Marktbericht

ElringKlinger baut mit Airbus erstes emissionsarmes Wasserstoff-Flugzeug der Welt

Der Mittelständler ElringKlinger hat durch die Pandemie im zweiten Quartal einen Umsatzeinbruch um mehr als 40 Prozent hinnehmen müssen. Eine ungewöhnliche Partnerschaft mit Airbus soll dem Unternehmen nun wieder mehr positive Impulse geben.
20.10.2020 12:45
Lesezeit: 2 min
ElringKlinger baut mit Airbus erstes emissionsarmes Wasserstoff-Flugzeug der Welt
Das Wasserstoff-Flugzeug "ZEROe" von Airbus. (Foto: dpa)

Der Autozulieferer ElringKlinger (EK) erschließt gerade ein neues Geschäftsfeld mit einem Kunden aus einer völlig anderen Branche: So hat das Unternehmen eine strategische Kooperation mit Airbus vereinbart, um eine Technologie für Brennstoffzellen für Wasserstoff-Flugzeuge zu entwickeln. Wie der Hersteller erklärte, haben beide Partner deswegen ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das langfristig arbeiten soll.

Damit nehmen die Pläne des Flugzeugbauers immer mehr Konturen an, die in der deutschen Presse erstmals Ende September die Runde gemacht hatten. „Wir werden es bis 2035 zur Einsatzreife bringen”, hatte das RND-Redaktionsnetzwerk den französischen Konzernchef Guillaume Faury zitiert und von „revolutionären Plänen“ gesprochen.

Der Konzern hatte Modelle des neuen Flugzeugtyps unter dem Codenamen ZEROe vorgestellt. Die Maschinen sollen in der Lage sein, Strecken bis zu 3.700 Kilometer zu fliegen – also auf kürzeren Flügen eingesetzt werden.

Dabei soll das neue internationale Joint-Venture mit EK in den kommenden Jahren besondere Brennstoffzellen-„Stacks“ entwickeln, die in der Luftfahrt Verwendung finden. Bei einem „Stack“ handelt es sich um einen Stapel aus Brennstoffzellen, die chemische Reaktionsenergie des kontinuierlich zugeführten Wasserstoffs und Luftsauerstoffs in elektrische Energie umwandeln.

EK bringt in die Partnerschaft die notwendige Technologie ein und erhält dafür bis zum Ende 2020 einen Betrag im niedrigen bis mittleren Millionen-Euro-Bereich. Zur Einordnung: Das Autozulieferer hat im zweiten Quartal bei seinen Erlösen einen Einbruch um mehr als 40 Prozent auf 252,2 Millionen Euro hinnehmen müssen. Die Autoindustrie, die vorher sowieso schon im Abschwung war, leidet derzeit besonders unter der Pandemie.

Deswegen ist es für EK wichtig, sich neue Kunden aus anderen Geschäftsbereichen zu suchen. Grundsätzlich hat das Business mit der Herstellung von Wasserstoff als Energieträger vielversprechende Wachstumsaussichten. So schätzt das US-Institut „Research and Markets“ (RMS), dass die Umsätze der Hersteller von 2020 bis 2025 pro Jahr um fünf Prozent auf 37,32 Milliarden Dollar steigen – also auf 28 Milliarden Euro.

Und gerade Airbus und andere Vertreter aus der Flugzeugindustrie dürften da geeignete Partner sein, da gerade diese Verkehrsbranche unbedingt ihre Maschinen modernisieren muss. Denn der Klimaabdruck der Klimaabdruck der Flugzeuge ist im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern übermäßig hoch.

Wie aus einer Tabelle abzulesen ist, die der Sender n-tv erstellt hat, beträgt der Ausstoß von Treibhausgasen gemessen in Gramm je Person und Kilometer hier 201. Danach folgen das Auto (139) und der Linienbus (75).

Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender der ElringKlinger AG, stellt zur neuen Partnerschaft fest: "Dass sich Airbus für ElringKlinger als Technologiepartner entschieden hat, bestätigt die Leistungsfähigkeit unserer Brennstoffzellentechnologie. Gerade in der Luftfahrtbranche kommt es in erster Linie auf die Leistungsdichte der Stacks an. Aber auch weitere technologisch anspruchsvolle Leistungskriterien wie Lebensdauer oder operative Parameter wie Betriebstemperatur oder -luftfeuchte müssen luftfahrtspezifisch erfüllt werden."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...