Eine Strategie für Normen und Standardisierung entwickeln, die Mitarbeiter schulen und die hauseigene Technologie regelmäßig auf ihre Eignung prüfen lassen:
Das sind sehr wichtige Handlungsempfehlungen für Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die das Fraunhofer-Institut gerade gegeben hat. Dafür hat das wissenschaftliche Institut die aktuelle Studie „Relevanz der Normung und Standardisierung für Wissens- und Technologietransfer“ erstellt, die auf das Problem hinweist, das nach wie vor viele Firmen missachten.
Die Autorinnen und Autoren des Beitrages haben ihre Erkenntnisse aus umfangreichen Recherchen sowie Interviews mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbänden und Normungsorganisationen gewonnen.
Volkswirtschaftliche Verluste schon seit 20 Jahren bekannt
Ein Grund, warum die Unternehmen bislang so wenig unternommen haben: Die Normen, Standards und Zertifikate sind in der Regel im Alltag unsichtbar, leisten aber aus der Sicht von Fraunhofer entscheidende Beiträge, damit aus technologischen Innovationen erfolgreiche Produkte oder Dienstleistungen für den Markt werden.
Sie ermöglichen die Systemfähigkeit der Technik und die Entwicklung kompatibler Produkte. In Medizin, Verkehr oder digitaler Kommunikation definieren Standards und Normen Mindestanforderungen an Qualität und Sicherheit. „Sie genießen bei der Bevölkerung großes Vertrauen“, heißt es sinngemäß in der Erklärung des Instituts.
Die Normen und Zertifizierungen spielen mittlerweile eine so große Rolle, dass für die Unternehmen erhebliche Mehrkosten entstehen, wenn sie diese nicht beachten. Eine Firma kann auf diese Weise Verluste in Millionen Euro-Höhe erleiden, die sich empfindlich auf die Geschäfte auswirken.
Die Technische Universität hat einmal errechnet, dass alle deutschen Unternehmen insgesamt dadurch pro Jahr ein Schaden von 15 Milliarden Euro entsteht. Dabei ist Rechnung schon alt. Bereits vor 20 Jahren - im Jahr 2000 - gab es ähnliche Statistiken, die sich bis heute im Prinzip nicht verändert haben.
International wächst die Bedeutung von Normen und Standards
Die Summe ist so hoch, dass die Verluste sogar auf der gesamtwirtschaftlichen Rechnung einen spürbaren Abdruck hinterlassen. Folglich beschäftigt das Thema nicht nur die Manager, sondern auch die Volkswirte. Und somit auch wissenschaftliche Einrichtungen wie Fraunhofer, die versuchen, den Mangel zu mildern, der dadurch entsteht.
„Standards und Normen sind ein Katalysator bei der Umsetzung von Technologien und Forschungsergebnissen in nützliche Produkte und gewinnen auch international immer mehr an Bedeutung. Hier liegt ein enormes Potenzial für viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen“, sagte Professor Ralf Wehrspohn, Vorstandsmitglied bei der Fraunhofer-Gesellschaft.
„Eine Hauptursache ist fehlendes Normungs- und Standardisierungswissen in den Organisationen. Sowohl Unternehmen als auch Forschungseinrichtungen sind sich gar nicht bewusst, welchen enormen Mehrwert eine Beteiligung bietet“, erklärt Professor Knut Blind vom Fraunhofer ISI, der gemeinsam mit Philipp Hermann vom Fraunhofer IMW die Projektleitung bei der Studie übernommen hat.