Politik

Novartis und Roche sollen 444 Millionen Euro Bußgeld zahlen

Lesezeit: 1 min
09.09.2020 13:10
Die Schweizer Arzneimittel-Hersteller Novartis und Roche müssen insgesamt 444 Millionen Euro Bußgeld an Frankreich zahlen, so die Wettbewerbsbehörde des Landes. Sie sollen ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht haben.
Novartis und Roche sollen 444 Millionen Euro Bußgeld zahlen
Das Novartis-Logo ist an einem Produktionswerk von Novartis im Schweizer Stein zu sehen. (Foto: dpa)
Foto: Georgios Kefalas

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Novartis und Roche sollen in Frankreich wegen Verstößen gegen den Wettbewerb 444 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Die beiden Arzneimittel-Hersteller aus der Schweiz hätten sich an missbräuchlichen Praktiken beteiligt, um die Marktposition des Augenmittels Lucentis gegen ein günstigeres Präparat zu verteidigen, teilte die Pariser Wettbewerbsbehörde am Mittwoch mit. Novartis soll nun 385 Millionen Euro zahlen, Roche rund 60 Millionen. Novartis will dagegen Berufung einlegen, Roche prüft zunächst weitere Schritte.

Die beiden Basler Unternehmen teilen sich den Vertrieb von Lucentis: Novartis verkauft das Medikament in den Europa, Roche in den USA. Die Bußgelder sind die jüngste Entwicklung in einem jahrelangen Kampf zwischen den Pharmakonzernen und Ländern, in denen Ärzte statt dem teuren Lucentis das günstigere Roche-Medikament Avastin einsetzen, um Patienten mit der Augenkrankheit altersbedingte Makula-Degeneration zu behandeln. Sowohl die Krebsarznei Avastin als auch Lucentis hemmen das Wachstum von Blutgefässen. Avastin ist aber nicht für die Behandlung der Augenkrankheit vorgesehen, die zu Erblindung führen kann.

Roche und Novartis missbrauchten ihre marktbeherrschende Stellung, um Lucentis auf unangemessene Weise auf Kosten von Avastin zu fördern, so die Pariser Aufsicht. Novartis werde zudem dafür bestraft, die Risiken von Avastin "ungerechtfertigt zu übertreiben". Der Behörde zufolge kostet Lucentis, das etwa einmal monatlich injiziert wird, 1161 Euro pro Injektion, bei Avastin sind es nur 30 bis 40 Euro pro Spritze.

Ähnlicher Streit ist auch anderswo aufgetreten, weil Länder versuchen, die Gesundheitskosten zu senken. Vor allem für Novartis steht viel auf dem Spiel, weil sie bei ihrem neuen Augenmedikament Beovu mit Sicherheitsproblemen kämpfen und der Verkauf nicht wie erhofft angelaufen ist.

 


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Sturz von Credit Suisse zwingt UBS-Chef zum Rücktritt

Nachdem die UBS ihren Rivalen Credit Suisse geschluckt hat, holt sie ihren alten Chef Sergio Ermotti zurück. Der bisherige UBS-Chef Ralph...

DWN
Politik
Politik „Politisches Harakiri“: Ampel verdoppelt Lkw-Maut mit CO2-Aufschlag

Eine neue Klima-Sondersteuer soll die Straßen-Logistik verteuern. Branchenverbände reagieren mit scharfer Kritik.

DWN
Deutschland
Deutschland Preise steigen langsamer, aber Inflation bleibt ein Risiko

Die Inflation in Deutschland ist im März auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Doch Ökonomen zufolge ist dies wohl nur die...

DWN
Politik
Politik Südafrika besteht auf Freundschaft zu Russland

Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor hat Russland ausdrücklich als einen "Freund" bezeichnet. Dies ist ein weiterer Affront des...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China bezahlt LNG-Importe erstmals mit Yuan

Chinas Abkehr vom US-Dollar kommt in kleinen Schritten voran. Interessant ist, wer an dem LNG-Deal mitwirkte.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferengpässe in Industrie sinken sechsten Monat in Folge

Der Anteil der deutschen Industrieunternehmen, die über Lieferengpässe berichten, ist massiv zurückgegangen. Ökonomen warnen dennoch...

DWN
Politik
Politik Taiwan verliert seine letzten Freunde an China

Nun hat auch Honduras seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und sich stattdessen China zugewandt. Die Luft für den...