Technologie

Indianer erhalten Medikamente aus der Luft: Wie Kanada mit Drohnen gegen Corona kämpft

Kanada ist bisher relativ gut durch die Krise gekommen - und zwar unter anderem durch den gezielten Einsatz von Drohnen. Davon profitieren sogar die Ureinwohner auf einer abgelegenen Insel in einem riesigen Binnensee.
30.08.2020 08:34
Lesezeit: 2 min
Indianer erhalten Medikamente aus der Luft: Wie Kanada mit Drohnen gegen Corona kämpft
Kanada verfügt über riesige Seen. Hier weht eine kanadische Flagge am Ufer eines Gewässers. (Foto: dpa) Foto: Chris Melzer

Das Corona-Virus hat nach wie vor die gesamte Welt im Griff und taucht auch dort auf, wo es die Europäer nicht unbedingt vermuten. Dazu gehört ein Reservat der Chippewas-Indianer (offiziell: „Georgina Island First Nation“) auf einer Insel, die sich im Simcoe-See in Kanada befindet. Dieses Gewässer verfügt über eine Gesamtfläche von rund 720 Quadratkilometern, ist damit fast 40 Prozent größer als der Bodensee und befindet sich in der Provinz Ontario, die als bevölkerungsreichstes Provinz Kanadas im Süden des Landes besonders anfällig für die Verbreitung des Erregers ist.

Hier hat der kanadische Anbieter von unbemannten Flugfahrzeuge (unmanned aerial vehicles, UAV), Drone Delivery Canada (DDC), mit den Vertretern des Indianer-Stammes einen Vertrag für die Lieferung von Drohnen unterschrieben. Die Ureinwohner, die auf der Insel leben, sollen auf diesem Weg mit medizinischen Produkten versorgt werden, die für Eindämmung der Pandemie notwendig sind – beispielsweise mit Schutzmasken oder Desinfektionsmitteln. Durch die Lieferung per Luft ist es nicht mehr nötig, die Waren auf dem Schiffswege zu transportieren. DDC geht davon aus, dass es mit dem Einsatz der Drohnen bereits im dritten Quartal beginnt.

„Als führender Anbieter der Branche freuen wir uns ganz besonders, dass wir die Georgina Island First Nation als Kunden gewinnen konnten“, sagte der CEO von DDC, Michael Zahra. „Die Gemeinde profitiert von der Lösung, da der Kontakt zwischen Einzelpersonen eingeschränkt wird, der normalerweise bei der Lieferung auf den Schiffswege zwischen dem Festland und der Insel zustande kommt. Trotzdem werden die medizinischen Lieferketten aufrechterhalten“, erklärte der Manager.

Hintergrund: Kanada gehört zu denjenigen Ländern, die bisher relativ gut die Pandemie gekommen sind. Besonders wichtig ist, dass die Regierung bis dato einen Zusammenbruch des Gesundheitssystem vermieden hat. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Versorgung durch Drohnen, wie in diesem Fall, wo DDC einen Vertrag mit dem Volk geschlossen hat, das zwischen 6.000 und 7.000 Angehörige hat.

Wichtig: Die Regierung hat den Anbieter Ende März sogar als „systemrelevantes Unternehmen“ eingestuft, dessen Betrieb auch während des Lockdowns unbedingt aufrechterhalten werden, weil die Produkte der Firma so bedeutsam sind.

Deswegen dürften die Geschäfte von DDC im laufenden Jahr noch einmal unerwarteterweise einen Schub erhalten. Dabei sind die Erlöse des Unternehmens auch ohne den Sondereinfluss durch die Pandemie bereits im vergangenen Jahr regelrecht explodiert. So verfünfzehnfachten sich die Umsätze gegenüber 2018 auf 393,3 Millionen kanadische Dollar (rund 250 Millionen Euro). Ein Problem bleibt nur, dass der Anbieter nach wie vor nicht rentabel wirtschaftet. So stand im vergangenen Jahr ein Nettoverlust von 15,5 Millionen kanadische Dollar (etwa zehn Millionen Euro).

Das große Schweigen des chinesischen Marktführers

Die positive Entwicklung von DDC liegt im Trend des Gesamtmarktes, der in den kommenden Jahren weiter an Wert gewinnen dürfte. Das steht in der aktuellen Studie des US-Instituts Research and Markets (RAM) „Der Drohnen Markt 2020“. Die Experten rechnen damit, dass die Umsätze der Unternehmen im laufenden Jahr weltweit bei 22,5 Milliarden Dollar liegen. In den kommenden fünf Jahren werden die Volumina pro Jahr wohl bis zu 14 Prozent steigen, so dass sie Ende Dezember 2025 wahrscheinlich bei 42,8 Milliarden Dollar liegen werden.

Der wichtigste Anbieter für kommerzielle UAV und solche Geräte, die auch private Anbieter verwenden können, ist der Pionier der Branche, der chinesische Hersteller DJI Enterprise. Ein Fachportal schätzt, dass 60 bis 70 Prozent der kommerziellen und Amateur-UAV von DJI produziert werden und beruft sich dabei auf Experten. Eine Sprecherin zeigte sich auf Anfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) mit Aussagen über die geschäftliche Entwicklung ihres Unternehmens sehr zurückhaltend: „Als privat geführtes Unternehmen teilen wir keine Einzelheiten über unseren Umsatz, unsere Bewertung oder unsere Investorenbasis mit“, erklärte Veronika Komissarenko von DJI.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...