In den letzten Wochen zeigte sich auf dem US-Kreditmarkt, den Private-Equity-Firmen in der Regel zur Finanzierung ihrer Unternehmen anzapfen, ein starker Trend zu sogenannten Dividendenrekapitalisierungen. Dabei nutzen die Private-Equity-Firmen die aufgenommen Schulden der von ihnen kontrollierten Unternehmen, um Dividenden an die Eigner, d.h. an sich selbst auszuzahlen.
Bisher wurden im September fast ein Viertel der auf dem US-Kreditmarkt aufgenommenen Gelder (24 Prozent) zur Finanzierung von Dividenden an Private-Equity-Eigner verwendet. Dies ist ein Vielfaches des Durchschnitts von weniger als 4 Prozent in den letzten zwei Jahren. Laut den monatlichen Daten von S&P Global Market Intelligence repräsentiert dies den höchsten Stand seit Anfang 2015.
Der sprunghafte Anstieg der Dividendenrekapitalisierungen ist teils darauf zurückzuführen, dass die Federal Reserve die Zinsen so niedrig hält. Denn in der Folge gibt es seitens von Investoren eine starke Nachfrage nach Schuldpapieren, die noch ein gewisses Einkommen bieten können. Das sind in der Regel junk bonds, d.h. jenes Marktsegment, in dem die von private equity kontrollierten Unternehmen typischerweise angesiedelt sind.
Bis vor kurzem verzeichnete der Kreditmarkt noch nicht das gleiche Emissionsvolumen wie andere Teile der Finanzmärkte. Die geringe verfügbare Menge an Schulden mit einer minimalen Verzinsung ist ein Grund dafür, dass Anleger akzeptiert haben, dass erhebliche Teile ihrer Investitionen als Dividenden an die Eigner ausgezahlt werden.
Laut Daten von S&P werden von den 15 Milliarden Dollar, die in diesem Monat auf dem Kreditmarkt aufgenommen wurden, insgesamt etwas mehr als 4 Milliarden Dollar in Form von Dividenden ausgezahlt. Weitere 2 Milliarden Dollar würden noch vor Ende September kommen, wenn die derzeit verhandelten Geschäfte abgeschlossen werden.
"Wenn Private-Equity-Gesellschaften Geld vom Tisch nehmen können, dann tun sie es", kommentiert in der Financial Times John Gregory, Leiter der Abteilung Leveraged Finance Capital Markets bei Wells Fargo Securities. "Es wird mit Sicherheit noch mehr kommen.
Das Beispiel der Dividendenrekapitalisierungen illustriert somit die perversen Effekte der Nullzinspolitik einerseits und das vielfach fragwürdige Geschäftsmodell und Geschäftsgebaren von Private-Equity-Firmen andrerseits.
Die Schuldenexplosion wird nicht etwa dazu benutzt, damit sich die Unternehmen stabiler aufstellen und besser gewappnet sind für konjunkturelle oder geschäftsspezifische Risiken, oder für Neuinvestitionen in zukunftsträchtigen Geschäften. Sondern das Schuldenmachen dient zentral dazu, die Eigner zu bereichern. De facto werden die Gesellschaften so ausgesaugt.
Dazu gehören auch die Verkäufe lukrativer Geschäftseinheiten oder das Aussaugen unrentabler Bereiche. Nach wenigen Jahren werden die so überschuldeten und ausgeweideten Gesellschaften in den Konkurs getrieben oder verramscht. Für die Kreditgeber, die Beschäftigten und andere "Stakeholder" wie Lieferanten oder Kunden bleiben nur Verluste, während sich die Geier mit dem Gewinn aus diesen Operationen davonmachen und sich neuen Zielen zuwenden können.
Das Beispiel der Dividendenrekapitalisierungen von Private-Equity-Gesellschaften zeigt, dass die von der Federal Reserve initiierte Geldschwemme keineswegs in einen sinnvollen Konjunkturaufschwung münden muss. Vielmehr werden immer mehr und neue Bereiche der amerikanischen Wirtschaft "zombifiziert".
Die Private-Equity-Gesellschaften operieren ihrerseits mit riesiger finanzieller Hebelwirkung. Sie selber sind also ebenfalls hoch verschuldet. Das erklärt auch ihren immensen kurzfristigen Einkommensbedarf. Und die Wirtschaft insgesamt wird nur instabiler, und keineswegs gestärkt.