Im vergangenen Jahr hat die Motorstärke der Neuwagen in Deutschland einen neuen Rekordwert erreicht: 165 PS hatte der Durchschnitts-PKW unter der Haube. Besonders interessant dabei: Noch nie ist die PS-Zahl so stark gestiegen wie letztes Jahr - im Jahr 2019 verfügte ein Neuwagen nämlich „nur“ über durchschnittlich 158 PS. Dieser Anstieg von sieben PS (entspricht 4,43 Prozent) beträgt fast das Dreifache der durchschnittlichen Steigerung von jährlich 2,43 PS, die seit 1990 (dem Jahr, in dem die Auswertung begann) verzeichnet wird.
Laut dem „CAR-Center Automotive Research“ (Duisburg) sind vor allem drei Faktoren für den starken Anstieg verantwortlich.
Tesla-Effekt
Erstens, die Zunahme von Plug-in-Hybriden und Elektro-Autos. Erstere Neuwagen hatten im Durchschnitt 190 PS, letztere 169. Beide sind damit stärker motorisiert als die Durchschnitts-Neuwagen, die es – wie schon gesagt – auf 165 PS bringen (durchschnittliche Diesel verfügen über 171 PS, durchschnittliche Benziner über 152 PS). Der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center spricht in diesem Zusammenhang von einem Tesla-Effekt: „Die Motorstärke bei Tesla starten beim Einsteiger-Wagen ´Model 3´ mit 306 PS. In der Spitze beim ´Model S´ geht das bis auf 999 PS hoch. Innerhalb von vier Jahren sind bei den vollelektronischen Autos die Durchschnitts-PS-Werte um 50 PS (in Prozent: 42) gestiegen.“
SUV-Boom
Das Wachstum bei den PS-Zahlen wird nicht nur durch veränderte Präferenzen bei der Antriebsart, sondern auch durch veränderte Vorlieben bei der Karosserie-Variante ausgelöst. Ein großer Treiber sind hierbei die SUVs, die sich – wie schon in den vergangenen Jahren – steigender Beliebtheit erfreuen: Das Durchschnitts-Modell brachte es 2020 auf 181 PS. Mit durchschnittlich 174 PS verfügten auch Kombis über eine höhere Motorleistung als der Durchschnitts-Neuwagen.
Firmenwagen und Beamten-Fahrzeuge
Firmenwagen waren mit 177 PS ein ganzes Stück höher motorisiert als der Durchschnitts-Neuwagen. Dabei fiel der Umstand stark ins Gewicht, dass bei den Firmenwagen ein Trend zu Plug-In-Hybriden herrschte. Ansteigende PS-Zahlen sind seit Jahren auch bei Behörden-Fahrzeugen zu beobachten – wobei anzumerken ist, dass sie mit 159 Pferdestärken sechs PS unter dem Gesamt-Durchschnitt von 165 liegen. Mit 157 PS liegen Privatautos sogar noch etwas mehr unter dem Gesamt-Durchschnitt. Dabei ist zu beobachten, dass die Schere im Privat-Segment immer weiter auseinanderklafft: Auf der einen Seite fahren immer mehr Menschen Kleinwagen – gleichzeitig kaufen immer mehr aber auch einen (in aller Regel hochmotorisierten) SUV.
Porsche 911
Interessant ist ein historischer Vergleich. Das Urmodell des Porsche 911 wurde bis einschließlich 1973 gebaut. Das Kultauto nannte damals 130 PS sein Eigen – das heißt, 35 PS weniger als ein heutiger Durchschnittsneuwagen. Ein heutiger 911er verfügt übrigens, je nach Ausstattung, über 385 bis 650 PS – die Zeiten haben sich wahrlich geändert.