Wirtschaft

Siemens Energy baut tausende Arbeitsplätze ab

Der Abbau am Industriestandort Deutschland im Bereich der konventionellen Energieversorgung geht weiter.
02.02.2021 10:39
Aktualisiert: 02.02.2021 10:39
Lesezeit: 2 min

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy streicht bis zum Jahr 2025 rund 7.800 seiner weltweit gut 90.000 Arbeitsplätze. Betroffen sei die auf konventionelle Kraftwerke spezialisierte Sparte Gas and Power, teilte der Konzern am Dienstag mit. Drei Viertel der Stellen würden in der Verwaltung, dem Management und im Vertrieb abgebaut. In Deutschland sollen 3.000 Arbeitsplätze wegfallen, die Standorte blieben aber bestehen. Vorstandschef Christian Bruch sagte, er sei zuversichtlich, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können.

Bruch will Standortschließungen vermeiden. Dazu, an welchen Standorten Stellen abgebaut werden sollen, äußerte er sich nicht, allerdings sollen insbesondere Bereiche der konventionellen Energieerzeugung betroffen sein. Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass angesichts des Produktportfolios Mühlheim, Berlin und Duisburg stärker betroffen sein könnten. Sitz des Unternehmens ist München, das Hauptquartier soll in Berlin angesiedelt werden.

Die Umsetzung der Maßnahmen sei bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025 geplant, ein Großteil solle aber bereits bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023 erfolgen. In Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern solle zeitnah eine Einigung über den geplanten Arbeitsplatzabbau erzielt werden. Die IG Metall hatte bereits in der vergangenen Woche mit dem Management eine erste Vereinbarung getroffen.

Gute Zahlen zum vierten Quartal

Die Zahlen aus dem ersten Quartal des ersten eigenständigen Geschäftsjahres von Siemens Energy fielen gut aus. Von Oktober bis Dezember verdiente das Unternehmen unter dem Strich 99 Millionen Euro und kehrte damit in die Gewinnzone zurück. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Energy noch einen Milliardenverlust gemacht. Der Umsatz stieg trotz negativer Währungseffekte leicht auf 6,5 Milliarden Euro, der Auftragsbestand hielt sich stabil bei 79 Milliarden Euro.

Das Ergebnis wurde zum einen von operativen Verbesserungen bei Gas and Power und der Windkrafttochter Siemens Gamesa getragen. Zum anderen halfen einmalige Sondereffekte: So sparte das Unternehmen durch Homeoffice und wegfallende Dienstreisen in der Corona-Pandemie. Dass die Geschäfte im ersten Quartal gut liefen, ändere aber nichts an der Notwendigkeit des Umbaus, hieß es von Siemens Energy.

Nicht die erste Abbau-Welle

Die Energietechnik-Sparte wurde bereits vor der Abspaltung von Siemens von Stellenabbau-Wellen gebeutelt. 2018 hatte der Münchner Industriekonzern mehr als 6.000 Arbeitsplätze gestrichen, vor allem im Geschäft mit großen Gas- und Dampfturbinen. Die damals geplante Schließung des Turbinen-Werks im sächsischen Görlitz hatte für große Proteste gesorgt. Die Arbeitnehmer beriefen sich auf die Zusage, dass Siemens keine Standorte aufgeben werde. Letztlich verzichtete Vorstandschef Joe Kaeser auf die Schließung. Der Abbau von 2.900 Stellen in Deutschland wurde ohne Kündigungen bewerkstelligt. Ein Jahr später fielen weitere 2.700 Stellen im Projektgeschäft, bei Hochspannungsnetzen und Transformatoren weg, gut die Hälfte davon in Deutschland.

In den USA sollen nun 1.700 Jobs abgebaut werden. Die übrigen verteilen sich auf diverse Standorte weltweit. Siemens Energy will bis 2023 eine bereinigte Ebita-Marge vor Sondereffekten von 6,5 Prozent bis 8,5 Prozent erreichen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 lag sie bei 5,6 Prozent. Unter dem Strich fuhr das Unternehmen einen Gewinn von 99 Millionen Euro ein.

Attacken aus den USA

Im Rechtsstreit mit dem US-Konkurrenten General Electric hat Siemens Energy nach Aussage von Bruch die Klageschrift erhalten. Zu dem Inhalt wollte er sich nicht äußern. Für Anwaltskosten seien Rückstellungen gebildet worden. GE hat vor einem Bundesbezirksgericht im Bundesstaat Virginia Klage eingereicht. Die Amerikaner werfen dem deutschen Unternehmen vor, sich mit illegalen Mitteln Vorteile für Angebote von Gasturbinen an einen Energieversorger beschafft zu haben. Der Fall reiche zurück bis Mai 2019. Siemens Energy gehörte damals noch zum Münchner Siemens-Konzern. GE hat den Schaden auf mehr als eine Milliarde Dollar (rund 820 Millionen Euro) beziffert.

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