Wirtschaft

Erträge der Europäischen Großbanken brechen ein

Zahlreiche europäische Großbanken mussten im dritten Quartal deutlich geringere Einnahmen hinnehmen.
05.11.2020 13:57
Aktualisiert: 05.11.2020 13:57
Lesezeit: 2 min

Die neuesten Quartalszahlen der europäischen Banken sind besorgniserregend. Das Kreditgeschäft leidet unter einer verminderten Tilgungsfähigkeit der Schuldner infolge der weltweiten Corona-Maßnahmen. Außerdem belasten drastisch erhöhte Rückstellungen für Drohverluste die operativen Gewinne. Das florierende Handelsgeschäft kann diese Probleme in der Kreditsparte nicht ausgleichen.

Der Gewinn der italienischen Großbank Unicredit ist im dritten Quartal deutlich gefallen. Das Nettoergebnis gab auf Jahressicht um 42 Prozent auf 680 Millionen Euro nach, wie Unicredit mitteilte. Dies war allerdings mehr als im Vorquartal und deutlich mehr als von Analysten erwartet. Italiens zweitgrößtes Geldhaus - hierzulande vor allem für die deutsche Tochter HypoVereinsbank (HVB) bekannt - profitierte davon, dass in Europa Lockerungen der in der Corona-Krise beschlossenen Beschränkungen für regere Einnahmen sorgten. Auf Jahressicht gaben die Einnahmen zwar um gut sieben Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Euro nach, auf Quartalssicht war dies allerdings ein Plus von 4,4 Prozent.

Die größte niederländische Bank ING-DiBa setzt nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Quartal ebenfalls den Rotstift an. Das Ergebnis vor Steuern sackte um 37 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ab, wie ING mitteilte. Analysten hatten mit einem weniger starken Rückgang gerechnet. Die Erträge fielen um gut sieben Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig nahm die Risikovorsorge für faule Kredite im Vergleich zum dritten Quartal 2019 deutlich zu. ING will nun konzernweit 1000 Stellen streichen. Betroffen sei vor allem das Großkundengeschäft. In Südamerika und in Asien werde die Bank Niederlassungen schließen. In Deutschland fiel der Vorsteuergewinn der ING um 14 Prozent auf 323 Millionen Euro.

Societe General konnte derweil im dritten Quartal zumindest wieder schwarze Zahlen schreiben. Frankreichs drittgrößte Bank kämpfte sich dank Zuwächsen im Handelsgeschäft aus der Verlustzone. Unter dem Strich verdiente das Institut mit 862 Millionen Euro operativ knapp ein Prozent mehr als vor Jahresfrist, wie Societe Generale mitteilte. Zwar gingen die Gesamterträge um 2,9 Prozent zurück auf 5,8 Milliarden Euro. In den Sparten Aktien- und Anleihehandel legte die Bank aber zu. Jedoch fielen die Zuwächse mit 5,1 beziehungsweise 9,4 Prozent deutlich geringer aus als bei Konkurrenten in anderen Ländern Europas und in den USA.

Bei der deutschen Commerzbank stand im dritten Vierteljahr 2020 unter dem Strich ein Minus von 69 Millionen Euro in den Büchern. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 297 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen. Für die ersten neun Monate summierte sich der Verlust auf 162 Millionen Euro - nach 681 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet der Vorstand weiterhin mit einem Verlust. Unter anderem die deutlich höhere Vorsorge für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise sowie Kosten für den Konzernumbau belasten - so auch im dritten Quartal. Für das Gesamtjahr rechnet die Bank weiterhin mit einer Risikovorsorge zwischen 1,3 Milliarden und 1,5 Milliarden Euro. Analysten gehen davon aus, dass die Commerzbank erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird.

Der Sparkurs wird wohl weiter verschärft werden. Ein «stabiles Kundengeschäft und eine starke Kapitalausstattung» seien «eine gute Basis (...) für die Neuausrichtung der Bank», erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp am Donnerstag zur Vorlage der Zwischenbilanz für das dritte Quartal. «Für weitere Einsparungen haben wir die Voraussetzungen geschaffen.» Die Entscheidung über den künftigen Kurs wird allerdings erst in den ersten Monaten 2021 nach dem Chefwechsel fallen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....