Unternehmen

"Spaßkäufe" für kleine Internet-Händler zunehmend existenzbedrohend

Eigentlich brummt während der Krise das Geschäft mit dem Verkauf von Waren über das Internet. Doch betrifft das nur die großen Anbieter. Die kleinen Händler haben ein besonderes Problem, wie das Fachnetzwerk „Händlerbund“ herausgefunden hat.
24.10.2020 08:06
Lesezeit: 2 min
"Spaßkäufe" für kleine Internet-Händler zunehmend existenzbedrohend
Onlinehändler klagen über Kunden, die ohne Kaufabsicht Waren bestellen und sie einfach wieder zurückschicken. (Foto: dpa) Foto: Jens B

„Ich bin gerade echt verzweifelt. Ich habe ein Handy verkauft, das nicht bezahlt wurde. Ich habe keine Antwort auf meine Nachricht bekommen, der Käufer hat sich nicht mehr gemeldet. Ich drehe hier langsam durch, übertrieben gesagt. Mir geht es nicht darum, dass er den Artikel nicht mehr möchte, aber dieses Kuddelmuddel geht gar nicht.“

So hat ein E-Commerce-Händler in den Fachforen seinen Kolleginnen und Kollegen sein Leid geklagt – stellvertretend für viele kleine und mittlere Anbieter. Gerade diese Firmengruppe ist während des Lockdowns im Frühjahr zunehmend von sogenannten Spaßkäufern belastet worden. Dies sind unseriöse Kunden, die Waren ohne eine Kaufabsicht bestellen, um sie dann wieder zurück zu schicken, ohne sie zu bezahlen. Oft sind die Produkte dann auch noch beschädigt.

Dies war während der Pandemie ein gewichtiges Problem, das die Händler bedrückt hat. Das hat das Fachnetzwerk „Händlerbund“ in einer aktuellen Studie herausgefunden, die sie auf der Grundlage von Aussagen von 224 Unternehmensvertretern erstellt hat. Etwa die Hälfte davon beschäftigt nicht mehr als zehn Mitarbeiter, während mehr als ein Drittel als Einzelunternehmer tätig ist. Das E-Commerce-Netzwerk hat seinen Hauptsitz in Leipzig und unterstützt nach eigenen Aussagen Firmen in ganz Europa.

„Durch verzeichnet die Mehrzahl von 59 Prozent ein Minusgeschäft und im Schnitt mussten 28 Prozent der Retouren mit Preisabschlägen von 39 Prozent versehen werden. Noch im Vorjahr lag die Zahl um elf Prozent niedriger“, heißt es in der Studie.

„Zwei Drittel der Händler von 67 Prozent gaben an, dass besonders Versand- und Beschaffungsprobleme die E-Commerce-Logistik während der Corona-Pandemie beeinträchtigt haben. Jeder dritte Händler hat an einem geringen Bestellaufkommen gelitten, und sechs Prozent waren von Überlastung beeinträchtigt. Der monatelange Stopp des Warenpostversandes in den USA und in anderen Ländern hat 32 Prozent der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu schaffen gemacht“, schreiben die Autoren der Untersuchung.

Die Händler haben weiterhin auf die alten Versanddienstleister gesetzt: So haben 84 Prozent von ihnen DHL vertraut. Danach folgten der DPD (54 Prozent) und die Deutsche Post (35 Prozent).

Wichtige Kriterien bei der Auswahl der Dienstleister waren Zuverlässigkeit (88 Prozent), die Sendungsverfolgung (81 Prozent) und die kurze Lieferdauer (68 Prozent). Das Preis-Leistung-Verhältnis (65 Prozent) und die niedrigen Kosten (59 Prozent) spielen für die Händler eine weniger große Rolle.

Während die kleinen Anbieter Probleme haben, brummt das Geschäft der großen Konkurrenz. Wie das wissenschaftliche Institut EHI gemeinsam mit dem Fachdienst Statista berichten, geht der Großteil der Onlineshops für 2020 von weiteren Steigerungen des Umsatzes aus. Der Grund: Die Pandemie. Bereits im vergangenen Jahr haben die Firmen gerade die Marke von 50 Milliarden Euro übersprungen und sind schließlich bei einem Gesamterlös von 51,7 Milliarden Euro gelandet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump gegen Windkraft: Präsident eskaliert den Kampf gegen Turbinen
03.09.2025

Trumps Strategie ist eindeutig: fossile Brennstoffe stärken, Windkraft schwächen. Der US-Präsident stoppt Milliardenprojekte, attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorge: Selbstständige zweifeln an finanzieller Absicherung fürs Alter
03.09.2025

Gut abgesichert im Alter? Mehr als die Hälfte der Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer in Deutschland haben Zweifel, ob ihre...

DWN
Politik
Politik Friedland: Abgelehnte Asylbewerber stößt 16-Jährige vor einen Zug – Gericht wirft Ausländerbehörde Fehler vor
03.09.2025

Ein 31-jähriger Iraker soll ein 16-jähriges Mädchen in Niedersachsen getötet haben. Die Behörden wollten den abgelehnten Asylbewerber...

DWN
Politik
Politik AfD-Todesfälle vor der NRW-Wahl: Polizei schließt Straftaten aus
03.09.2025

Mittlerweile sechs AfD-Kandidaten sterben kurz vor der NRW-Wahl am 14. September. Die Polizei hat die Fälle untersucht – und schließt...

DWN
Politik
Politik Koalitionsausschuss: Der Plan der Bundesregierung fürs zweite Halbjahr - mit fünf Großbaustellen der Koalition
03.09.2025

„Bullshit“-Vorwürfe hier, eiserne Sparvorgaben da: Das Klima in der schwarz-roten Koalition ist angespannt. Jetzt will man im...

DWN
Politik
Politik Militärparade in Peking: China empfängt Staatschefs von Nordkorea und Russland zu Militärparade
03.09.2025

Xi Jinping hat in Peking vor Wladimir Putin und Kim Jong Un neue Waffensysteme inspiziert. Der Auftritt gilt als Zeichen der Solidarität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zwischen Kontrolle und Risiko: Wie sich Unternehmen frühzeitig auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten
03.09.2025

Weihnachten kommt schneller, als viele Unternehmer denken – und gerade für kleine Firmen kann das Fest zum entscheidenden Umsatzbringer...