Weltwirtschaft

Amerikas Öl-Förderung geht drastisch zurück: Niedrigste Zahl an Bohrlöchern seit 1930

Lesezeit: 2 min
04.10.2020 16:56
Die USA verzeichnen mittlerweile die niedrigste Zahl an Bohrlöchern seit 1930. Der Nachfrage-Rückgang durch die Corona-Pandemie und der Preisverfall durch den saudisch-russischen Ölquoten-Streit wirken sich desaströs auf die amerikanische Öl-Industrie aus.
Amerikas Öl-Förderung geht drastisch zurück: Niedrigste Zahl an Bohrlöchern seit 1930
Pumpen auf einem Ölfeld bei Los Angeles. (Foto: dpa)
Foto: epa Paul Buck

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Die amerikanische Öl-Industrie hat ihre Aktivitäten dermaßen zurückgefahren, dass die Anzahl der Bohrlöcher in den USA geringer ist als im Jahr 1931, als die Zahl rund 11.700 betrug. Derzeit rangiert sie unter der Marke von 11.000 - und erreicht damit ihren geringsten Stand seit 1930, also seit genau 90 Jahren. Im vergangenen Jahr lag die Anzahl der Bohrlöcher bei 22.000 und im Jahr 2018 bei 25.000. 2014 war ein Rekordjahr mit insgesamt 45.535 Bohrlöchern.

Der aktuelle Trend dürfte niemanden überraschen, da die Öl-Industrie sich den Entwicklungen auf dem Markt anpasst, der seit Anfang Februar 2020 sehr volatil ist. In den Monaten danach wurde der US-Markt von einer rekordverdächtigen raschen Reduzierung der Nachfrage heimgesucht, die durch die Coronavirus-Pandemie und den saudisch-russischen Streit um Produktionsquoten ausgelöst wurde. Somit ist der Rückgang der Bohrlöcher als logische Reaktion auf die drastische Nachfrage-Reduzierung anzusehen.

Das Branchen-Journal Worldoil.com berichtet, es habe eine Umfrage unter Produzenten durchgeführt. Diese gaben mehrheitlich an, sie hätten die Zahl ihrer Bohrungen gegenüber dem ersten Quartal 2020 nicht nur erheblich, sondern sogar drastisch reduziert. Eine Reihe von Unternehmen gab an, dass sie in der zweiten Jahreshälfte halb oder sogar weniger als halb so viele Bohrungen durchführt wie in der ersten Jahreshälfte.

Der Ölschatz im Permischen Becken?

Die Öl-Industrie hofft besonders auf Vorkommen im Permischen Becken in Texas. Die Schätzungen über die dort lagernden Mengen weichen allerdings weit voneinander ab. Der CEO von "Pioneer Natural Resources", Scott Sheffield, behauptet, dass die förderbaren Mengen bei über 160 Milliarden Barrel liegen würden, berichtet Worldoil.com. Das wäre mehr als die Hälfte der weltweiten (!) Ölförderung des Jahres 2019 (im Jahr 2019 betrug die durchschnittlich pro Tag geförderte Menge 95,2 Millionen Barrel).

Nach Angaben von Wood Mackenzie soll die Ausbeutung des Permischen Beckens dazu führen, dass die Öl-Produktion in den USA bis zum Jahr 2024 um drei Millionen Barrel pro Tag steigen soll (ausgehend von weitaus höheren Fördermengen als gegenwärtig) . Doch das Amt für Energie-Statistik des US-Energieministeriums (EIA) widerspricht all diesen Schätzungen und Angaben. Die EIA schätzt die Ölvorkommen im Permischen Becken auf gerade mal 782 Millionen Barrel. Das Online-Magazin Oilprice.com dagegen schätzt die förderbaren Ölvorkommen im Permischen Becken auf 3,7 Milliarden Barrel. Wenn man von diesen Zahlen ausgeht, ist es eher unwahrscheinlich, dass die USA es schaffen werden - so wie es US-Energieministers Rick Perry immer wieder betont - den globalen Öl-Markt zu dominieren.

In einem Ranking von "Rystad" über die Schätzung förderbarer Energieressourcen ist Saudi-Arabien mit Ölvorkommen in Höhe von 276 Milliarden Barrel weltweiter Spitzenreiter. Die USA liegen mit 263 Milliarden Barrel auf Platz zwei. Danach folgen Russland mit 181 Milliarden Barrel, Kanada mit 158 Milliarden Barrel, der Iran mit 135 Milliarden Barrel, der Irak und Brasilien mit jeweils 110 Milliarden Barrel, Venezuela mit 72 Milliarden Barrel und Mexiko mit 68 Milliarden Barrel.

"Statista" dagegen gibt folgende Zahlen an: Venezuela 304 Milliarden, Saudi-Arabien 268 Milliarden, Kanada 170 Milliarden, Iran 156 Milliarden, Irak 145 Milliarden und Russland 107 Milliarden Barrel.

Man sieht: Es handelt sich teilweise um doch sehr grobe Schätzungen - deren Voraussagekraft sehr eingeschränkt ist.


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