Politik

Bericht: Biden holt Victoria Nuland zurück ins US-Außenministerium

Lesezeit: 2 min
05.01.2021 22:48  Aktualisiert: 05.01.2021 22:48
Joe Biden erwägt, die US-Diplomatin Victoria Nuland, die mit ihrem Spruch „Fuck the EU“ zu Beginn des Umsturzes in Kiew im Jahr 2014 berühmt geworden ist, ins Außenministerium zurück zu holen. Unter Obama diente sie als oberste US-Diplomatin für Europa.
Bericht: Biden holt Victoria Nuland zurück ins US-Außenministerium
Victoria Nuland kommt offenbar zurück. (Foto: dpa)
Foto: Sergey Dolzhenko

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  
Geopolitik  

Der gewählte demokratische Präsident Joe Biden plant, Wendy Sherman und Victoria Nuland ins US-Außenministerium zu holen. Das teilten zwei Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, dem englischsprachigen Dienst von Reuters mit.

Sherman, eine ehemalige Verhandlungsführerin des Atomabkommens mit dem Iran von 2015, soll stellvertretende Außenministerin werden. Nuland, die unter Barack Obama die oberste US-Diplomatin für Europa, Nato-Botschafterin und Sprecherin des Außenministeriums gewesen ist, soll als Staatssekretärin für politische Angelegenheiten im US-Außenministerium dienen. Damit würde sie den dritthöchsten Diplomatenposten bekleiden. In einem Telefonat, dass die Russen abgefangen hatten, hatte Nuland auf die Bedenken des US-Botschafters in Kiew, Geoffrey Pyatt, man möge die EU in die Entscheidung einbeziehen, gesagt: „Fuck the EU“. Sie hatte als Drahtzieherin des Regime Change in der Ukraine fungiert, und damals sogar festgelegt, dass Arseni Jazenjuk neuer Premier wird („Yaz ist the guy!“).

Der frühere Vizepräsident des BND, Rudolf Adam kommentiert das Gespräch überraschend offenherzig im Magazin Cicero: „Sie besprachen Szenarien, wie man Entwicklungen gezielt beeinflussen könnte. Sie redeten wie konspirierende Mafiabosse, die in verrauchten Hinterzimmern einen neuen Markt aufteilen (...) Dass Berufsdiplomaten über ein anderes Land sprechen wie Statthalter über eine Provinz, dass in einer kritischen Phase der Neufindung die USA den Prozess einer Regierungsneubildung und neuer Partei-Allianzen massiv beeinflussen, schien keiner Empörung wert.“

Adam: „Der russische Vorwurf, die ganze Euro-Maidan-Bewegung sei vom Ausland ausgelöst, gelenkt und finanziert worden, ist übertrieben. Sicher ist jedoch, dass die USA keineswegs neutrale Beobachter waren, sondern durch organisatorische Unterstützung, taktische Beratung und logistischer Hilfe dazu beigetragen haben, die Maidan-Demonstration zu der revolutionären Bewegung zu machen, die zum Sturz von Janukowitsch führte.“

Nuland und Sherman würden dann unter US-Außenminister Anthony Blinken dienen. Blinken war ein Top-Berater von Biden, als der damalige Senator für die Genehmigung der US-Invasion im Irak stimmte, und Blinken half Biden bei der Ausarbeitung eines Vorschlags zur Aufteilung des Irak in drei separate Regionen, basierend auf der ethnischen und religiösen Identität, berichtet The Daily Beast. Staaten, die entlang ethnischer und religiöser Grenzen organisiert werden, sind dazu verdammt, früher oder später in einer Sezession zu enden.

Als stellvertretender nationaler Sicherheitsberater unterstützte Blinken 2011 die militärische Intervention in Libyen und half 2018 bei der Gründung von „WestExec Advisors“, einer „strategischen Beratungsfirma“, die ihre Kunden geheim hält. Jonathan Guyer schreibt im „American Prospect“: „Ich habe erfahren, dass Blinken und Flournoy ihre Netzwerke genutzt haben, um einen großen Kundenstamm an der Schnittstelle von Technologie und Verteidigung aufzubauen.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform: Entscheidung über Lauterbachs hoch umstrittenes Projekt heute im Bundesrat
22.11.2024

Krankenhausreform: Kommt sie jetzt doch noch? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht mit seinem hochumstrittenen Projekt vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...