Wirtschaft

Corona beendet die Krise der deutschen Seeschifffahrt

Nach zwölf Krisenjahren blickt die deutsche Seeschifffahrt in weiten Teilen wieder optimistisch in die Zukunft. Das Jahr 2020 war nach Aussagen des Verbands Deutscher Reeder sogar "außerordentlich gut".
23.02.2021 15:37
Lesezeit: 2 min
Corona beendet die Krise der deutschen Seeschifffahrt
Am Altonaer Holzhafen sind Containerschiffe und Kräne zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Georg Wendt

Nach zwölf Krisenjahren blickt die deutsche Seeschifffahrt trotz Corona-Pandemie in weiten Teilen wieder optimistisch in die Zukunft. "Wir haben die Krise, die uns seit 2009 beschäftigt hat, weitgehend hinter uns gelassen und sind in vielen Bereichen bislang auch erstaunlich unbeschadet durch die Pandemie gefahren", sagte der Präsident des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Alfred Hartmann, am Dienstag.

Das Corona-Jahr 2020 sei außerordentlich herausfordernd gewesen. "Wir hatten im Frühjahr noch große Sorgen, dass wegen der Pandemie (...) der Markt komplett zusammenbricht", sagte Hartmann. Zum Herbst habe es dann aber eine überraschende Wende vor allem bei der Containerfracht gegeben. "Wenn ich außerordentlich gut sage, dann beziehe ich mich natürlich schon auch auf das Ende von zwölf Krisenjahren", sagte Hartmann. Die Charterraten lägen aber immer noch unter dem Niveau von 2008.

In einzelnen Segmenten gebe es aber Probleme, etwa beim Transport von Erdöl. Schlecht sehe es auch bei den Fähr- und Fördeschiffen aus, die zu den Inseln fahren. "Der Markt ist sehr eingeschränkt", sagte Hartmann mit Blick auf die Osterferien. Ähnlich verhalte es sich bei den Kreuzfahrtschiffen. "In dem Bereich haben wir noch große Sorgen, nicht nur bei den Reedereien, sondern auch bei den Werften, die keine neuen Aufträge bekommen."

Deutschland ist nach Angaben des Geschäftsführenden VDR-Präsidiumsmitglieds Ralf Nagel trotz eines Rückgangs um 0,4 Punkte auf 4,5 Prozent beim Anteil an der Welthandelsflotte immer noch die fünftgrößte Schifffahrtsnation. Ende 2020 umfasste die Handelsflotte 2001 Schiffe mit 48,7 Millionen BRZ (Bruttoraumzahl/Bruttoregisterzahl), das sind 139 Schiffe oder 4,1 Millionen BRZ weniger als im Jahr zuvor. Besonders stark am Weltmarkt sei die deutsche Handelsflotte in der Containerschifffahrt mit 12,5 Prozent sowie bei den Mehrzweckschiffen mit 10,3 Prozent.

Fast die Hälfte der deutschen Handelsflotte (45,6 Prozent) fahre unter der Flagge eines EU-Staats, neben Deutschland vor allem Portugal, Zypern und Malta, sagte Nagel. Den Rest teilten sich vor allem der karibische Inselstaat Antigua und Barbuda sowie das westafrikanische Land Liberia. Die Zahl der nur in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigten Seeleute bezifferte Nagel auf knapp 7600. "Das sind natürlich weniger als in früheren Jahren. Aber wir haben da eine gewisse Stabilisierung erreichen können."

Weiter weltweit Schwierigkeiten bereitet wegen der Corona-Pandemie der Wechsel der Crews auf den Seeschiffen. "Nach wie vor befinden sich in etwa 400.000 Seeleute auf den Schiffen, die nicht planmäßig abgelöst werden können", sagte Hartmann. Auf der anderen Seite sitze noch einmal die gleiche Zahl an Seeleuten zu Hause und habe keine Arbeit. Auch die Corona-Impfungen seien ein großes Problem. So müssten die Impfstoffe weltweit anerkannt sein. Und: "Die Zweifachimpfungen können in den seltensten Fällen bei den Seeleuten durchgeführt werden, es sei denn sie sind zu Hause im Urlaub."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu. Welche Titel profitieren,...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie im Fokus: Teslas Model 3 Standard startet in Deutschland – Experten hinterfragen Musks Einfluss
05.12.2025

Tesla bringt das Model 3 als neue Standard-Version nach Deutschland und senkt den Einstiegspreis deutlich. Weniger Komfort soll mehr...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Wirtschaft in der Währungsunion überrascht mit stärkerem Quartal
05.12.2025

Die Eurozone-Wirtschaft hat im Sommer mehr Dynamik gezeigt als gedacht. Neue Daten von Eurostat korrigieren das Wachstum nach oben, doch...