Politik

Schlagabtausch: Macron will europäische Souveränität - Kramp-Karrenbauer sagt, nur die USA können Europa schützen

Lesezeit: 1 min
17.11.2020 14:12
Zwischen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist es zu einem Schlagabtausch hinsichtlich der künftigen europäischen Verteidigung gekommen.
Schlagabtausch: Macron will europäische Souveränität - Kramp-Karrenbauer sagt, nur die USA können Europa schützen
Haben unterschiedliche Vorstellungen über die zukünftige europäische Sicherheitspolitik: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l) und die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. (Foto: dpa)
Foto: Tobias Hase

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer plädiert für mehr Verantwortung Europas in der Welt, hält zugleich eine Unabhängigkeit von den USA in Sicherheitsfragen aber für nicht absehbar. "Die Idee einer strategischen Autonomie Europas geht zu weit, wenn sie die Illusion nährt, wir könnten Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in Europa ohne die NATO und ohne die USA gewährleisten", sagte die CDU-Vorsitzende in einer Grundsatzrede an der Bundeswehr-Universität in Hamburg am heutigen Dienstag. Sie reagierte damit auch auf Kritik von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der Europas Verhältnis mit den USA (das Macron als "Abhängigkeit" bezeichnet) infrage stellt.

Was Kramp-Karrenbauer sagt

Kramp-Karrenbauer sagte, es sei gut, "dass es heute über die politischen Lager hinweg einen Konsens für mehr Verantwortung Deutschlands und Europas gibt". Der Ausgang der US-Wahl mit dem Sieg des Demokraten Joe Biden eröffne Europa neue Chancen, stelle zugleich aber auch neue Herausforderungen dar, auch in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. "Jetzt können wir Europäer zeigen, dass wir und wie wir diese Chance nutzen wollen", betonte die Ministerin. Wichtigster Verbündeter in diesen Fragen blieben aber die USA. "Und sie werden es auf absehbare Zeit auch bleiben. Ohne die nuklearen und konventionellen Fähigkeiten Amerikas können Deutschland und Europa sich nicht schützen. Das sind die nüchternen Fakten."

Macrons Meinung

Macron hatte in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Zeitung "le grand continent" gesagt, er teile die Meinung Kramp-Karrenbauers bei Sicherheitsfragen "ganz und gar nicht" - ihre Aussagen kämen einer "Fehlinterpretation der europäischen Geschichte" gleich (Macron bezog sich auf einen Gastbeitrag der Verteidigungsministerin im amerikanischen Politikmagazin "Politico"). In dem Interview sprach Macron (der ein vehementer Verfechter einer eigenen europäischen Armee ist) ausführlich über eine europäische Souveränität, erwähnte dabei die Zusammenarbeit mit den USA aber kaum.

Gemeinsame Linie - oder weiterer Schlagabtausch?

Es sei kein Widerspruch, eng mit den USA zusammenzuarbeiten und gleichzeitig die EU zu einem "eigenständigeren Handeln" zu befähigen, so Macron. Kramp-Karrenbauer stimmte diesem Punkt am Dienstag zu: "Wir wollen, dass Europa für die USA starker Partner auf Augenhöhe ist und kein hilfsbedürftiger Schützling", sagte sie. Und weiter: "Der neue amerikanische Präsident Joe Biden muss sehen und spüren, dass wir genau das anstreben." Gibt es also doch eine gemeinsame Linie der beiden Kontrahenten?

Sollte der Schlagabtausch allerdings weitergehen, ist jetzt Macron wieder am Zug.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...