Politik

Schweden: Erfolg mit alternativer Corona-Strategie

In Schweden ist die Zahl der Menschen, die an Corona verstorben sind, rückläufig. „Jetzt sehen wir ein oder zwei Todesfälle pro Tag und nur sehr wenige Personen auf der Intensivstation. Wir sind jetzt viel besser dran als im April“, so ein schwedischer Epidemiologe.
01.08.2020 16:19
Lesezeit: 1 min
Schweden: Erfolg mit alternativer Corona-Strategie
Malmö: Menschen sitzen in der Sonne in Restaurants und Cafés am Platz "Lilla Torg". (Foto: dpa) Foto: Ludvig Thunman

Die schwedische Strategie gegen das Corona-Virus erlaubte es den Menschen, weitgehend normal weiterzuleben. Geschäfte und Restaurants blieben geöffnet - ebenso viele Schulen.

Bisher sind 5.700 Personen in Schweden an Corona-Virus verstorben. Damit liegt die schwedische Sterblichkeitsrate jetzt um ein Viertel höher als die der stark betroffenen USA, wenn man die Bevölkerungsgröße berücksichtigt. Die Behörden teilten jedoch mit, dass die Zahl der Todesfälle in den letzten Wochen erheblich gesunken ist.

„Wir haben tatsächlich einen deutlich rückläufigen Trend bei der Anzahl der Patienten auf der Intensivstation und auch bei der Anzahl der Todesfälle seit Mitte April gesehen“, zitiert euronews Anna Mia Ekström, Professorin für globale Epidemiologie von Infektionskrankheiten am Stockholmer Karolinksa-Institut.

Anfang des Monats war die Zahl der Coronavirus-Patienten in einem Krankenhaus in der Hauptstadt nach Angaben von The Local zum ersten Mal seit Anfang März unter 100 gesunken.

„Jetzt sehen wir ein oder zwei Todesfälle pro Tag und nur sehr wenige Personen auf der Intensivstation. Wir sind jetzt viel besser dran als im April“, so Jan Albert, Professor für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten am Karolinska-Institut.

Ekström meint, dass in den Sommerferien weniger Menschen zur Arbeit gehen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen und stattdessen mehr Zeit im Freien verbringen, sodass das Virus weniger Möglichkeiten zur Ausbreitung findet.

Reproduktionszahl ist rückläufig

Sie stellte fest, dass die Reproduktionszahl der Epidemie - oder R-Zahl, die die durchschnittliche Anzahl der Personen misst, an die eine infizierte Person das Virus weitergibt - in Schweden auf etwa 0,6 gesunken ist, was bedeutet, dass die Übertragung abnimmt. Die Zahl der Menschen mit Antikörpern gegen das neue Coronavirus nimmt inzwischen zu.

Ob es in Schweden in naher Zukunft mehr Menschen geben wird, die immun gegen das Virus sind, als in anderen Ländern, bleibt allerdings unklar, sagt Albert vom Karolinska-Institut.

„Es gibt so viele unbekannte Faktoren für das Entstehen einer Herdenimmunität. Wir wissen, dass wir in Schweden mehr Fälle hatten als zum Beispiel in Norwegen, Dänemark und Finnland. Aber ob dies bedeutet, dass wir auf dem Weg zur Herdenimmunität sind, ist eine große Unbekannte“, sagt er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...