Politik

Wenn Merkel Nord Stream 2 nicht stoppt, wird Deutschland einen hohen Preis zahlen

Alle Indikatoren im Fall „Nord Stream 2“ sind dazu geeignet, dass Deutschland einen verdammt hohen politischen Preis bezahlen müsste, wenn es auf dem Projekt Nord Stream 2 beharrt. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre das Projekt wünschenswert, doch der politische Preis wäre einfach zu hoch.
07.09.2020 21:36
Aktualisiert: 07.09.2020 21:36
Lesezeit: 2 min
Wenn Merkel Nord Stream 2 nicht stoppt, wird Deutschland einen hohen Preis zahlen
14.01.2020, USA, Milwaukee: Donald Trump, Präsident der USA, steht während einer Wahlkampfveranstaltung in der UW-Milwaukee Panther Arena vor Zuschauern und reckt die Faust. (Foto: dpa) Foto: Mark Hertzberg

In einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatte der US-Geopolitiker George Friedman im Zusammenhang mit Nord Stream 2 gesagt: „Deutschland kann sich durchsetzen, wenn es den nötigen Preis zahlen kann. Dieses Projekt steht nicht im Einklang mit der Mission der NATO, und Deutschland ist Mitglied der NATO. Die Bundesregierung geht jedoch davon aus, dass der Preis nicht so hoch sein wird. Wir werden sehen, ob der Preis ,nicht so hoch‘ sein wird.“

Zu den angeblichen Plänen eines Paktes zwischen Deutschland und Russland führte Friedman aus: „Russen und Deutsche haben seit 1871 regelrecht “geflirtet”. Es handelt sich dabei um einen Traum, wonach eine Kombination aus russischem Gas und deutscher Technologie gebildet werden soll. Aber eine Seite hat immer die andere Seite verraten. Die Deutschen denken, dass sie alles erreichen können, bis sie erkennen, dass sie es nicht können. Dies ist ein historisches Problem und eine alte Kamelle.“

Nach der Vergiftung des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny hat US-Präsident Donald Trump am 7. September 2020 erneut einen Stopp der Ostseepipeline Nord Stream 2 gefordert. Die USA und die Nato beschützten Deutschland vor Russland, während Berlin Milliarden an Moskau zahle, kritisierte Trump am Montag bei einer Pressekonferenz vor dem Weißen Haus. „Wieso macht Deutschland ein Geschäft, Russland Milliarden zu geben, während wir Deutschland vor Russland beschützen. Wie soll das gehen?“, sagte Trump - und wiederholte damit seine bekannte Kritik an dem Projekt.

Auf die Frage eines Journalisten, ob Trump Forderungen nach einer Einstellung des Pipeline-Projekts befürworte, sagte er: „Sicher“. Er sei einer der ersten gewesen, die das gefordert hätten.

Ein Branchen-Insider hatte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zuvor mitgeteilt, dass der Abbruch von Nord Stream 2 in keiner Weise die Energiesicherheit Deutschlands gefährden würde: „Sicherlich wäre Deutschland mit Nord Stream 2 in einer noch besseren Position, aber von einer Gefährdung der deutschen Energiesicherheit kann keine Rede sein. Nord Stream 2 ist also eher ein ,Luxusproblem'. Die Pipelines, Terminals, Lagerkapazitäten und die Energieinfrastruktur in Europa und Deutschland sind völlig ausreichend, um die Nachfrage auch langfristig nicht zu gefährden.”

Daraus folgt, dass die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 aus deutscher Sicht durchaus wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig, wäre. Der Trend geht eher in die Richtung, dass durch dieses Projekt Deutschland zwar hoch pokert, doch schlechte Karten hat. Die politischen Kosten dürften am Ende höher ausfallen als der wirtschaftliche Nutzen – wenn die US-Regierung es wirklich ernst meint mit ihren Drohungen. Für Russland ist Nord Stream 2 nicht so wichtig. Das Land würde auch ohne Nord Stream 2 der wichtigste Gaslieferant Europas bleiben.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Polen und die baltischen Staaten allesamt EU-Mitglieder sind, die Nord Stream 2 entschieden ablehnen. Sie wollen aus politischen und historischen Gründen keine größere energiepolitische Abhängigkeit von Russland. Deutschlands Haltung sorgt somit auch für Verwirrung innerhalb der EU.

Die Bundesregierung steht vor der Qual der Wahl. Doch die falsche Wahl könnte unter Umständen zu politisch-schmerzlichen Qualen führen, die nicht mehr so leicht abklingen würden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj will Neuwahlen möglich machen - Ukraine könnte binnen 60 bis 90 Tagen wählen
10.12.2025

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai...

DWN
Politik
Politik Trump-Doktrin: Weshalb die USA plötzlich Russlands Linie bedienen
10.12.2025

Mit provokanten Aussagen über Putin, Selenskyj und die Zukunft Europas treibt Donald Trump eine neue US-Außenpolitik voran, die immer...