Deutschland

Trotz Erholung im Sommer: Chemiebranche erwartet weiter Umsatzeinbruch

Lesezeit: 1 min
11.11.2020 10:44  Aktualisiert: 11.11.2020 10:44
Nach einer Erholung im dritten Quartal haben sich die Aussichten für die Chemiebranche angesichts steigender Corona-Infektionen wieder eingetrübt, teilte der Branchenverband VCI am Mittwoch in Frankfurt mit.
Trotz Erholung im Sommer: Chemiebranche erwartet weiter Umsatzeinbruch
Selbst ohne umfassenden Lockdown blickt die chemische Industrie wenig optimistisch in die Zukunft. (Foto: dpa)
Foto: Swen Pf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Trotz einer Erholung im Sommer erwartet die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie weiter einen Umsatzeinbruch in diesem Jahr. Der Branchenverband VCI rechnet für 2020 unverändert mit einem Produktionsrückgang von drei Prozent und einem Umsatzminus von sechs Prozent auf nur noch 186,4 Milliarden Euro. Die Chemikalienpreise dürften um 2 Prozent fallen. Voraussetzung für diese Prognose sei aber, dass ein umfassender Lockdown vermieden werden kann.

Im dritten Quartal waren die Geschäfte der Chemiebranche nach dem Nachfrageeinbruch im April und Mai auf Erholungskurs gegangen. Die Produktion legte um 1,9 Prozent und der Umsatz um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Im Vergleich zum Vorjahr standen aber immer noch ein Produktionsrückgang von 1,7 Prozent und ein Umsatzminus von 7,5 Prozent zu Buche.

Im dritten Quartal aber erholte sich die Industriebranche mit rund 464.000 Beschäftigten in Deutschland vom Corona-Einbruch im ersten Halbjahr. Die Produktion stieg um 1,9 Prozent zum Vorquartal, der Umsatz wuchs um 2,8 Prozent auf knapp 44 Milliarden Euro - auch dank leicht steigender Erzeugerpreise. Vor allem die konjunktursensible Chemie profitierte von einer höheren Nachfrage der Industrie. Das Vorjahresniveau sei aber noch nicht erreicht.

"Der Chemie steht nach der aktuellen Erholung ein schwieriges Schlussquartal bevor. Die Bundesregierung muss verhindern, dass es zu dauerhaften wirtschaftlichen Schäden kommt", sagte der Präsident des Branchenverbands VCI, Christian Kullmann, am Mittwoch in Frankfurt. "Auch wenn der Auftrieb in der Industrie stark war, droht durch Corona ein neuer Dämpfer." Der Optimismus des Sommers sei verschwunden.

Wegen der zweiten Infektionswelle nähme die Unsicherheit wieder zu, die Krise sei noch lange nicht überwunden. Für die kommenden sechs Monate würden die Chemieunternehmen nicht mehr mit einer weiteren Belebung ihrer Geschäfte rechnen. Bei einigen Produkten wie Reinigungs- und Desinfektionsmittel dürfte die Nachfrage aber wieder anziehen.

Die konjunktursensible Chemieindustrie leidet schon länger unter einer schwachen Industrienachfrage und globalen Handelskonflikten. Vor allem die Krise der Autohersteller, die Lacke, Kunststoffe und Reifen von der Chemieindustrie beziehen, belastet die Branche schwer. Schwergewichte wie BASF reagieren mit dem Abbau Tausender Stellen. Die Pharmaindustrie erwies sich dagegen bisher als Stabilitätsanker.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...