Unternehmen

Merck trotzt der Corona-Krise: Florierende Laborsparte, starke Zukäufe

Der Pharma- und Chemiekonzern steuert recht unbeschadet durch die Pandemie. Die Nachfrage nach Laborausrüstung boomt, Übernahmen in den USA zahlen sich aus. Nun steckt sich Merck höhere Ziele.
12.11.2020 11:55
Lesezeit: 2 min
Merck trotzt der Corona-Krise: Florierende Laborsparte, starke Zukäufe
Der Schriftzug des Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmens Merck. (Foto: dpa) Foto: Andreas Arnold

Der Pharma- und Chemiekonzern Merck nimmt trotz der Corona-Pandemie Fahrt auf und wird noch optimistischer für das laufende Jahr. Die florierende Laborsparte gab dem Dax-Unternehmen im dritten Quartal weiter Rückenwind, aber auch das Halbleitergeschäft sprang an. Konzernweit kletterte der Umsatz zwischen Juli und September gemessen am Vorjahr um 9,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, wie die Merck KGaA am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Vorstandschef Stefan Oschmann sprach von einem «hervorragenden Geschäftsergebnis». Die Folgen der Corona-Krise hätten nachgelassen.

Wegen eines Sonderertrags wuchs der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) überproportional um 53 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Merck hatte nach einem gewonnenen Patentstreit mit dem US-Konzern Biogen Rückstellungen von 365 Millionen Euro aufgelöst. Der Gewinn unterm Strich verdoppelte sich auf mehr als 800 Millionen Euro. Damit steuert Merck recht unbeschadet durch die Pandemie. Deren Folgen bekommen die Südhessen aber bei einer schwachen Nachfrage im Geschäft mit Pigmenten für Autolacke und Kosmetik zu spüren.

Die in der Corona-Krise zuvor gesenkten Jahresziele poliert Merck nun weiter auf: Für 2020 peilt der Vorstand einen Umsatzanstieg auf bis zu 17,5 Milliarden Euro an (Vorjahr: 16,2 Mrd). Auch der bereinigte Betriebsgewinn soll kräftig zulegen. Nicht berücksichtigt sind in den Prognosen aber wirtschaftliche Folgen durch die Corona-Pandemie und eventuelle neue Lockdowns.

Im dritten Quartal blieb die Laborsparte mit einem Umsatzplus von über elf Prozent Fels in der Brandung. Sie profitierte von guten Geschäften mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneiproduktion. Zudem konnte Merck neue Aufträge an Land ziehen. Die Sparte liefert Laborbedarf an mehr als 50 Projekte für Corona-Impfstoffe sowie Produkte und Reagenzien für die Diagnostik. Die Nachfrage werde hier länger anhalten, sagte Oschman. Auch in der Zusammenarbeit mit akademischen Laboren holte Merck auf, nachdem viele im Sommer wegen Corona schließen mussten.

Die Sparte für Spezialmaterialien steigerte den Umsatz dank Zukäufen um rund 43 Prozent. Größtes Zugpferd war das Halbleitergeschäft. Merck will die Sparte stärker auf die Elektronikindustrie ausrichten. Im vergangenen Jahr übernahm der Konzern den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials und den kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular. Die Zukäufe machen sich mit hohen Beiträgen bezahlt.

Dagegen musste Merck im Geschäft mit Bildschirm-Lösungen abermals Einbußen verkraften. Der Bereich kämpft abseits der Corona-Krise seit geraumer Zeit mit asiatischer Konkurrenz bei Flüssigkristallen, die beispielsweise für Displays und Smartphones verwendet werden.

In der Pharmasparte lagen die Umsätze leicht unter Vorjahr. Hier belasteten Wechselkurseffekte und wegen des Verkaufs des Allergiegeschäfts zu Jahresbeginn fielen Erlöse weg. Steil nach oben gingen die Verkäufe mit Mercks wichtigen Hoffnungsträgern, der Multiple-Sklerose-Tablette Mavenclad und dem Krebsmittel Bavencio. Auch das Geschäft mit Fruchtbarkeitsmitteln lief wieder an, es hatte im ersten Halbjahr unter der Schließung vieler Kliniken gelitten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...