Politik

Eklat in Moskau: Lawrow wirft Bundesregierung Cyber-Angriffe auf Russland vor

Russlands Außenminister Lawrow hat bei seinem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Maas in Moskau einen schweren Vorwurf geäußert. Alleine von Januar 2019 bis Mai 2020 sollen insgesamt 75 Cyberattacken von Deutschland aus gegen russische Einrichtungen ausgeführt worden sein. Kanzlerin Merkel sagt hingegen, dass Russland im Jahr 2015 einen Cyberangriff gegen den Bundestag ausgeführt haben soll.
11.08.2020 18:07
Lesezeit: 2 min
Eklat in Moskau: Lawrow wirft Bundesregierung Cyber-Angriffe auf Russland vor
Das Wort «Cybersec» steht am 04.05.2017 in Potsdam (Brandenburg) auf einem Plakat im Hasso-Plattner-Institut (HPI). (Foto: dpa) Foto: Ralf Hirschberger

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte beim Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Heiko Maas in Moskau, dass von Januar 2019 bis Mai 2020 insgesamt 75 Cyberattacken von Deutschland aus auf Einrichtungen in Russland ausgeführt worden sein sollen, so der ORF. Darunter sollen sich 50 staatliche russische Einrichtungen befunden haben.

„Mitteilungen zu all diesen 75 Fällen wurden an die zuständigen deutschen Behörden versandt. Nur in sieben Fällen haben wir eine Antwort erhalten mit einem sehr formalen Charakter. Keine von ihnen enthielt Antworten auf das Wesentliche der gestellten Fragen“, so Lawrow.

Die Bundesregierung hatte sich im Juni auf europäischer Ebene dafür eingesetzt, Cyber-Sanktionen gegen Russland einzuführen.

Die Initiative der Bundesregierung, Cyber-Sanktionen der EU gegen Russland zu erreichen, sei eine „schlechte Nachricht“ für das russisch-deutsche Verhältnis. Das sagte Vize-Außenminister Wladimir Titow der Agentur Interfax. Solche Sanktionen könnten sich auch auf die internationale Zusammenarbeit in der Informationssicherheit auswirken.

In Moskau werde bedauert, „dass Berlin diesmal als Anstifter und Lokomotive in einer neuen Restriktionsspirale gegen unser Land auftritt“, sagte Titow. Russland seien trotz Aufforderungen bisher keine Beweise vorgelegt worden dafür, dass Bürger des Landes an dem Hackerangriff im Mai 2015 beteiligt gewesen sein sollen. Ohne Belege für eine Schuld Russlands seien die Vorwürfe haltlos.

Die Bundesregierung schlug den EU-Staaten Anfang Juni vor, wegen des massiven Hackerangriffs gemeinsam Sanktionen zu verhängen. Die Entscheidung der EU-Staaten steht noch aus. Es wäre das erste Mal, dass das 2017 beschlossene EU-Cybersanktionsregime angewendet wird. Eine sogenannte Cyber Diplomacy Toolbox soll eine diplomatische Reaktion der EU auf böswillige Aktivitäten ermöglichen. Sie richtet sich nicht gegen ganze Staaten, sondern gegen Personen oder Gruppen.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass ein Hacker vom russischen Militärgeheimdienst GRU in den Angriff verwickelt war. Der Generalbundesanwalt erließ am 5. Mai Haftbefehl gegen den russischen Staatsangehörigen Dmitri Badin. Er gilt als „dringend verdächtig, als Mitglied der Gruppe APT28 für den Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag im April/Mai 2015 verantwortlich zu sein“.

Computer in zahlreichen Abgeordnetenbüros waren mit Spionagesoftware infiziert worden, darunter auch Rechner im Bundestagsbüro von Kanzlerin Angela Merkel. Der Angriff hatte zur Folge, dass das IT-System des Parlaments generalüberholt werden musste. Merkel hatte von „harten Evidenzen“ für eine russische Beteiligung und von einem „ungeheuerlichen“ Vorgang gesprochen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Positiver Analystenkommentar von JPMorgan und Silberstreifen am Cloud-Horizont
04.12.2025

SAP und Salesforce senden an den Börsen neue Signale: Während JPMorgan der SAP-Aktie frische Impulse zuschreibt, ringen Anleger bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...