Deutschland

Thyssenkrupp weitet nach Milliardenverlusten Jobabbau aus

Der kriselnde Thyssenkrupp-Konzern muss zusätzlich zum geplanten Jobabbau weitere 5000 Stellen streichen. Auch betriebsbedingte Kündigungen sind nicht mehr ausgeschlossen.
19.11.2020 08:52
Lesezeit: 1 min
Thyssenkrupp weitet nach Milliardenverlusten Jobabbau aus
Ein Stahlarbeiter im ThyssenKrupp-Werk in Bochum. (Foto: dpa) Foto: Rolf Vennenbernd

Der kriselnde Thyssenkrupp-Konzern will nach Milliardenverlusten seinen geplanten Jobabbau fast verdoppeln. Statt der im Mai 2019 angekündigten 6000 sollen nun 11.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, wie der Konzern am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz für 2019/20 mitteilte. "Betriebsbedingte Kündigungen sind nach wie vor die ultima ratio. Wir können sie aber im Moment nicht ausdrücklich ausschließen", betonte Personalvorstand Oliver Burkhard.

Thyssenkrupp verbuchte unter dem Strich im fortgeführten Geschäft - ohne die veräußerte Aufzugssparte - einen Fehlbetrag von 5,5 Milliarden Euro. Insbesondere die von der Corona-Krise gebeutelte Stahlsparte verhagelte das Ergebnis. Eine Dividende soll es erneut nicht geben. Im angelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 soll es zwar besser laufen. Am Ende rechnet der Vorstand aber immer noch mit einem Jahresfehlbetrag von mehr als einer Milliarde Euro.

Operativ beendete Thyssenkrupp mit einem bereinigten Ebit von Minus 1,6 Milliarden Euro das Geschäftsjahr etwas weniger schlecht als zuletzt angenommen. Aus dem Verkauf des Aufzugsgeschäfts erzielte der Konzern zudem einen Gewinn von 15 Milliarden Euro, durch den das Unternehmens sein Eigenkapitalquote auf 28 Prozent von zuvor sechs Prozent erhöhte.

Davon abgesehen fließt das Geld aber zum Teil in Strömen ab. Allein die Stahlsparte schrieb einen operativen Verlust von 946 Millionen Euro. Im neuen Jahr erwartet das Management hier einen Fehlbetrag im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Der Großanlagenbau und das Geschäft mit Autoteilen schlossen jeweils mit einem Verlust von etwa einer Viertelmilliarde Euro ab.

"DIE NÄCHSTEN SCHRITTE KÖNNEN SCHMERZHAFTER WERDEN"

Vorstandschefin Martina Merz erklärte, es seien zwar beim Umbau des Konzerns "erste kraftvolle Schritte" gemacht worden. "Es liegt aber noch ein gutes Stück Weg vor uns. Wir werden noch weiter in den 'roten Bereich' gehen müssen, ehe wir Thyssenkrupp zukunftsfähig aufgestellt haben." Die nächsten Schritte könnten schmerzhafter werden als die bisherigen. Für den Stahlbereich werde wohl im Frühjahr eine Grundsatzentscheidung getroffen.

Merz hatte erklärt, es gebe hier keine Tabus. Möglich sei sowohl ein Verkauf sowie eine Partnerschaft oder eine Fusion. Der britische Konkurrent Liberty Steel will Thyssenkrupp Steel Europe übernehmen. Die IG Metall lehnt dies ab. Sie fordert einen Einstieg des Staates beim größten deutschen Stahlkocher Auch Merz hat dies als Option bezeichnet.

Weiterlesen:

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Kurssturz nach katastrophalem Ausblick – Machtkampf und Übernahmefantasie
03.12.2025

Zur Wochenmitte hat sich der DAX leicht aufwärts bewegt, der Blick der Anleger fiel aber zu einem Großteil auf die Hugo Boss-Aktie: Das...

DWN
Politik
Politik Recht auf Bargeld: Slowenien verankert Recht auf Barzahlung in Verfassung
03.12.2025

Ungarn und die Slowakei haben es vorgemacht, nun zieht ein weiteres EU-Land nach. Slowenien stärkt das Bargeld – und hebt es auf die...

DWN
Politik
Politik Importstopp russisches Gas: EU einig über Komplettverzicht auf Gas aus Russland
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Finanzen
Finanzen Wärmewende: Heizen ist teurer geworden - mal wieder
03.12.2025

Wer seine Wohnung schön warm haben wollte, musste in den Jahren 2022 und 2023 besonders tief in die Tasche greifen. Nun haben Experten die...

DWN
Politik
Politik Putin versucht in Europa, was nicht einmal Stalin gelang
03.12.2025

Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Zäsur. Neue Enthüllungen über Washingtons Verhandlungen, interne Machtkämpfe in Kiew und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...