Deutschland

Schmiergeld und Manipulation: Das sind die spektakulärsten Wirtschafts-Prozesse

In Deutschland fanden eine ganze Reihe von spektakulären Wirtschafts-Prozesse gegen Großkonzerne statt. Zu den spektakulärsten Fällen gehören unter anderem die Prozesse gegen Siemens, VW, MAN.
04.10.2020 16:56
Lesezeit: 1 min
Schmiergeld und Manipulation: Das sind die spektakulärsten Wirtschafts-Prozesse
Aktentaschen stehen auf einem Tisch am 23.08.2016 zu Beginn eines Korruptionsprozesses um Schmiergeldverdacht. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Schmiergeld, Preisabsprachen, Manipulation: Im Dieselskandal muss sich Ex-Audi-Chef Rupert Stadler derzeit vor Gericht verantworten. Zudem ist seit Donnerstag klar, dass der frühere VW-Chef Martin Winterkorn wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation vor Gericht muss. Es sind bei weitem nicht die ersten Strafprozesse um bekannte Konzernlenker oder Mitarbeiter großer Unternehmen. Einige spektakuläre Fälle:

SCHLECKER: Im Prozess um die Pleite der einst größten Drogeriemarktkette Europas werden die Kinder des Firmengründers Anton Schlecker 2019 rechtskräftig zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt - unter anderem wegen Untreue, Insolvenzverschleppung und Bankrott. Sie hatten sich unrechtmäßig Gewinne in Millionenhöhe ausgezahlt - nur Tage, bevor der Konzern 2012 in die Insolvenz ging. Schlecker selbst kam auf Bewährung frei und musste 54.000 Euro Geldstrafe zahlen.

SIEMENS: Der milliardenschwere Schmiergeldskandal bei Siemens war im November 2006 mit einer Razzia der Münchner Staatsanwaltschaft ins Rollen gekommen. Über Jahre hinweg sollen insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro in schwarze Kassen geflossen sein, um lukrative Auslandsaufträge an Land zu ziehen. Den Elektrokonzern kostete die Aufarbeitung des Skandals 2,5 Milliarden Euro, etliche Beteiligte verloren ihren Job. Die Führungsspitze wechselte, die Bekämpfung der Korruption wurde fortan großgeschrieben.

MAN: Der Hersteller von Nutzfahrzeugen gerät 2009 ins Visier von Korruptionsermittlern. Am Ende zwingt der Skandal fast die gesamte Führungsriege zur Aufgabe, der Konzern zahlt ein Bußgeld von 150 Millionen Euro. Im Geschäft mit Lastwagen und Bussen etwa wurden im In- und Ausland Bestechungsgelder gezahlt, um den Verkauf anzukurbeln.

MANNESMANN: Eines der spektakulärsten Wirtschaftsstrafverfahren in Deutschland geht 2006 ohne Urteil zu Ende. Die wegen schwerer Untreue oder Beihilfe dazu angeklagten Manager und Gewerkschafter müssen insgesamt 5,8 Millionen Euro zahlen und gelten nun als unschuldig. Im Zentrum des Prozesses standen Millionenabfindungen bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000.

FLOWTEX: Die Firma aus dem badischen Ettlingen hatte in den 1990er Jahren mehr als 3.000 Horizontalbohrmaschinen für den unterirdischen Leitungsbau verkauft, von denen die meisten nur auf dem Papier existierten. Das Schneeballsystem flog im Jahr 2000 auf. Folgen waren ein Insolvenzverfahren mit Gläubiger-Forderungen von 1,2 Milliarden Euro, mehr als 120 Ermittlungsverfahren und eine Serie von Straf- und Zivilprozessen.

KIRCH: Nach einem jahrelangen Prozess-Reigen beendet der Bundesgerichtshof 2019 den juristischen Streit zwischen dem Medienunternehmen von Leo Kirch und Verantwortlichen der Deutschen Bank mit der Bestätigung von Freisprüchen. Kirch hatte 2002 Insolvenz anmelden müssen und machte dafür eine Aussage von Bankchef Rolf Breuer verantwortlich. Dieser hatte in einem TV-Interview in Zweifel gezogen, dass noch jemand Kirch Geld geben werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Wie die Märkte alle Warnsignale ignorieren
07.11.2025

Die Wall Street kennt derzeit nur eine Richtung – nach oben. Während geopolitische Krisen, Schuldenstreit und Konjunkturrisiken...