialen Medien, Automatisierung und Künstliche Intelligenz.

„Es gibt tatsächlich eine neue Weltordnung, und wir sprechen nicht über Verschwörungstheorien. Dies geschieht direkt vor unseren Augen. Es hat eine dramatische Veränderung in der Welt gegeben, die durch eine weit verbreitete Pandemie verursacht wurde“, führt die „Broad Group“ im Gespräch mit dem Chef von „Digital Reality“, Bill Stein, aus.

Die sogenannte neue Weltordnung hängt insbesondere mit der weltweiten digitalen Transformation zusammen, der sich auch „Digital Reality“ verschrieben hat. Das Unternehmen baut weltweit Rechenzentren. Zudem arbeitet das Unternehmen mit Cloud-Anbietern zusammen.

„Das Vertrauen aller in digitale Dienste war noch nie so weit verbreitet. Sie können dies bei Videokonferenzen, Streaming-Unterhaltung und Online-Bildung sehen, um nur einige zu nennen. Es scheint, dass die Unternehmen, die sich vor der Pandemie auf einer Reise zur digitalen Transformation befanden, wahrscheinlich am besten in der Lage sind, heute erfolgreich zu sein. Sie verbinden dies mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Blockchain und Internet of Things (IoT) und stellen lediglich wesentlich höhere Anforderungen an die IT-Infrastruktur“, so Stein.

Rechenzentren seien das zentrale Nervensystem einer digitalen Wirtschaft, und dies sei im Verlauf der Corona-Pandemie besonders deutlich geworden. Stein macht darauf aufmerksam, dass auch erneuerbare Energien eine wichtige Rolle bei der digitalen Transformation spielen.

„Letztes Jahr haben wir 50 Megawatt erneuerbare Energien für unsere Rechenzentren in Ashburn bezogen. Wir haben außerdem mit Portland General Electric eine Vereinbarung über umweltfreundliche Tarife unterzeichnet, um 120.000 Megawattstunden für das Projekt in Hillsborough, Oregon, zu liefern“, so der Chef von Digital Reality.

Jack Ngare führt in einem Bericht des Magazins CIO aus: „Nach einigen anderen Schätzungen vollzieht sich der heutige Wandel zehnmal schneller und 300-mal so groß wie die erste industrielle Revolution. Die Veränderung ist so bedeutsam, dass sie als vierte industrielle Revolution bezeichnet wird. Und der klare Konsens ist, dass sich das Tempo des Wandels nur beschleunigen wird. Dies, zusammen mit der durch die COVID-19-Pandemie verursachten Kompetenzverschiebung, schafft eine überwältigende Notwendigkeit für Unternehmen, schnell zu reagieren.“

Es ist davon auszugehen, dass die Weltwirtschaft sich nach der Pandemie nicht erholen wird, sondern sich „neu erfinden“ muss. Alle Arten von digitalen Technologien sind bereits vorhanden. Allerdings fehlt oftmals die digitale Infrastruktur, um die Nutzung der Technologien zum Einsatz zu bringen.

Die Globalisierung, so wie wir sie kennen, wird Geschichte werden. The Economist stellt fest: „Vieles, was in der gegenwärtigen Phase zur Globalisierung beigetragen hat, spielt keine Rolle mehr“. Geprägt war die Globalisierung vor allem dadurch, dass zahlreiche westliche Unternehmen ihre Produktionsstandorte nach China auslagerten. Die Pandemie hat die gängige weltweite Marktkonfiguration aus dem Gleichgewicht gebracht.

Nun ist es offenbar an der Zeit, im Verlauf der Digitalisierung einen verlässlichen Binnenmarkt zu schaffen, statt sich nur auf die globale Lieferkette zu stützen, die direkt von China abhängt. Es geht dabei, wie viele behaupten, nicht um die Einschränkung des internationalen Handels, sondern um die Verteilung der weltweiten Wertschöpfung auf mehrere Länder, die die globale Lieferkette „nähren“ sollen.

Die Globalisierung kann und wird nicht vollständig abgeschafft werden. Sie wird sich lediglich im Spannungsfeld zwischen Protektionismus und Freihandel und Digitalisierung und analogen Werten neu erfinden müssen.

Die internationale Gemeinschaft ist somit dazu verdammt, ein neues Gleichgewicht zwischen den Prioritäten der nationalen und globalen Prozesse zu finden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Cüneyt Yilmaz

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die fetten Jahre sind vorbei: Deutschlands Autoindustrie ist gegen den Baum gefahren
31.07.2025

Der Wohlstand des gesamten Landes ist bedroht: Deutschlands Vorzeigekonzerne verlieren an Glanz. Porsche, Mercedes und Audi rutschen bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW Aktie: Gewinn bei BMW bricht um mehr als ein Viertel ein
31.07.2025

BMW verdient im ersten Halbjahr fast ein Drittel weniger – und kommt dennoch vergleichsweise gut durch die Krise. Während Mercedes und...

DWN
Technologie
Technologie Bioprinting: Wie 3D-gedruckte Gewebe die Medizin revolutionieren
31.07.2025

Gewebe aus dem Drucker klingen wie Science-Fiction – und sind teils schon Realität. Forscherinnen und Forscher arbeiten weltweit an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ticketsteuer Luftverkehr: Bundesregierung verzichtet auf Senkung 2026
31.07.2025

Die Bundesregierung hält an der hohen Ticketsteuer im Luftverkehr fest – trotz wachsender Kritik aus der Branche. Eine kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen auf Kosten der Wirtschaft: Russland vor dem ökonomischen Kollaps
31.07.2025

Russland steuert auf einen wirtschaftlichen Kipppunkt zu: Während Militärausgaben Rekordhöhen erreichen, kollabieren zivile Sektoren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...