Finanzen

Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht handelte mit Wirecard-Aktien - Rücktritt gefordert

Der Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas hat wenige Wochen vor dem Kollaps von Wirecard noch mit Aktien des Zahlungsabwicklers gehandelt.
11.12.2020 11:11
Lesezeit: 1 min
Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht handelte mit Wirecard-Aktien - Rücktritt gefordert
Das Logo der insolventen Firma Wirecard hängt an der Fassade des Unternehmens in Aschheim bei München. (Foto: dpa) Foto: Peter Kneffel

Der Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas hat wenige Wochen vor dem Kollaps von Wirecard noch mit Aktien des Zahlungsabwicklers gehandelt. Das kam nach Angaben mehrerer Teilnehmer in der Nacht zu Freitag bei der Befragung von Ralf Bose im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestages heraus. Mehrere Abgeordnete forderten einen Personalwechsel an der Spitze der Apas.

Bose habe am 28. April 2020 Wirecard-Aktien gekauft und am 20. Mai wieder veräußert, sagte FDP-Politiker Florian Toncar. Am 28. April wurde der Bericht zur Sonderprüfung des Wirtschaftsprüfers KPMG veröffentlicht, in dem dieser ein vernichtendes Urteil zu den Wirecard-Bianzen fällte. Die Aktien stürzten daraufhin ab. Im Juni rutschte das frühere Dax-Unternehmen dann in die Pleite, als sich milliardenschwere Luftbuchungen bestätigten. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft Ex-Chef Markus Braun und weiteren Wirecard-Managern nun gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Das Unternehmen soll sich jahrelang schöngerechnet und damit Anlegern und Banken Milliardenschäden zugefügt haben.

“Private Aktiengeschäfte mit Wirecard-Aktien just zu der Zeit, in der die eigene Behörde gegen den Abschlussprüfer des Unternehmens ermittelt, sind eine riesige Instinktlosigkeit”, sagte Toncar der Nachrichtenagentur Reuters. “Die Apas braucht jetzt einen Neuanfang an der Spitze.” Ähnlich äußerte sich Fabio De Masi von den Linken, wie Toncar ein Mitinitiator des U-Ausschusses. Er sprach von einem unfassbaren Vorgang und forderte die Entlassung des Behördenchefs.

Toncar rückte auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ins Visier. Der CDU-Politiker müsse sich vorwerfen lassen, dass es für die Apas nur ein ungeeignetes Regelwerk gegeben habe, um Interessenkonflikte und Insidergeschäfte zu verhindern. “Und noch nicht einmal das wurde vom Ministerium in irgendeiner Form kontrolliert.”

In dem spektakulären Bilanzskandal hat die Apas zuletzt Vorwürfe gegen den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young (EY) erhoben und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. EY hatte jahrelang die Bücher von Wirecard testiert. De Masi sagte, die Apas sei aber lange untätig gewesen gegenüber EY. Sie habe dies mit der Sonderprüfung von KPMG begründet, die abgewartet werden sollte.

Die Bonner Finanzaufsichtsbehörde BaFin, der im Wirecard-Skandal Versagen vorgeworfen wird, verbot ihren Beschäftigten zuletzt bestimmte private Aktiengeschäfte. BaFin-Beschäftigte hatten in den Monaten vor der Pleite verstärkt mit Wirecard-Papieren gehandelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland investiert 900 Mio. Euro: Eine Drohnen-Brigade für Litauen
31.10.2025

Deutschland rüstet sich industriell und militärisch neu, was Fragen nach Strategie, Kontrolle und wirtschaftlichen Folgen aufwirft....

DWN
Technologie
Technologie Amazon profitiert von starkem Cloud-Wachstum – Unternehmensbereich erreicht Rekordtempo
31.10.2025

Amazons Cloud-Sparte erlebt einen kräftigen Aufschwung: Dutzende Unternehmen – von Start-ups bis zu Großkonzernen – setzen zunehmend...

DWN
Politik
Politik Nach einem knappen Wahlkampf: Linksliberale D66 setzen sich gegen Wilders durch
31.10.2025

Die Niederlande haben gewählt – und lange sah es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Linksliberalen Jetten und dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Merz plant „Stahlgipfel“ im Kanzleramt: Wege aus der Industriekrise gesucht
31.10.2025

Die deutsche Stahlindustrie steckt in einer tiefen Krise. Um Lösungen für steigende Energiekosten und internationalen Wettbewerbsdruck zu...

DWN
Panorama
Panorama „Enhanced Games“ sorgen für Empörung: Warum Doping kein Sport ist
31.10.2025

Ein Sportwettkampf, bei dem Doping erlaubt ist – die „Enhanced Games“ spalten die Welt des Sports. Während die Organisatoren von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bayer-Aktie unter Druck: Supreme Court bestätigt Millionenurteil
31.10.2025

Nach einem herben juristischen Dämpfer in den USA steht Bayer erneut im Fokus der Öffentlichkeit. Das oberste Gericht des Bundesstaates...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie auf Rekordniveau: Eine Analyse im Spannungsfeld von KI-Innovation und wachsender Marktdynamik
31.10.2025

Die Nvidia-Aktie steht im Zentrum einer technologischen Zeitenwende, in der KI und Hochleistungsrechnen neue Maßstäbe setzen. Der...