Wirtschaft

China-Geschäft beschert Luxuskonzern Richemont Erholung

Der Luxusgüterkonzern Richemont hat sich trotz des Corona-Einbruchs relativ schnell erholt, was auf ein starkes China-Geschäft zurückzuführen ist.
06.11.2020 13:38
Aktualisiert: 06.11.2020 13:38
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
China-Geschäft beschert Luxuskonzern Richemont Erholung
Besucher stehen am 18.01.2016 auf einer Uhrenmesse in Genf (Schweiz) vor dem Stand des Uhrenherstellers Lange & Söhne, der zum Luxuskonzern Richemont gehört. (Foto: dpa) Foto: Sandro Campardo

Der Luxusgüterkonzern Richemont erholt sich überraschend schnell vom Coronavirus-Einbruch. Dank einem starken China-Geschäft schaffte der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC in den Sommermonaten einen zum Vorjahr praktisch stabilen Umsatz, wie das Schweizer Unternehmen am Freitag mitteilte. Dennoch wagte das Unternehmen keinen Ausblick. „Ich vermute, dass wir erst im Juli, August oder September nächsten Jahres zur Normalität zurückkehren werden“, sagte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert. Mit einer 550 Millionen Dollar schweren Investition in den Online-Händler Farfetch setzt Richemont auf einen weiter anziehenden Konsum in China.

Von April bis September brach der Umsatz des Genfer Unternehmens um ein Viertel auf 5,48 Milliarden Euro ein. Vor allem im Frühling litt Richemont wie die meisten anderen Branchenvertreter unter den Ladenschließungen und den fehlenden chinesischen Touristen und verlor fast die Hälfte des Umsatzes. Im Zeitraum Juli bis September resultierte dann nur noch ein Minus von zwei Prozent. Einsparungen etwa bei den Werbeausgaben konnten zwar nicht verhindern, dass der Halbjahresgewinn um 82 Prozent auf 159 Millionen Euro absackte. Doch Richemont übertraf damit die Analystenerwartungen, die Aktie kletterte an der Börse elf Prozent.

„Eine starke Präsenz in China und eine Beschleunigung der digitalen Initiativen haben die Folgen vorübergehender Ladenschließungen und eines weltweiten Tourismusstopps teilweise abgemildert“, sagte Rupert. Weil die Chinesen nun Luxusgüter nicht mehr auf Auslandreisen, sondern zuhause kauften, zog der Umsatz in dem Land um 83 Prozent an. China überholte die USA damit als wichtigsten Absatzmarkt. Weltweit hielt sich das Online-Geschäft wesentlich besser als die Verkäufe in den Läden.

Schon seit Jahren hat sich Rupert einen Ausbau des Online-Geschäfts auf die Fahnen geschrieben und unter anderem die Plattform Yoox Net-a-Porter aufgebaut. Doch Investoren bemängelten die damit verbundenen Kosten und die gemächliche Umsatzentwicklung. Nun unternimmt Richemont einen weiteren Anlauf. Der Konzern investiert zusammen mit dem chinesischen Internetriesen Alibaba insgesamt 1,1 Milliarden Dollar in den zweiten großen Luxusmode-Onlinehändler Farfetch und seinen chinesischen Marktplatz. Richemont lote zudem weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit den Amerikanern aus. Von einem Zusammenschluss oder einer Übernahme wollen die Genfer aber nichts wissen. „Wir hoffen, dass das Unternehmen unabhängig bleibt“, erklärte Richemont.

Gleichzeitig baut auch der Großaktionär des französischen Luxusgüterkonzerns Kering, Francois-Henri Pinault, seine Beteiligung an Farfetch aus. Citibank-Analyst Thomas Chauvet erklärte, die Annäherung zwischen Richemont und Kering im digitalen Geschäft könnte zu Spekulationen eines möglichen künftigen Zusammenschlusses zwischen den beiden von den Gründerfamilien kontrollierten Konzernen führen. Als Übernahmeziel sieht Rupert seinen Konzern nicht. „Die Spekulation ist irritierend, das Unternehmen stand nie zum Verkauf und wir haben nicht vor, es zu verkaufen.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...