Im kommenden Jahr wird es zwei wichtige Ereignisse geben, die einen enormen Einfluss auf die Weltpolitik haben werden:
Der US-Bundesstaat Georgia hält am 5. Januar 2021 zwei Stichwahlen für den US-Senat ab, da bei den Wahlen am 3. November 2020 kein Kandidat die Mehrheit der Stimmen erhalten hat. Die Stichwahlen werden bestimmen, welche Partei im US-Senat die Mehrheit haben wird. Demokraten müssen beide Sitze gewinnen, um die Kontrolle über den US-Kongress (Repräsentantenhaus und Senat) zu erringen. Die Republikaner müssen mindestens einen Sitz gewinnen, um ihre Mehrheit im Senat zu sichern. Dann könnten sie jedes Gesetzesvorhaben der Biden-Regierung im US-Kongress blockieren.
Die Republikaner stufen den Kampf um die Kontrolle des Senats als einen „Kampf gegen den Sozialismus“ in Amerika ein. Die Demokraten wissen hingegen, dass die neue US-Regierung von Joe Biden eine Mehrheit im demokratischen Senat braucht, um den „Green New Deal“ zu verwirklichen – national und international. In gewisser Weise wird sich am 5. Januar 2021 entscheiden, ob die Verfechter der Globalisierung (mehrheitlich Demokraten), oder aber die Globalisierungs-Gegner (mehrheitlich Republikaner) einen Durchbruch in den USA erzielen werden, was sich wiederum auf die gesamte politische Landschaft der Welt auswirken wird. Es handelt sich um einen Wettbewerb zwischen „Globalisten“ und „Nationalisten“, wobei das Wort „Nationalisten“ im wirtschaftspolitischen Kontext verstanden werden sollte (Mehr HIER).
Der Ausgang der Stichwahlen in Georgia wird die Welt nachhaltig verändern, worauf auch Chuck Schumer, Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, Anfang November 2020 optimistisch hingewiesen hatte, indem er sagte: „Jetzt nehmen wir uns Georgia, dann verändern wir die Welt. Jetzt nehmen wir uns Georgia, dann verändern wir Amerika“. Das „National Republican Senatorial Committee“ reagierte mit Entsetzen auf die Aussagen von Schumer. Die Republikaner veröffentlichten ein Video, in dem sie Kritik an Schumers Aussagen übten. Sie folgerten aus Schumers Aussagen, dass die Demokraten die Steuern erhöhen, die Polizei und den Obersten Gerichtshof entmachten, die Gesundheitsversorgung verstaatlichen und den „Green New Deal“ umsetzen werden, falls sie die Mehrheit im US-Senat erringen sollten. Somit kann gesagt werden, dass der 5. Januar 2021 das erste Datum des kommenden Jahres sein wird, das den Lauf der Weltgeschichte nachhaltig in die eine oder andere Richtung bewegen wird.
Am 31. März entscheidet sich das Schicksal der Börsen
Als zweites wichtiges Datum dürfte der 31. März 2021 herangezogen werden. Um zu erläutern, was am Ende des 1. Quartals 2021 passieren könnte, lohnt es sich einen Blick auf die monetäre Basis (Zentralbankgeld) der Fed und dem S&P 500-Index zu werfen. Mitte Februar 2020 brach der Index-Wert der S&P 500 bis Mitte März 2020 massiv ein. Die US-Notenbank Fed reagierte und senkte den Leitzins zum 16. März 2020 von 1,25 auf 0,25 Prozent. Sie hatte bereits zuvor am 3. März 2020 den Leitzins von 1,75 auf 1,25 Prozent gesenkt. Sie kündigte an, unbegrenzt Anleihen aufkaufen zu wollen und steckte Milliarden in hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage-Backed Securites – MBS). Dazu zählt unter anderem auch das Aufkaufprogramm für kurzfristige Firmenanleihen (Commercial Paper Liquidity Facility), mit dem der Kreditfluss an Unternehmen gestützt werden soll. Aber auch ein Programm zur Liquiditätsversorgung von Geldmarktfonds und ein weiteres zur Stützung kleinerer Firmen gehören dazu, hatten Reuters und Bloomberg zuvor gemeldet.
Am 18. März 2020 ging die Fed dazu über, ihre monetäre Basis radikal auszuweiten. Die monetäre Basis steigt, wenn die Zentralbank, Devisen ankauft, Refinanzierungskredite vergibt und Wertpapiere ankauft oder an den Staat Kredite vergibt. Zu diesem Zeitpunkt war der Index-Wert der S&P 500 bereits massiv eingebrochen. Doch durch die Ausweitung der monetären Basis erholte sich der S&P 500-Index relativ schnell. Ein totaler Crash konnte verhindert werden. Aus einer Grafik der Fed St. Louis geht hervor, wie die Erhöhung der monetären Basis der Fed im direkten Zusammenhang mit der Stabilisierung der Indizes steht:
Dieses gesamte Corona-Notfall-Programm der Fed wird am 31. März 2021 auslaufen. Auf eine Unterstützung der Fed über dieses Datum hinaus können die Börsen und Unternehmen offenbar nicht setzen. Die frühere Fed-Präsidentin Janet Yellen, die von Biden zur künftigen Finanzministerin ernannt wurde, erklärte gegenüber dem „New Economic Forum“ von Bloomberg, dass „Ersparnisschwemme“ und Investitionsknappheit“ die Hauptprobleme der Industrieländer seien. Yellen sagte: „Um ein gesundes Wachstum zu erzielen, müssen wir eine Finanzpolitik und eine Strukturpolitik haben – abgesehen davon, dass wir uns nur auf Zentralbanken verlassen“. Dadurch wollte Yellen offenbar den Beginn von umfassenden fiskalpolitischen Maßnahmen andeuten, um sich gleichzeitig von den geldpolitischen Maßnahmen der Fed zu distanzieren.
Die EZB muss sich dringend vorbereiten
Es ist immer falsch, den Teufel an die Wand zu malen. Doch zu Beginn oder im Verlauf des zweiten Quartals 2021 könnte es an den US-amerikanischen Börsen gewaltig krachen. Können Sie sich vorstellen, dass der S&P 500, der Dow Jones und der Nasdaq binnen kürzester Zeit um 30, 40 oder sogar 50 Prozent abrutschen? Doch genau das wird meines Erachtens mit einer hohen Wahrscheinlichkeit passieren, denn die Kursgewinne an den Börsen stehen in einem Missverhältnis zur wirtschaftlichen Realität. Die Steigerungen sind schlichtweg disproportional. Wenn dieses Szenario eintreten sollte, würden die europäischen Börsen dies sehr deutlich zu spüren bekommen. Ein Domino-Effekt würde in erster Linie die Börsen in Südeuropa (Italien, Spanien und Griechenland) plus der Türkei hart treffen.
Ob das „Pandemic Emergency Purchase Programme“ (PEPP) der EZB die finanzielle Schockwelle aus den USA abfedern kann, wird sich zeigen lassen. Doch meines Erachtens ist das PEPP nicht darauf ausgelegt, die Auswirkungen eines US-amerikanischen Börsen-Crashs einzudämmen. Die EZB müsste eigentlich ein neues Notfall-Vehikel erarbeiten, das ausschließlich für diesen Fall aller Fälle zugschnitten ist. Das PEPP soll jedenfalls Ende Juni 2021 auslaufen.
+++Wichtige Information: Die EZB hat am späten Nachmittag des 10. Dezember 2020 das PEPP um neun Monate auf März 2022 verlängert. Zudem wird das PEPP um 500 Milliarden Euro auf 1,85 Billionen Euro ausgeweitet. Dieser Artikel erschien wenige Stunden vor den jüngsten Entscheidungen der EZB+++