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2021: Mögliches Ende der Pandemie mit schwer kalkulierbaren Folgen

Es gibt bereits einen vorsichtigen Weg aus der Pandemie. Doch sind viele Mittelständler durch das ständige Herunterfahren der Wirtschaft möglicherweise in ihrer Existenz bedroht.
29.12.2020 10:01
Aktualisiert: 29.12.2020 10:01
Lesezeit: 2 min
2021: Mögliches Ende der Pandemie mit schwer kalkulierbaren Folgen
Was kommt 2021? Hier der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (CDU), mit einem Kalender fürs kommende Jahr. (Foto: dpa)

„Die Impfkampagne kann bewirken, dass Anfang April in Deutschland eine Verringerung der stationären Behandlungen in Krankenhäusern erreicht wird. Im Spätsommer ist dann eine Immunisierung der Bevölkerung möglich“, sagte Ugur Sahin, der Chef des Mainzer Impfstoff-Entwicklers Biontech, der sich zudem zuversichtlich zeigte, dass sein Impfstoff auch gegen die neue Virus-Variante hilft, die sich gerade in Großbritannien ausbreitet und für viel Verunsicherung zum Jahreswechsel sorgt.

Dies bedeutet, dass es zumindest einen Weg gibt, wie die Pandemie zu Ende gehen könnte. Und das heißt folglich auch, dass die Wirtschaft und der gesamte Mittelstand wenigstens die Hoffnung hat, dass die Geschäfte irgendwann einmal wieder in Gang kommen.

Diese Aussagen zum Jahreswechsel von Sahin sind sehr wichtig, weil es bis vor kurzem kaum eine Hoffnung gab, dass die globale Krise überhaupt zu Ende gehen könnte. Der Wissenschaftler und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dabei schier Undenkbares geleistet, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung eines Impfstoffes normalerweise zehn Jahre dauern. Sahin und seine Kollegen vom US-Pfizer haben dies in weniger als einem Jahr geschafft – so gesehen ist diese Leistung fast schon ein Wahnsinn.

Großzügige Bundesregierung will Firmen langfristig helfen

Die Leistung von Biontech und die Aussicht, dass die Pandemie irgendwann zu Ende sein kann, ist wohl auch der Grund dafür, dass sich die Bundesregierung derzeit sehr großzügig zeigt:

„Finanziell können wir den Lockdown lange durchhalten, weil wir über eine robuste Volkswirtschaft mit sehr leistungsfähigen und international wettbewerbsfähigen Unternehmen verfügen“, erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz der Funke-Mediengruppe. Die neuen Überbrückungshilfen sind seinen Aussagen zufolge auf einen längeren Zeitraum angelegt. „Meine Botschaft: Der Staat hilft, solange es nötig sein wird.“ Pro Monat kalkuliere die Regierung während des Shutdowns mit Kosten von rund elf Milliarden Euro.

Es war auch zu sehen, dass sich die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wirklich bemüht hat, die Unternehmen zu unterstützen. Die Einrichtung hatte ihren Aussagen zufolge mehr als 101.100 Kreditanträge im Volumen von 58,8 Milliarden Euro erhalten. Die Zahl der zugesagten Anträge liegt hingegen bei mehr als 95.800 – also bei etwa 95 Prozent der gestellten Anfragen, wie ein Sprecher der KfW den DWN mitteilte.

Bis Ende November hatten die Unternehmen seinen Aussagen zufolge lediglich 60 Prozent ihres Kreditvolumens genutzt. Diese Statistiken bedeuten, dass die Firmen künftig noch viel Luft nach oben, wenn es um die Erhaltung ihrer Geschäfte geht.

Doch nun gehen die Probleme los: Viele Mittelständler beklagen, dass die staatlichen Hilfen nicht ausreichend sind. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft befürchtet sogar, dass eine Insolvenzwelle eintreten könnte – und zwar besonders unter den kleinen und mittleren Firmen.

„Bis dato ist erst ein Bruchteil der dringend benötigten Liquidität bei den notleidenden Unternehmen angekommen, viele Klein- und Mittelbetriebe stehen unmittelbar vor der Insolvenz“, schreibt der Verband in einem Brandbrief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der der dpa vorliegt.

Weitere mögliche Lockdowns entscheiden über Zahl der Insolvenzen

Dass es Insolvenzen geben wird, darüber sind sich auch die Volkswirte einig. Wie groß ihre Zahl hingegen sein wird, hänge weitgehend von der Entwicklung der Pandemie ab. Das heißt, ob die Wirtschaft noch häufiger heruntergefahren wird, um die Ausbreitung der Infektionen einzudämmen.

Immerhin lassen sich die wirtschaftlichen Folgen für diese Einschränkungen klar berechnen. So geht das Institut für Wirtschaft (IfW) davon aus, dass die Restriktionen im November und im Dezember gemeinsam 40 bis 50 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung kosten. Deswegen hat das Institut sogar seine Wachstumsprognose für 2021 für das deutsche BIP von 4,8 auf 3,1 Prozent verringert.

Fazit: Es gibt für 2021 immerhin erste Anzeichen, dass die Pandemie irgendwann zu Ende ist. Für die Gesamtwirtschaft bleiben die Kosten der Krise wohl auch im überschaubaren Rahmen. Für die Unternehmen selbst kann es aber zu bösen Überraschung kommen, weil nicht klar, wie oft die Wirtschaft noch einmal heruntergefahren wird, weil sich die Zahl der Infektionen doch nicht so entwickelt, wie die Bundesregierung sich das vorgestellt hat. Ein Problem ist, dass aus der Sicht der Verbände viele Hilfen gar nicht bei den Firmen ankommen – und zwar überwiegend bei den kleinen Unternehmen. Gerade hier könnte die Zahl der Insolvenzen spürbar steigen.

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