Wirtschaft

„Energiewende“: Mittelständlern wird zunehmend der Strom abgestellt

Deutschland ist mit der „Energiewende“ industriepolitisch auf dem Weg zum Entwicklungsland. Weil die gesicherte Versorgung wegen Kohle- und Atomausstieg bröckelt, muss immer mehr Firmen ohne Vorwarnung der Strom abgestellt werden.
02.02.2021 11:57
Aktualisiert: 02.02.2021 11:57
Lesezeit: 1 min
„Energiewende“: Mittelständlern wird zunehmend der Strom abgestellt
Arbeiter reparieren Schäden an einer Hochspannungsleitung. (Foto: dpa) Foto: Peter Förster

Eine zunehmende Zahl von Unternehmen in Deutschland registriert Schwankungen oder sogar plötzlich auftretende Versorgungslücken beim Strom. Der Grund – der steigende Anteil der Stromerzeugung, der von witterungsabhängigen und daher schwankungsanfälligen Energiequellen wie Windrädern und Solaranlagen bereitgestellt wird. Parallel dazu sinkt aufgrund des von der Bundesregierung vorangetriebenen Ausstiegs aus Kohlekraft und Atomkraft der Anteil der planbaren Stromerzeugungskapazitäten seit Jahren ab.

Deutschland auf dem Weg zum industriellen Entwicklungsland

„Kopflos wurde vor 20 Jahren alles auf den Ausbau der erneuerbaren Energien gesetzt“, sagte Reinhold von Eben-Worlée, der Präsident des Verbands Die Familienunternehmer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Gespräch.

Die FAZ berichtet weiter:

„Die Folge: Immer mehr Familienunternehmen sind von deutlichen Netzschwankungen betroffen“, monierte Eben-Worlée, dessen Verband rund 180.000 Unternehmen mit 8 Millionen Mitarbeitern repräsentiert.

Eben-Worlée stützt sich auf eine neue Umfrage unter knapp 1100 Mitgliedsunternehmen. Ihr zufolge haben in den vergangenen vier Jahren 47 Prozent der Betriebe Netzschwankungen registriert. Vor acht Jahren waren es nur 34 Prozent. In mehr als 10 Prozent der neuen Fälle dauerten die Störungen länger als drei Minuten. 19 Prozent der unter Netzschwankungen leidenden Gesellschaften sei dadurch ein „relevanter Schaden“ entstanden, hieß es.

„Viele Familienunternehmer sorgen sich um ihre sichere Versorgung mit Strom in einem System voller volatiler Energiequellen“, sagte der Verbandspräsident. Die Lage sei nicht zuletzt deshalb brisant, da Anbieter von Hochtechnologie auf eine „Versorgungsgarantie im Millisekundenbereich“ angewiesen seien. Für Eben-Worlée hat die Politik in ihrer jetzigen Strategie zur Energiewende die falschen Prioritäten gesetzt. „Spätestens die neue Bundesregierung darf sich nicht mehr allein nur auf ihre hohen Ausbauziele fokussieren, sondern muss das Gesamtsystem ins Auge fassen“, forderte er. „Auch die Erneuerbaren müssen Wege finden, eine Grundlast mit störungsfreien Stromlieferungen zu garantieren.“

Es sind jedoch nicht nur kleine Unternehmen, die von den Abschaltungen betroffen sind. So wurde der energieintensiv arbeitende Aluminumhersteller Trimet Hütte in den vergangenen Jahren mehrfach Opfer von kurzfristig verordneten Abschaltungen, weil nicht genug Strom im Netz vorhanden war, um die gegenwärtige Nachfrage im Bezugsgebiet zu decken.

Lesen Sie dazu auch:

DWN-SPEZIAL - Deutschlands Stromnetz ist akut gefährdet, es droht eine Strommangel-Wirtschaft

Wussten Sie, dass Europa am vergangenen Freitag haarscharf an einem massiven Stromausfall vorbeigeschrammt ist?

Herbst 2020: Kohle ist die wichtigste Stromquelle in Deutschland

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik 50 Jahre Abkommen von Helsinki – ein Pakt ohne Erbe
09.08.2025

Vor 50 Jahren versprach das Abkommen von Helsinki eine neue Weltordnung aus Kooperation und Respekt. Heute, im Zeitalter hybrider Kriege,...

DWN
Technologie
Technologie Globale Bank-ID: Yubico-Gründerin will Passwörter abschaffen – Milliardenpotenzial für deutsche Firmen
09.08.2025

Die Gründerin von Yubico will mit ihrer Stiftung Siros ein globales, offenes System für digitale Identitäten schaffen – sicher wie ein...

DWN
Technologie
Technologie ChatGPT-5: So verwenden Sie das neue ChatGPT-Modell
08.08.2025

Open AI erlaubt erstmals tiefe Einblicke in die Denkweise von ChatGPT. Wer die neue Erweiterung nutzt, kontrolliert nicht nur Daten –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kreditprogramme für den Mittelstand: Neue KfW-Digitalförderung für KMU, Kritik an „Made for Germany“
08.08.2025

Zwei neue KfW-Kreditprogramme unterstützen KMU seit Juli gezielt bei Digitalisierung und Innovation. Unterdessen sorgt die fehlende...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt "Aufstehen, hingehen, machen": Thomas Hintsche verkauft seit 30 Jahren gegrillte Würstchen auf dem Markt
08.08.2025

Seit 30 Jahren verkauft Thomas Hintsche Bratwurst, Steak, Buletten und mehr auf dem Markt. Seine Grillskills hat er perfektioniert, kennt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis bleibt stabil: USA verhängen Zölle auf Goldimporte – Schweiz im Fokus
08.08.2025

US-Zölle auf Goldimporte versetzen den Markt in Aufruhr. Besonders die Schweiz könnte hart getroffen werden. Während der Goldpreis in...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re-Aktie fällt: Rückversicherer spürt Preisdruck trotz Rekordgewinn
08.08.2025

Die Munich Re-Aktie erlebt nach einem Rekordgewinn überraschend Gegenwind. Trotz starker Halbjahreszahlen dämpfen sinkende Preise und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verhandeln lernen: Mit Strategie zum Erfolg – jeder kann es mit den richtigen Methoden
08.08.2025

Erfolgreich verhandeln kann jeder – mit den richtigen Methoden. Erfahren Sie, wie Sie mit Strategie, Künstlicher Intelligenz und...