Vorstand und Betriebsrat des Lastwagenbauers MAN haben sich nach monatelangem Streit auf den Abbau von 3500 Stellen in Deutschland bis Ende nächsten Jahres verständigt - weit weniger als bisher geplant. Wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte, stehen der sächsische Standort in Plauen mit rund 150 Beschäftigten sowie das österreichische Werk Steyr mit 2200 Beschäftigten «zur Disposition. Hier prüft der Vorstand alle Optionen, inklusive die eines Verkaufs oder einer Schließung.»
MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris sagte: «Kernpunkte des Papiers sind der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen an den deutschen Standorten, umfangreiche sozialverträgliche Maßnahmen und Perspektiven für alle Kolleginnen und Kollegen.» Ursprünglich hatte MAN den Abbau von 9500 der 36 000 Stellen in Deutschland und Österreich geplant - davon etwa 5600 im Lkw-Werk München, im Dieselmotorenwerk Nürnberg und im Komponentenwerk Salzgitter.
Unter dem Druck der EU-Klimavorgaben soll MAN völlig neu ausgerichtet und zu einem «führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe» umgebaut werden. Das nun vereinbarte Eckpunktepapier sieht «eine Neuaufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks mit einem starken Fokus auf Zukunftstechnologien» vor. Der Standort Wittlich in Rheinland-Pfalz wird verkleinert, bleibt aber erhalten. Ziel sei, das Ergebnis von MAN mit der Neuaufstellung um «bis zu 1,7 Milliarden Euro» zu verbessern.
Betriebsratschef Stimoniaris sagte, das Eckpunktepapier sichere die Zukunft der Arbeitsplätze und des Unternehmens: «Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die einzelnen Standorte sind festgelegt.» Die Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden sollen.
MAN schwächelt schon seit Jahren. Die EU-Klimavorgabe, bei Lastwagen bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen, erhöht den Druck. Dazu kommt die Corona-Krise.
Der Betriebsrat hatte die ursprünglichen Pläne zum Stellenabbau als «Kahlschlag» bezeichnet und war vor Gericht gegangen. Der Vorstand hatte sie als notwendige Restrukturierung bezeichnet, um mit dem eingesparten Geld in alternative Antriebe und die Digitalisierung investieren zu können.