Deutschland

Karl Lauterbach fordert Reiseverbote statt Beherbergungsverbote

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat ein Reiseverbot für Menschen aus Regionen mit hohen Fallzahlen gefordert. Dies sei eine bessere Lösung als Beherbergungsverbote.
15.10.2020 15:11
Lesezeit: 1 min
Karl Lauterbach fordert Reiseverbote statt Beherbergungsverbote
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach. (Foto: dpa) Foto: J

Im Streit um Beherbergungsverbote in den Bundesländern hat der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ein Reiseverbot für Menschen aus Regionen mit hohen Fallzahlen gefordert. "Für besonders hohe Infektionszahlen sollte für die Region dann besser sogar ein komplettes Reiseverbot gelten, bis sich die Lage dort beruhigt hat", sagte Lauterbach im Interview der "Rheinischen Post" (Freitag). Um vor die Welle des exponentiellen Wachstums zu kommen, sollten Reiserückkehrer und Reisewillige nicht mehr getestet werden, erklärte er weiter.

Lauterbach übte zudem Kritik an der gescheiterten Einigung bei Thema Beherbergungsverbot. "Es bleibt falsch, dass die Länder bis zum 8. November beim Beherbergungsverbot völlig unterschiedliche Regelungen treffen und Negativtests verlangen." Ihm zufolge werden besonders in den Ballungsräumen wichtige Testkapazitäten dadurch weggenommen. "Die Gesundheitsämter in den Hotspots bräuchten jetzt sehr schnell Hilfe von Bundeswehr und Bundespolizei, um die Menschen in Infektionsketten zu informieren und in Quarantäne zu schicken", forderte er.

Indes hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit scharfer Kritik auf den Beschluss von Bund und Ländern reagiert, die Entscheidung zu den Beherbergungsverboten zu vertagen. Im Gastgewerbe würden Existenzsorgen und Frust wachsen, erklärte Dehoga-Präsident Guido Zöllick am Donnerstag. Der Verband appelliere dringend an die Bundesländer, die Beherbergungsverbote auszusetzen. "Beherbergungsverbote entsprechen nicht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit."

Zöllick verwies auch auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Baden-Württemberg. Dieses kippte das Beherbungsverbot für das Bundesland am Donnerstag, in Sachsen wurde das Verbot von der dortigen Landesregierung aufgehoben. Der Deutsche Ferienhausverband sprach von einem "verheerenden Signal", das von der Vertagung des Themas am Mittwoch ausgegangen sei.

Bund und Länder hatten bei ihren Corona-Beratungen am Mittwoch keinen einheitlichen Kurs bei dem Thema gefunden. Bis zum 8. November soll die Maßnahme auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. "Dann sind die Herbstferien vorbei und der Schaden kann nicht mehr gutgemacht werden", kritisierte der Ferienhausverband. "Die Maßnahmen sind existenzgefährdend", hieß es vom Dehoga. Umso wichtiger sei jetzt, dass die Hilfen für das Gastgewerbe verlängert, ausgeweitet und nachhaltig verbessert werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...