Friedrich Merz hat einen Führungsanspruch innerhalb der CDU. Doch seine Ansichten über die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands sind offenbar nicht sehr zeitgemäß. Am 11. Juni 2019 veröffentlichte er einen Gastbeitrag bei der Zeitung „Die Zeit“. „Immer noch arbeiten Millionen deutscher Beschäftigter in börsennotierten Aktiengesellschaften, deren Erfolg von Millionen ausländischer Aktionäre vereinnahmt wird. Kaum ein börsennotiertes Unternehmen in Deutschland hat noch mehrheitlich deutsche Aktionäre. Daran muss sich etwas ändern, aber daran lässt sich nur etwas ändern, wenn in Deutschland eine neue Kultur des Aktiensparens entsteht und sich daraus eine neue Teilhabe am Erfolg der Marktwirtschaft entwickelt. Ich bin, anders als früher, heute auch der Auffassung, dass der Gesetzgeber eine Verpflichtung zur privaten, kapitalmarktorientierten Vorsorge für das Alter ernsthaft prüfen sollte, in welcher Form auch immer“, führt er aus.
Aus diesen Ausführungen geht hervor, dass er die Bürger dazu verpflichten will, eigenständig in Aktien zu investieren. Doch der Aktienmarkt ist volatil und was passiert, wenn es an den Börsen zu einem Crash kommt? Schließlich ist es die Aufgabe des Staats, für die Altersvorsorge der Steuerzahler Sorge zu tragen. Die Bürger gehen an die Wahlurnen, um Politiker und Parteien als Repräsentanten des Volks an die Macht zu hieven – und keine börsennotierten Großkonzerne.
In einem Interview mit der „FAZ“ hatte er zuvor gesagt: „Es hilft, die Vorzüge des Aktiensparens anhand von einigen wenigen Zahlen zu verdeutlichen. Wer heute fünf Euro am Tag in einen Indexfonds (ETF) investiert, der die Wertentwicklung sagen wir des deutschen M-Dax nachbildet, legt 150 Euro im Monat an – eine Summe, die für viele Haushalte machbar ist. Nach zehn Jahren haben Sie 18.000 Euro eingezahlt. Daraus wären mehr als 40.000 Euro geworden.“
Fünf Euro am Tag sollen die Bürger also täglich in Aktienfonds investieren, wenn es nach Merz geht. Diese Aussage verdeutlicht, dass dem altgedienten CDU-Politiker und Ex-Black-Rock-Vertreter ein Sinn für die wirtschaftlichen Realitäten der Deutschen fehlt. Ihm selbst scheint es gut zu gehen. Das „Handelsblatt“ führte im April 2019 aus: „CDU-Politiker Friedrich Merz hat Grund zur Freude: Als Verwaltungsrat des Schweizer Zugherstellers Stadler verdient er kräftig am Börsengang des Unternehmens mit. Der Konzern hatte am Freitag seinen Einstand an der Schweizer Börse SIX. Es handelt sich, gemessen am Platzierungsvolumen, nach Angaben der Schweizer Börse um den größten Börsengang in Europa seit Jahresbeginn. Wie Schweizer Medien berichten besitzt Merz 150.000 Stadler-Aktien in einem Gesamtwert von rund 5,7 Millionen Euro. Der CDU-Politiker ist bereits seit 2006 Verwaltungsrat des Zugherstellers.“
Das „Vermögensmagazin“ berichtet: „Friedrich Merz hat in der Presse selbst zugegeben, dass er rund 1 Million Euro brutto pro Jahr verdient. Damit dürfte endgültig klar sein, dass dieser Politiker zu den Großverdienern in diesem Land gehört. Dass Friedrich Merz sich trotzdem nicht zu der Oberschicht zugehörig fühlt, ist umso erstaunlicher. Sein Vermögen hat der dreifache Familienvater im Übrigen längst nicht nur als Politiker, sondern auch als Lobbyist erarbeitet. Er sitzt im Aufsichtsrat einer Reihe von Firmen und tritt bei der Kanzlei Mayer Brown als Berater in Erscheinung. Auch wenn der Rechtsanwalt von diversen Firmen fünf- bis sechsstellige Summen jährlich kassiert, verweist Merz selbst darauf, dass er nicht als Millionär zur Welt kam. Das geschätzte Vermögen von Friedrich Merz beträgt 12 Millionen Euro.“
Die Altersvorsorge an die „Schwingungen“ der Börse zu koppeln, und sei es auch nur teilweise, ist mehr als nur gefährlich. Die weltweiten Börsen profitieren seit dem Jahr 2008 von der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken – sie leben und überleben auf Pump. Doch ein Börsen-Crash in den USA im Jahr 2021, der sich auch auf die europäischen Börsen desaströs auswirken würde, ist mehr als nur wahrscheinlich (Mehr HIER).
Umso erstaunlicher ist die feste Überzeugung von Merz, die Altersvorsorge der Bürger an die Zukunft des internationalen Finanzmarkts zu binden.
Kurzum: In der CDU stehen sich diverse umstrittene Kandidaten in einem Wettbewerb um den CDU-Vorsitz und um die Kanzlerkandidatur gegenüber, was die innerparteiliche Krise der CDU verdeutlicht.
Zu viele Köche verderben den Brei.