Die Preise für Rohöl sind am Donnerstag kräftig eingebrochen. Bereits am Mittwochabend hatte der Markt mit Sorge auf die neuen harten Maßnahmen reagiert, die Regierungen etwa in Deutschland und Frankreich zur Eindämmung der Corona-Pandemie verkündet hatten. Im Anschluss hatten sich die Preise bis zum Morgen etwas stabilisiert.
Die Erholung hielt jedoch nicht an: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete im Mittagshandel 36,80 US-Dollar. Das waren rund 2,20 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um über 2 Dollar auf 35,25 Dollar. Damit war US-Öl so günstig wie seit Juni nicht mehr.
Angst vor dem neuen Lockdown
Eine Reihe wichtiger Länder der Eurozone führte neue Beschränkungen des wirtschaftlichen Lebens ein. Auch in Deutschland, der größten Volkswirtschaft in Europa, soll es im November erneut deutliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens geben.
Daneben hatten am Vortag neue Daten zur Entwicklung der Ölreserven in den USA die Preise am Ölmarkt belastet. Offizielle Daten zeigten einen unerwartet starken Anstieg der Rohölreserven in der vergangenen Woche, zugleich stieg die Fördermenge an. Marktbeobachter sprachen zuletzt bereits davon, dass die Sorgen vor einem Überangebot am Markt zurückgekehrt seien.
Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, sieht den Preisrutsch jedoch mehr der Wahrnehmung am Markt als den reinen Tatsachen geschuldet. Die Rohöldaten bezeichnete er als „gar nicht so schlecht“. Es falle ihm jedoch ebenfalls „schwer, vor lauter Risiken und Belastungsfaktoren kurzfristige stützende Katalysatoren für die Ölpreise zu identifizieren“. Der Experte rechnet daher vorerst mit einem anhaltenden Abwärtssog.