Unternehmen

Linde setzt auf Wasserstoff-Autos - und erhöht die Gewinnprognose

Die deutsche Industrie erholt sich derzeit. Jetzt hat das Dax-Schwergewicht Linde mit einer positiven Jahresprognose die Anleger überrascht. Der Industriegas-Hersteller will künftig verstärkt auf die Zukunfts-Technologie Wasserstoff setzen.
05.11.2020 17:11
Aktualisiert: 05.11.2020 17:11
Lesezeit: 2 min
Linde setzt auf Wasserstoff-Autos - und erhöht die Gewinnprognose
Der internationale Konzern gibt dem Markt wieder positive Impulse. (Foto: dpa) Foto: Matthias Balk

Die deutsche Industrie hat sich im Oktober wieder erholt – und somit auch Linde, der internationale Industriegase-Hersteller mit deutschen Wurzeln: Das Unternehmen hat am Donnerstag seine Gewinnprognose für 2020 erhöht – und das zum zweiten Mal schon im laufenden Jahr. Das Management um CEO Steve Angel, der seit Oktober 2018 den Produzenten führt, geht nun von einem Gewinn je Aktie zwischen 8,05 und 8,10 Dollar aus.

Zuvor hatte die Führungsriege lediglich zwischen 7,60 und 7,80 Dollar erwartet. Damit schraubte sie die Mindesterwartungen um fast sechs Prozent und die maximale Prognose um etwa vier Prozent nach oben.

Das Management, das bereits im Frühjahr eine Anpassung vorgenommen hatte, begründeten diesen Schritt damit, dass das Amerika-Geschäft doch besser als erwartet gelaufen sei. Einen wichtigen Teil seines Business macht der internationale Konzern außerhalb von Europa. Doch das ist noch nicht alles: Denn die neue Gewinneinschätzung des Konzerns liegt auch über den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten.

Dies entspricht der durchaus positiven Stimmung, die derzeit am Markt zu spüren ist. So ist der Einkaufsmanager-Index des Institutes IHS Markit im zehnten Monat um 1,8 auf 58,2 Zähler geklettert – von Panik unter den Unternehmen kann man folglich nicht sprechen.

Und entsprechend haben sich auch die anderen Zahlen von Linde entwickelt: Der Hersteller steigerte im dritten Quartal sein Nachsteuerergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 1,14 Milliarden Dollar. Die Schätzungen hatten hier durchschnittlich bei 1,1 Milliarden Dollar gelegen. Der Erlös war hingegen um zwei Prozent auf 6,85 Milliarden Dollar zurückgegangen. Allerdings hatten sich die Volumina gegenüber dem Vorquartal um sieben Prozent erhöht.

Gaskonzern forciert Wasserstoff-Produktion

Doch die erhöhte Jahresprognose war nicht alles, was der Konzern den Anlegern Anfang November mitzuteilen hatte. Wie das Management erklärte, hat Linde in seinem Werk Ontario in Kalifornien mit der Produktion von grünem Wasserstoff begonnen, die Fachleute grundsätzlich für technisch anspruchsvoll halten. Mit der neuen Investition sei der Hersteller nun in der Lage, dort so viel alternativen Sprits zu liefern, dass damit pro Tag 1.600 Fahrzeuge betankt werden können. Das geht aus einer offiziellen Erklärung von Linde hervor.

„Linde produziert in Südkalifornien bereits seit 50 Jahren Wasserstoff. Wir sind stolz, unseren Kunden grünen Wasserstoff anbieten zu können und freuen uns darauf, mitzuhelfen, den wachsenden Bedarf in diesem wichtigen Markt zu decken“, sagte Armando Botello, der stellvertretende Präsident der Region West bei Linde.

Hintergrund: Linde sieht sich selbst als führender Protagonist für die Bereitstellung von Wasserstoff für Autos, die auf der Grundlage dieses alternativen Antriebes fahren. Der Konzern betreibt nach eigenen Aussagen weltweit 190 Wasserstoff-Tankstellen und 80 Fabriken, die das Element herstellen.

Grundsätzlich ist die Industrie global noch nicht sonderlich stark entwickelt. Denn gegen Ende 2019 wurden auf allen Kontinenten gerade einmal 432 Wasserstoff-Tankstellen betrieben. In Nordamerika waren es 74, wovon die Mehrheit von 48 auf Kalifornien fielen. Es ist folglich kein Wunder, dass Linde gerade im westlichen US-Bundesstaat dieses Geschäftsfeld ausbaut.

Produzent übernimmt weltweit Vorreiter-Rolle

In Europa hingegen wurden 177 Zapfsäulen betrieben. Deutschland war hier mit 87 Tankstellen einsamer Spitzenreiter – gefolgt von Frankreich mit 26. Der Rest fällt auf unterschiedliche Staaten, von denen zahlenmäßig keiner eine bedeutende Zahl vorweisen kann.

Wie wenig die Industrie entwickelt ist, wird auch an einer anderen Statistik deutlich: So waren in Deutschland, das in Europa führend ist, Anfang 2019 gerade einmal 300 Wasserstoff-Autos registriert.

Da die Produktion technisch aufwändig ist, muss Linde in diesem Geschäftsfeld anur wenig Konkurrenz fürchten. Deswegen ist die Strategie des Managements, auf diese Technologie zu setzen, mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung. Der Produzent ist mit Sicherheit ein Vorreiter in dieser Industrie, wie das Unternehmen es immer behauptet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...