Der krisengeschüttelte Lkw- und Bus-Hersteller MAN plant den Abbau von bis zu 9500 Arbeitsplätzen und verschärft damit seinen Sparkurs deutlich. Statt der bisher erwarteten 6000 Stellen soll nun fast ein Viertel der zuletzt 36.000 Arbeitsplätze wegfallen. "Die derzeitigen Überlegungen umfassen den Abbau von bis zu 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich sowie weltweit über alle Unternehmensbereiche hinweg", teilte die Tochter der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Nutzfahrzeugholding Traton am Freitag mit.
MAN und Traton sprachen von einer "grundlegenden Restrukturierung" des Lkw- und Bus-Geschäfts von MAN. In diesem Zusammenhang seien Verlagerungen von Entwicklungs- und Produktionsprozessen an andere Standorte geplant. Damit stünden auch der Produktionsstandort Steyr in Österreich sowie die Betriebe in Plauen und Wittlich in Deutschland zur Disposition. Das hätten die Vorstände von MAN und Traton unter ihren neuen Chefs Andreas Tostmann und Matthias Gründler beschlossen.
Der Lkw-Bauer MAN, der den Traton-Konzern in der Corona-Krise zuletzt tief in die roten Zahlen gerissen hatte, will mit dem Sparpaket die Kosten um 1,8 Milliarden Euro senken. Damit soll für das Jahr 2023 die operative Umsatzrendite, die zuletzt negativ war, auf acht Prozent hochgetrieben werden. MAN hatte bereits im März ein umfassendes Sparprogramm und einen Konzernumbau angekündigt, um Investitionen in neue Technolgien zu stemmen.
Der Vorstand der MAN Truck & Bus SE werde zeitnah in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die Neuausrichtung eintreten, kündigte das Unternehmen am Freitag an. Der Gesamtaufwand für die Neuausrichtung sei vom Ergebnis dieser Verhandlungen abhängig.
Nach einer bisher geltenden Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung sind betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausgeschlossen. Der MAN-Betriebsrat hatte vom Vorstand ein umfassendes Paket zur Zukunftssicherung gefordert. Im Streit darüber waren in diesem Jahr die früheren Chefs von Traton und MAN gestürzt.
MAN-Betriebsrat kündigt Widerstand gegen "Jobkahlschlag" an
"Es kann nicht sein, dass Stellenabbau und Standortschließungen die einzigen Lösungsansätze sind, die dem Vorstand einfallen", sagte der Vorsitzende Saki Stimoniaris am Freitag. "Das sind Management-Konzepte von tief unten aus der Mottenkiste." Sparprogramme "nach der Rasenmähermethode" seien mit dem Betriebsrat nicht zu machen. Daran ändere auch die Corona-Krise nichts.
Stimoniaris kritisierte, dass die verschiedenen Chefs von MAN es nicht geschafft hätten, in Zeiten guter Konjunktur für ausreichend Rendite zu sorgen, um eine Krise wie die jetzige zu überstehen. Die Belegschaft könne weder etwas für die roten Zahlen noch für Corona. "Doch für beides sollen wir nun büßen."