Politik

Österreich öffnet Friseure, aber Skifahren nur für Einheimische

Lesezeit: 2 min
02.12.2020 15:58  Aktualisiert: 02.12.2020 15:58
Österreich wird den dreiwöchigen Lockdown ab Montag schrittweise wieder lockern. Zwar wird zu Weihnachten auch das Skifahren wieder erlaubt, doch Ausländer werden daran wohl nicht teilnehmen können.
Österreich öffnet Friseure, aber Skifahren nur für Einheimische
Innenminister Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Mittwoch im Bundeskanzleramt. (Foto: dpa)
Foto: Georg Hochmuth

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Österreich wird das öffentliche Leben nach einem dreiwöchigen harten Lockdown ab nächster Woche schrittweise wieder hochfahren. Ab Montag dürfen Schulen, Handel sowie Anbieter körpernaher Dienstleistungen wie Friseursalons oder Kosmetikstudios wieder öffnen, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung. Gastronomie, Hotels sowie Kultur-, Sport und Freizeiteinrichtungen bleiben hingegen noch bis zum 7. Januar geschlossen.

Skifahren und andere Sportarten im Freien werden ab dem 24. Dezember wieder erlaubt sein. Gleichzeitig bremst das Land aber Einreisen: Bis zum 10. Januar wurde eine zehntägige Quarantänepflicht verhängt. Skifahren über Weihnachten bleibt damit einheimischen Tagesgästen vorbehalten. Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn begrüßte die österreichischen Regeln, die den Tourismus weitgehend eindämmen. Alle hätten noch die Erfahrungen vom Februar und März in den Knochen, als Reiserückkehrer aus dem Skiurlaub das Virus teils unbemerkt in viele EU-Staaten trugen.

"Die Wirkung des Lockdown hat die Basis dafür gelegt, dass wir jetzt sehr behutsam, aber doch wieder Öffnungsschritte setzen können", sagte Kurz. Die Sieben-Tage-Inzidenz - die Ansteckungsrate pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen - werde den Prognosen zufolge bis zum 6. Dezember auf 250 sinken. "Das bedeutet, dass es gelungen ist, eine Überforderung der intensivmedizinischen Kapazitäten zu verhindern". Trotz sinkender Zahlen gebe es aber keinen Grund für Entwarnung, warnte der konservative Politiker. Bevor der vollständige Lockdown im November verhängt wurde, lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei rund 600.

SKIFAHREN AB WEIHNACHTEN MÖGLICH, ABER HÜRDEN FÜR GÄSTE

Die Skipisten werden ab 24. Dezember wieder geöffnet. "Sport in Freien, wie Skifahren, ist epidemologisch anders zu bewerten als die Gastronomie", erklärte Kurz. Allerdings ist der Wintersport vorerst nur als Tagesauflug möglich, da Hotels bis 7. Januar geschlossen bleiben. Hinzu kommt, dass für Einreisende aus Risikogebieten eine zehntägige Quarantänepflicht beschlossen wurde. Als Risikogebiet gelten alle Länder, die auf Basis einer 14-Tage-Inzidenz einen Wert von über 100 verzeichnen. Betroffen seien somit alle Nachbarländer, sagte Kurz. In Deutschland etwa liegt die Inzidenz derzeit bei über 300.

Im Streit mit Deutschland und Italien über eine Schließung der Skigebiete geht Österreich damit einen Mittelweg. Die Länder hatten gefordert, dass die Skigebiete über die Weihnachtsfeiertage geschlossen bleiben, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Deutschland warnt zudem ohnehin vor touristischen Reisen nach Österreich und verlangt eine Quarantäne nach der Rückkehr.

Vielen ist noch der Tiroler Skiort Ischgl als Corona-Hotspot in Erinnerung. Tausende Urlauber steckten sich dort zu Beginn der Pandemie an und verbreiteten das Virus dann auf der ganzen Welt. Vor allem die überfüllten Apres-Ski-Bars galten als idealer Nährboden für die Verbreitung des Virus. Für Österreich ist der Wintertourismus eine wichtige Einnahemquelle, an dem direkt und indirekt 700.000 Jobs hängen. Vor Corona zählte die Alpenrepublik 73 Millionen Nächtigungen in der Wintersaison, 36 Prozent davon entfielen auf deutsche Urlauber.

Zuletzt wurden österreichweit binnen 24 Stunden 3972 neue Positiv-Tests registriert. 121 Menschen verstarben im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Über 4400 Menschen müssen wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden, 691 davon auf Intensivstationen. "Es geht noch immer sehr langsam runter, aber der Trend stimmt", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Seit Beginn der Pandemie haben sich in Österreich knapp 290.000 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Mehr als 3400 sind in Zusammenhang mit dem Virus gestorben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...