Deutschland

Deutschland im Homeoffice: Wie kann mobiles Arbeiten gelingen?

Mehr als ein Drittel Beschäftigten in Deutschland arbeitet mobil, viele davon im Homeoffice. Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung am Arbeitsplatz zuhause. Doch der Wandel birgt Herausforderungen.
08.12.2020 14:15
Lesezeit: 2 min
Deutschland im Homeoffice: Wie kann mobiles Arbeiten gelingen?
Eine Frau raucht im HomeOffice vor ihren PC-Monitoren eine Zigarette. (Foto: dpa) Foto: Axel Heimken

Im Kampf gegen eine weitere Corona-Ausbreitung in Deutschland müssen sich Millionen Arbeitnehmer in Deutschland wohl auch in den kommenden Monaten auf Homeoffice einstellen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina warnte in einer am Dienstag veröffentlichten Empfehlung vor einer Verschärfung der Pandemie in Deutschland und forderte weitere Schritte. Ab dem 14. Dezember sollten laut Leopoldina die Kontakte auch im beruflichen Kontext «auf das absolut notwendige Mindestmaß» reduziert werden. «Homeoffice muss wo immer möglich die Regel sein», fordern die Wissenschaftler. Digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten sollten genutzt werden.

Arbeiternehmervertreter weisen auch auf die Gefahren hin, die mit dem mobilen Arbeiten zusammenhängen, und fordern einen besseren Schutz von Arbeitnehmern. Einerseits ermögliche mobiles Arbeiten - etwa im Homeoffice - große Handlungsspielräume, anderseits gebe es dadurch hohe Belastungen, sagte Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) bei der Vorstellung des DGB-Indexes «Gute Arbeit 2020».

Der Arbeits- und Gesundheitsschutz müsse auch bei mobiler Arbeit gelten, damit Beschäftigte vor Entgrenzung, Überlastung und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen geschützt werden, betonte Hoffmann. In nur rund einem Drittel der Betriebe, die Homeoffice und mobile Arbeit anbieten, gebe es dazu Betriebsvereinbarungen, sagte er. Das von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) geplante «Mobile Arbeit Gesetz» soll nach Ansicht des DGB-Chefs um ein Mitbestimmungsrecht für die Einführung und Ausgestaltung von mobiler Arbeit erweitert werden.

Arbeitsrechtler fordern insbesondere die Einhaltung von Datenschutzvorschriften am Arbeitsplatz. Arbeitgeber müssten dafür sorgen, dass Arbeitnehmer im Homeoffice die Vorschriften einhalten. «Dazu gehört, dass die verwendete Hard- und Software durch ein Passwort vor unberechtigtem Zugriff gesichert ist, Daten datenschutzkonform gespeichert werden und der PC vor Viren geschützt ist», sagt etwa Arbeitsrechtler Uwe Schlegel. Außerdem dürften etwa Mitbewohner keinen Zugriff auf Unterlagen haben und ihren Bildschirm nicht einsehen können.

Einer am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge, machen Berufstätige im coronabedingten Homeoffice überwiegend positive Erfahrungen - und möchten auch nach der Pandemie flexibel arbeiten. Ein Mehrheit der Befragten gab demnach an, im Homeoffice weniger Stress zu empfinden, da der Arbeitsweg entfalle und sich Berufs- und Privatleben besser vereinen ließe. «Eine der größten Herausforderungen für die Arbeit im Homeoffice ist die Abgrenzung von Beruflichem und Privatem. Hierbei helfen klare Regeln und Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer», betonte Bitkom-Präsident Achim Berg.

Union und SPD hatten sich zum Thema Home Office zuletzt auf eine Steuerpauschale geeinigt. Damit will die Koalition die Ausstattung für das Arbeiten von zuhause unabhängig vom Nachweis eines separaten Arbeitszimmers unterstützten. Dies ist bisher bei der Steuererklärung nötig. Die Pauschale soll den Plänen zufolge 600 Euro pro Jahr betragen. Die Homeoffice-Pauschale soll in die sogenannte Werbungskostenpauschale eingerechnet werden, mit der die Steuerlast sinkt.

Derzeit ringt die Koalition ferner über einen gesetzlichen Weg für mehr Homeoffice in Deutschland auch nach der Pandemie. Der Entwurf für Heils «Mobile Arbeit Gesetz» befindet sich derzeit in die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung. Die Arbeitnehmer sollen in ihrer Firma konkret anmelden können, wann und wie viel sie mobil arbeiten wollen. Der Arbeitgeber soll dies mit ihnen erörtern - und gegebenenfalls begründet und schriftlich ablehnen müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schleichende Deindustrialisierung: Ist „Made in Germany“ am Ende?
29.03.2025

Was passiert, wenn der deutsche Industriestandort zusammenbricht? Ein Land ohne Produktion – das bedeutet Massenarbeitslosigkeit,...

DWN
Panorama
Panorama Fast 14 Millionen profitieren von der Pendlerpauschale - kommt die Erhöhung?
29.03.2025

Die in den aktuellen Koalitionsverhandlungen kontrovers diskutierte Pendlerpauschale – auch als Entfernungspauschale bekannt – wird...

DWN
Politik
Politik Demokraten in der Zerreißprobe: Wie besiegt man Trump?
29.03.2025

Eine Partei im Zwiespalt: Die Demokraten suchen nach einer Strategie. Während einige sich offen gegen Trump stellen, wollen andere...

DWN
Politik
Politik YouGov-Umfrage: AfD fährt höchsten Wert aller Zeiten ein
29.03.2025

Laut zwei aktuellen Wahlumfragen kann die AfD ihren Abstand zur CDU/CSU weiter verringern. Die Partei fährt bei einer YouGov-Umfrage ihren...

DWN
Finanzen
Finanzen Großer Goldfund in Finnland: Neue Goldmine in Lappland geplant
29.03.2025

Inmitten der weiten Landschaft Lapplands könnte schon bald eine neue Goldmine entstehen. Der kanadische Bergbaukonzern Rupert Resources...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zeiss: Vom Mikroskop-Pionier zum Hightech-Konzern
28.03.2025

Zeiss prägt die Optikindustrie seit fast zwei Jahrhunderten. Vom ersten Mikroskop bis zur Halbleitertechnik von heute spiegelt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft in schwerer Depression: Arbeitgeber rechnen mit Union und SPD ab!
28.03.2025

Deutschlands Wirtschaft reißt die Geduld mit den Parteichefs der möglichen Schuldenkoalition (so wird die designierte Bundesregierung aus...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Finanzbombe: Riskanter Masterplan oder globales Chaos?
28.03.2025

Stephen Miran, ehemaliger Berater von Donald Trump, hat einen radikalen Finanzplan vorgelegt, der das Potenzial hat, das globale...