Wirtschaft

Corona-Rezession wie Zweiter Weltkrieg – der Tod des Gastgewerbes ist beschlossene Sache

Die aktuelle Corona-Rezession weist große Ähnlichkeiten mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf. Aus einem Bericht geht hervor, dass die finanziellen Rettungsmaßnahmen für das Gastgewerbe überflüssig seien, weil das Gastgewerbe die Corona-Beschränkungen unmöglich überleben könne – ob mit oder ohne Finanzhilfen.
01.03.2021 20:17
Aktualisiert: 01.03.2021 20:17
Lesezeit: 2 min
Corona-Rezession wie Zweiter Weltkrieg – der Tod des Gastgewerbes ist beschlossene Sache
Brennende Kerzen stehen im geschlossen Biergarten einer Gaststätte auf den leeren Biertischen. Unter dem Motto "Die Hütte brennt" haben Gastronomen in Bayern in ihren Wirtshäusern die Lichter angeknipst. Mit der Aktion wollen sie auf ihre desolate Lage in der Corona-Krise aufmerksam machen (4. Februar 2021). (Foto: dpa)

Der Zusammenbruch der Weltwirtschaft durch Corona führt zu Vergleichen mit früheren großen wirtschaftlichen Anpassungen. Und während über die Finanzkrise von 2008 viel diskutiert wird, hat die aktuelle Krise eigentlich mehr mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hatte zu Beginn der Corona-Pandemie gesagt, dass die Menschen sich nach der Pandemie auf eine neue Weltordnung einstellen müssen. Das Pandemie-Jahr 2020 verglich er mit dem Jahr 1944 – als die Ardennen-Offensive der deutschen Streitkräfte gegen die Alliierten stattfand (HIER).

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind vergleichbar mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte die US-Wirtschaft viel mehr Panzer, Waffen und medizinische Versorgung, und das BIP-Wachstum wurde als robust gemessen - insbesondere im Vergleich zu den schlechten Jahren der vorangegangenen Weltwirtschaftskrise. Diese guten BIP-Zahlen sind jedoch irreführend. Daten zum persönlichen Verbrauch zeigen, dass weniger Waren und Dienstleistungen verfügbar waren und die meisten Menschen an der Heimatfront ein ausgeprägtes Gefühl der Entbehrung verspürten. Vielen Amerikanern und anderen Menschen geht es jetzt genauso. Während des Krieges ersetzten rationierte Konservendosen das T-Bone-Steak. Heute ersetzt „Yoga by Zoom“ den Besuch im Fitnessstudio, doch auch Konservendosen feiern ihr Comeback, berichtete „Bloomberg“ bereits am 24. März 2020.

Eine gute Nachricht ist, dass die USA und andere Länder wahrscheinlich einen Boom erleben werden, sobald die Unsicherheit um Corona verschwunden ist, und dies wird dem Boom nach dem Zweiten Weltkrieg ähneln. Die Menschen werden Monate damit verbracht haben, ihre gewohnten Konsumausgaben zurückzuhalten.

Wenn die Zeit gekommen ist, wird diese aufgestaute Nachfrage entfesselt werden, und die Hersteller von Gebrauchsgütern werden über das Inventar verfügen, um sie zu befriedigen. Mit anderen Worten, es gibt mehr intertemporale Substitution als gewöhnlich. Auf der anderen Seite wird ein Großteil des verlorenen Konsums nicht wieder aufgeholt werden, vor allem im Dienstleistungssektor. Verzicht auf Restaurantmahlzeiten und Musikkonzerte können nicht nachgeholt werden. Dies wird eine sehr schmerzhafte Rezession beim Gastgewerbe nach sich ziehen. Oder wie es der WEF-Gründer Klaus Schwab in seinem Buch „Covid-19: The Great Reset“ wörtlich ausdrückt: „In Frankreich und im Vereinigten Königreich schätzen mehrere Branchenkenner, dass bis zu 75 Prozent der unabhängigen Restaurants die Lockdowns und die nachfolgenden Social-Distancing-Maßnahmen nicht überleben könnten. Überleben werden hingegen die großen Ketten und Fast-Food-Giganten. Das legt die Vermutung nahe, dass große Unternehmen größer werden, während die kleinsten schrumpfen oder ganz verschwinden.“

Wie im Zweiten Weltkrieg besteht heute eine der größten Gefahren in dem Risiko unangenehmer und unerwarteter Überraschungen. Zu den Risiken gehören beispielsweise ein Finanz-Crash und Implosionen in Unruhe-Staaten.

Es ist schwierig, die Wahrscheinlichkeit dieser Risiken abzuschätzen. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Corona-Krise besteht darin, dass die Menschen im Zweiten Weltkrieg wussten, dass der Krieg lange dauern würde. Anstatt zu versuchen, in Schwierigkeiten geratene Sektoren zu „stützen“, ermutigten die USA die Fabriken, Panzer anstelle von Autos herzustellen. In der aktuellen Pandemie wurden in Deutschland finanzielle Hilfen zur Unterstützung des Gastgewerbes und des Mittelstands zwar versprochen, doch nicht angemessen eingehalten.

„Heute ist es schwer abzuschätzen, wann sich die Lage wieder normalisieren wird. Ist es eine gute Politik, kleine Restaurants zu stützen, um ihre vollständige Rückkehr innerhalb weniger Monate zu ermöglichen? Oder machen die zweite und dritte Welle eine schnelle Erholung unmöglich? In diesem Fall ist es für viele dieser Restaurantmitarbeiter möglicherweise besser, auf Amazon-Lieferwagen umzusteigen, da viele dieser Restaurants nicht wiedereröffnet werden“, so „Bloomberg“.

Die Gesamtnachfrage kann erst zurückkehren, wenn die Angebotsprobleme behoben sind. Darüber hinaus leidet die Nachfrage unter (mindestens) zwei Problemen gleichzeitig: Viele Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz, und eine große Nachfrage wird vorsätzlich unterdrückt, weil die Menschen dazu gezwungen werden, zu Hause zu bleiben. Dadurch wird die Nachfrage in den Online-Bereich umgeleitet, doch die meisten Menschen sind es gewohnt, ihre Einkäufe in den Innenstädten zu tätigen. Diese Angewohnheit soll den Menschen im Verlauf des Lockdowns offenbar abgewöhnt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...