Banken werden wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU Schätzungen der Bundesbank zufolge voraussichtlich Geschäfte im Billionenvolumen nach Deutschland verlagern. Bis Ende 2020 haben Banken demnach bereits Geschäftsvolumina im Umfang von 675 Milliarden Euro von Großbritannien nach Deutschland umgesiedelt, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Handelsblatt. Die Zahlen könnten sich leicht vervielfachen. „Die aktuellen Planungen der Banken sehen vor, dass das verlagerte Geschäftsvolumen allein bis Ende nächsten Jahres auf 1,2 Billionen Euro steigen wird.“ Wuermeling ist im Vorstand der deutschen Notenbank für die Bankenaufsicht zuständig.
Ende 2020 war die Übergangsfrist nach dem EU-Ausstieg Großbritanniens abgelaufen, in der für das Land noch die EU-Regeln galten. Damit endet für Banken auch die Möglichkeit, mit Hilfe des sogenannten „EU-Passes“ vom Vereinigten Königreich aus Geschäfte in der gesamten EU zu betreiben.
„Die Institute, die in Frankfurt Niederlassungen auf- oder ausgebaut haben, haben bisher rund 2500 Arbeitsplätze aus London verlagert“, sagte Wuermeling. Wie viele davon genau in der Mainmetropole angesiedelt seien und wie viele in anderen europäischen Standorten, können er nicht beziffern. Bisher entwickele sich Frankfurt gut. Der Fokus der Banken habe bis jetzt darauf gelegen, die regulatorisch nötige Infrastruktur auf dem Kontinent aufzubauen. „Rund 60 Finanzdienstleister haben dies in Deutschland getan und entsprechende Lizenzen erhalten“, sagte der Bundesbank-Vorstand.