Deutschland

Bürger in Not: Bis zu 110.000 Privatinsolvenzen im kommenden Jahr erwartet

Im kommenden Jahr wird die Zahl der Privatinsolvenzen nach zehn Jahren des Sinkens nach Einschätzung der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel deutlich auf 100.000 bis 110.000 steigen.
25.11.2020 20:30
Aktualisiert: 25.11.2020 20:30
Lesezeit: 1 min
Bürger in Not: Bis zu 110.000 Privatinsolvenzen im kommenden Jahr erwartet
26.01.2017, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Eine Frau steht in Gelsenkirchen in ihrer Küche (Illustration). (Foto: dpa) Foto: Roland Weihrauch

Die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland wird in diesem Jahr wegen der Corona-Krise vorerst wohl zum letzten Mal sinken. „Derzeit gehen wir am Ende des Jahres von bis zu 65.000 Privatinsolvenzen (...) aus“, teilte die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel am Montag in Hamburg mit. Im vergangenen Jahr war dieser Wert den Angaben zufolge schon nach dem dritten Quartal mit 65.492 erreicht. In diesem Jahr liege die Zahl nach den ersten drei Quartalen bei 52.855, was einem Rückgang von 19,3 Prozent entspreche. Allein im September sei die Zahl von 2019 auf 2020 um knapp 70 Prozent von 6.324 auf 1.969 gefallen.

Im kommenden Jahr wird die Zahl der Privatinsolvenzen nach zehn Jahren des Sinkens jedoch nach Einschätzung von Crifbürgel deutlich auf 100.000 bis 110.000 steigen. Wegen der Corona-Krise nähmen Arbeitslosigkeit und private Verschuldung zu. „Aber (...) auch der starke Anstieg von Kurzarbeit wird die Zahl der Privatinsolvenzen erhöhen“, betonte die Auskunftei. Durch sie hätten die Menschen weniger Geld in der Tasche, um etwa Kredite, Mieten oder Finanzierungen zu begleichen. Auf Dauer führe das erst in die Überschuldung und dann in die Privatinsolvenz. „Die Insolvenz-Welle wird auch noch weit ins Jahr 2021 hineinreichen“, prophezeite Crifbürgel.

Dass die Zahl der Insolvenzen nicht schon in diesem Jahr steigt, liegt nach Angaben von Crifbürgel zum einen an der längeren Bearbeitungszeit der Insolvenzgerichte während der Corona-Pandemie. Zum anderen hätten viele Privatpersonen den Zeitpunkt ihres Insolvenzantrags zeitlich nach hinten verschoben, da sie auf den Stichtag zur verkürzten Restschuldbefreiung - drei statt sechs Jahre - warteten. "Auch haben Kurzarbeit und eigene finanzielle Ersparnisse zunächst die finanzielle Schieflage vieler Bundesbürger abgemildert."

Die Zahl der Privatinsolvenzen ist den Angaben zufolge in allen Bundesländern zurückgegangen. Den prozentual höchsten Wert gab es mit 38,1 Prozent im Saarland, gefolgt von Thüringen (minus 27,9 Prozent) und Schleswig-Holstein (minus 27,4 Prozent). Den geringsten Rückgang verzeichneten prozentual Sachsen (minus 12,8), Hessen (minus 12,9) und Baden-Württemberg (minus 13,3).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...